Wenn der Wirt zum Mikro greift
Leidenschaft Mario Arbia singt in seiner Trattoria den Gästen gerne ein Ständchen
Dießen Den Besuchern seines Restaurants „La Gondola“am Dießener Marktplatz bietet der Wirt Mario Arbia nicht nur kulinarische, sondern auch musikalische Genüsse. Wenn er das Licht im Lokal ausmacht und die glitzernde Disco-Kugel sich zu drehen beginnt, wissen alle Stammgäste: Jetzt greift der 49-Jährige zum Mikrofon und begeistert das Publikum mit Hits aus seiner italienischen Heimat.
Wer das zum ersten Mal erlebt, ist verblüfft: Wo gibt es am Ammersee schon einen singenden Wirt, der mit so viel Charme für ausgelassene Stimmung sorgt? Ähnlich wie sein Sangeskollege Bruno Ferrara (erfolgreich mit dem Ohrwurm „Amore mio“), der aus Neapel nach Deutschland kam und eine Lehre als Koch absolvierte, stammt auch Mario Arbia aus Süditalien und machte sich mit 16 Jahren auf den Weg zu seinem älteren Bruder Franco, den es bereits in die bayerische Landeshauptstadt München gezogen hatte.
„Damals habe ich von der Sprache kein Wort verstanden, aber vieles durch Zeichentrickfilme gelernt“, erinnert er sich. Heimweh hatte er eigentlich gar nicht: „Wenn man so jung in einer so tollen Stadt lebt, dann ist einfach alles schön.“Schon mit 25 Jahren machte er sich selbstständig und hatte später beruflichen Erfolg in Augsburg, wo er gleich mehrere Lokale betrieb. „Allerdings war das auch eine sehr anstrengende Phase mit Arbeitszeiten bis zu zwölf Stunden jeden Tag.“
Deshalb ließ er es ab 2007 etwas ruhiger angehen, übernahm das Lokal im Zentrum von Dießen und gestaltete es um; zur originellen Dekoration gehören unter anderem Schiffsmodelle, viele Bilder und allerlei Krimskrams an den Wänden. Zur Musik kam Mario Arbia durch seinen besten Freund, den ItaloAugsburger Domenico Salerno; dieser spielt mehrere Instrumente und tritt als professioneller Unterhalter auf. „An einer solchen Karriere habe ich aber kein Interesse“, betont Mario Arbia, „aber wenn ein Gast Geburtstag hat und meine Zeit es erlaubt, dann bringe ich gern ein oder zwei Ständchen.“Dabei bleibt es aber meist nicht, weil die Zuhörer jedes Mal lautstark Zugaben fordern. Die instrumentale Begleitung zu den Songs von Ferrara oder Adriano Celentano kommt von der Festplatte, Marios Gesang ist live und ausdrucksstark, „weil ich Unterricht in Atemtechnik und so weiter nehme.“
Wenn er gekonnt den jungen Celentano imitiert – der heuer übrigens 80 Jahre alt wurde – fühlen sich die Gäste in Dießen wie im Italien-Urlaub und singen den Refrain von „Azzurro“mit. Zusammen mit seinem Freund Domenico stand Mario unter anderem schon beim Windacher Dorffest auf der Bühne oder beim Augsburger Plärrer vor mehr als 2000 begeisterten Zuhörern. „Mir macht das viel Spaß und es ist ein schöner Ausgleich zur Arbeit in der Gastronomie, die ja immer mit Stress verbunden ist; vor Mitternacht komme ich nur selten ins Bett.“Unterstützt wird Mario im Restaurant von seiner Familie: Seine Ehefrau Rosa, der Sohn Paolo und Neffe Marco helfen mit.
Das Schönste ist für den Wirt aber nicht die Musik und der Beifall, sondern ein Termin im kommenden November: „Dann wird mich Paolo zum Opa machen“, freut er sich auf die nächste Generation. Denn wie alle Italiener ist auch Mario ein leidenschaftlicher Familienmensch.