Große Unternehmen helfen jungen Gründern
Förderprogramm Hirschvogel, Hoerbiger und die Max-Aicher-Gruppe haben in Landsberg Fasttrack gegründet. Ausgewählte Start-ups können ihre Geschäftsideen mithilfe der drei Mittelständler vorantreiben
Landsberg Wenn sich große Firmen, die sich längst ihren Platz in der Welt des Handels erarbeitet haben, zusammenschließen, um jungen Unternehmern Hilfestellung zu geben, sich mit ihren innovativen Ideen zu behaupten, dann nennt man diese Unterstützung „AcceleratorProjekte.“Ein solches Förderprogramm, welches das Wachstum von „Start-ups“beschleunigen, Ideen im realen Produktionsumfeld testen und das Netzwerk der „großen“Experten greifen lässt, haben Hirschvogel aus Denklingen, Hoerbiger aus Schongau und die MaxAicher-Gruppe aus Freilassing ins Leben gerufen. Ziel des Programmes mit dem Namen „Fasttrack“ist es, Start-ups aus ganz Deutschland und Europa bei der Weiterentwicklung und Umsetzung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellten Michael Strommer, Florian Geretshuber und Ansgar Damm das Konzept vor, das von der Hirschvogel-Tochter Ceravis Incubation GmbH koordiniert wird. In drei Phasen ist „Fasttrack“gegliedert, dessen erster „Batch“– also ein kompletter Durchgang, bereits erfolgreich absolviert wurde, wie Florian Geretshuber von Ceravis erläutert.
Nach einer Bewerbungsphase, bei der im vergangenen Jahr aus 350 Bewerbern 19 Start-ups ausgewählt wurden, die sich im Bereich der E-Mobilität, Beschichtungstechnik oder Fertigungslogistik bewegen, fiel der Startschuss. Sie konnten beim „Pitch Day“in den Räumen von Ceravis am Penzinger Feld in Landsberg ihre Geschäftsmodelle präsentieren und dann um die Gunst der drei Konzerne buhlen.
Hirschvogel, Hoerbiger und die Max-Aicher-Gruppe beschäftigen zusammen rund 16000 Mitarbeiter und generieren einen Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro. „Für Start-ups ist eine solche Größenordnung absolut interessant“, sagt Geretshuber. Neun setzten sich durch und begannen in der dritten Phase an insgesamt zwölf Innovati- onsprojekten zu arbeiten. Nur ein Start-up-Projekt brach sein Vorhaben vorzeitig ab. Über die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit wurde im Juni bei einem Demotag informiert. Michael Strommer sagt: „Start-ups sind meist hochinnovativ und schaffen so einen großen Mehrwert für Unternehmen wie die unseren. Denn durch die Ideen der jungen Leute bekommen wir Zugang zu den neuesten Technologien.“
Der Mehrwert, den die Unternehmensgründer aus dem Accelerator-Projekt „Fasttrack“für sich ziehen könnten, liege vor allem darin, dass ihnen der Zugang zur Automobilindustrie deutlich erleichtert werde. Außerdem bestünde die Möglichkeit, „am offenen Herzen zu operieren“, also im realen Fertigungsumfeld die Ideen zu erproben und weiterzuentwickeln.
Damit unterscheide sich das in Landsberg realisierte Förderprojekt von anderen, die in der Branche gerne als „Innovationstheater“bezeichnet würden, ergänzt Strommer, weil der Bezug zur Realität meist fehle. Dort werde eben in der „Sandbox“, also im Sandkasten, experimentiert. Auch lege man in Landsberg den Fokus auf Start-ups aus dem B2B-Bereich, also dem Bereich, in dem Geschäftsbeziehungen
Start ups sind hochinnovativ und schaffen Mehrwert
Operiert wird in Landsberg am „offenen Herzen“
zwischen zwei Unternehmen bestünden. Entwickelt wurde beispielsweise eine Brille, auf deren Gläsern dem Träger detaillierte Bauanleitungen bestimmter Projekte dargestellt werden können. Andere Teams beschäftigten sich mit innovativen Beschichtungstechniken, künstlicher Intelligenz, dem Einsatz von Robotern in der Fertigung oder auch der schnellen, effizienten und zuverlässigen Verarbeitung von Daten. Nachdem Batch 1 in den Augen der Verantwortlichen sehr erfolgreich abgeschlossen werden konnte, hat Batch 2 bereits begonnen.
Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen, der Pitch Day wird sich im Oktober anschließen. Mitte Mai sollen die nächsten Jung-Unternehmer zeigen, was sie drauf haben und mit den großen Unterstützern realisieren konnten. Neben Räumlichkeiten bei Ceravis und in den drei beteiligten Unternehmen steht den Start-ups im Übrigen auch Platz im „Industrial Makerspace“am Penzinger Feld in Landsberg zur Verfügung. Dort finden Industrie- und Gewerbeunternehmen, Innovatoren und eben auch Start-ups professionelle Innovationswerkstätten.