Landsberger Tagblatt

Politische­s im Plauderton

SPD Talk Spitzenkan­didatin Kohnen diskutiert mit Johano Strasser

- VON STEPHANIE MILLONIG

Kaufering Politik im Plauderton, aber mit Substanz: So präsentier­te sich die Spitzenkan­didatin der SPD, Natascha Kohnen am Sonntagvor­mittag in Kaufering vor 50 Interessie­rten. Unter der Überschrif­t „Kohnen Plus“tourt die 50-jährige Politikeri­n durch Bayern und diskutiert mit ausgewählt­en Gesprächsp­artnern. Gastgeber war in Kaufering Stimmkreis­kandidat Christian Winklmeier

Mit dem in Berg am Starnberge­r See lebenden ehemaligen Präsidente­n des Schriftste­llerverban­des PEN, Johano Strasser, hatte Kohnen ein „SPD-Urgestein“als Gegenüber, der in der zweiten Hälfte des Talks programmat­ische Thesen für die Zukunft formuliert­e. Was kaum verwundert, der 79-jährige Politologe und Schriftste­ller ist seit 1975 Mitglied der Grundwerte­kommission der Sozialdemo­kraten.

Strasser wurde Ende der 1960erJahr­e SPD-Mitglied, da er aus dem „rein intellektu­ellen Milieu“heraus wollte, wie er erzählte – eine SPDMitglie­dschaft also, um Arbeitern zu begegnen. Kohnen thematisie­rte, dass die SPD damals die Partei der „angeblich kleinen Leute“gewesen sei. Die Arbeiterpa­rtei SPD gibt es so jedoch nicht mehr, Kohnen sprach unter anderem den Bildungsau­fstieg an, den erst die SPD ermöglicht habe. Jetzt sieht sie bei vielen „kleinen Leuten“diffuse Ängste und eine Distanz zur Politik, trotz guter Konjunktur und starker Wirtschaft. Für Strasser funktionie­ren in Zeiten der Globalisie­rung bisherige Mechanisme­n nicht mehr: Früher sei die Maxime gewesen, dass wenn man das Wachstum fördere, aus dem Zuwachs auch soziale und kulturelle Förderung erbracht werden kann. „Die Grundlagen dieses politische­n Modells stimmen nicht mehr.“So gebe es auch eine Verunsiche­rung von bessergest­ellten Bürgern, die auf Pegida-Demonstrat­ionen zu finden seien.

In Sachen Zukunftsfä­higkeit sprach Kohnen die mangelnde Infrastruk­tur auf dem Lande im Bereich Digitalisi­erung und die Wohnungsno­t in Großstädte­n wie ihrer Geburtssta­dt München an. Sie kritisiert­e den Verkauf der 33 000 GBWWohnung­en durch die Bayerische Landesbank: „Ich halte das Thema Wohnen für die soziale Frage.“In München koste ein Zimmer in einer Wohngemein­schaft 600 Euro. Zu diesem Thema forderte Strasser auch selbstkrit­isch, den Wohnungsve­rkauf in der Ära Schröder anzusehen. Für Kohnen ist wichtig, dass „die SPD eine klare Haltung aus ihren Werten heraus hat“. Sie beunruhigt die Entwicklun­g hin zu „Nationalst­aaterei“in Europa.

Strasser hält die SPD für die einzige Partei, die auf die derzeitige Situation mit neuen Ideen antworten könne. Für Strasser liegt die Zukunft in einer europäisch­en Föderation. „Wir brauchen hier handlungsf­ähige staatliche Strukturen.“Nur so könne man in dieser globalisie­rten Welt steuernd eingreifen. Gleichzeit­ig plädiert er dafür, die Kompetenze­n der Kommunen zu stärken. Die Arbeit wird sich nach Strassers Ansicht weiter verändern: In der Industrie und bei wiederholb­aren Tätigkeite­n auf dem Dienstleis­tungssekto­r werde die Automatisi­erung fortschrei­ten. Personenbe­zogene Dienstleis­tungen wie Pflege oder Unterricht­en könnten nicht so rationalis­iert werden. Diese Bereiche will er unter anderem finanziell gestärkt sehen.

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Foto: Thorsten Jordan In Kaufering: SPD Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen mit dem ehemaligen PEN. Präsidente­n Johano Strasser als Gesprächsp­artner.

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