Der schnellste Weg zum Eigenheim
Lesertelefon Wer sich den Traum von einer Immobilie erfüllen möchte, hat viele Fragen. Unsere Experten erklären, welche Finanzierungen möglich sind und wo die Risiken liegen
Augsburg In den eigenen vier Wänden zu leben, ist der Traum vieler Menschen. Doch vergleichsweise wenige verwirklichen ihn. Das gilt zumindest für Deutschland: Hinsichtlich Wohneigentum liegen die Deutschen im europäischen Vergleich auf dem vorletzten Rang. Wie man zum Eigenheim kommt, worauf bei der Finanzierung zu achten ist und welche Fehler lauern können, ist eine Sache für Experten. Bei unserem aktuellen Lesertelefon konnten sich angehende Häuslebauer bei Johannes Bürkner und Alexander Kohler vom Verband der Privaten Bausparkassen sowie bei Andreas Kohl von der Stiftung Warentest beraten lassen. Dabei beantworteten sie unter anderem diese Fragen:
Worauf sollte man bei der Aufstellung des Finanzierungsplanes unbedingt achten?
Sie müssen ehrlich durchrechnen, was Sie sich leisten können. Neben der Finanzierung Ihres Lebensunterhalts werden Sie vermutlich auch in den Urlaub fahren wollen und für die Wechselfälle des Lebens gerüstet sein. Deshalb ist es empfehlenswert, dass drei Monatsgehälter als Rücklage für ungeplante Investitionen zur Verfügung stehen. Zudem ist es eine Überlegung, Arbeitskraft, Gesundheit und Leben abzusichern.
Gibt es eine bestimmte Regel, nach der man seine Finanzierung aufstellen sollte?
Nein. Eine goldene Regel als Anleitung gibt es nicht, denn Finanzierungen sind immer individuell. Deshalb sollten Sie eine gute persönliche Beratung in Anspruch nehmen. Die Finanzierung kann sich aus unterschiedlichen Bausteinen zusammensetzen. In der Regel bietet sich eine Misch-Finanzierung aus KfW- und Bankdarlehen sowie ein Bausparvertrag an. Was den Bausparvertrag zur langfristigen Zinsabsicherung betrifft, sollten Sie sich nach einem Wohnriester-Bausparvertrag erkundigen. Dafür gibt es staatliche Zulagen.
Wir wollen unbedingt bauen. Dürfen wir in diesem Fall mit Fördermitteln rechnen?
Grundsätzlich ja. Der Bund fördert den Erwerb von Wohneigentum mit dem „KfW-Wohneigentumsprogramm“. Damit werden zinsverbilligte Darlehen bereitgestellt. Zudem gibt es für bauwillige Familien mit Kindern das neue Baukindergeld. Das ist ein staatlicher Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss. Das Land Bayern hat zudem das Baukindergeld Plus und eine Bayerische Eigenheimzulage beschlossen. Das heißt: Die Bundesförderung von 1200 Euro wird um 300 Euro pro Kind und Jahr auf 1500 Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren erhöht und es gibt dazu einen einmaligen Zuschuss als Bayerische Eigenheimzulage von 10000 Euro. Sie sollten auch in Ihrer Gemeinde nachfragen, ob es von der Kommune noch etwas gibt.
Kann man denn den Antrag auf das Baukindergeld schon stellen?
Nein, die Antragsmodalitäten sind noch nicht umgesetzt. Aber Sie können, wenn alles unter Dach und Fach ist, diesen Antrag auch rückwirkend stellen. Es geht also, sofern Sie förderberechtigt sind, nichts verloren.
Wir haben unsere Traumimmobilie gefunden, aber unser Bausparvertrag ist noch nicht in Zuteilung. Wie kann man das beschleunigen?
Man kann die Bausparsumme reduzieren und kommt damit eher in die Zuteilung. Sie können den Vertrag auch teilen. Aber Sie sollten auch prüfen lassen, ob ein Tarifwechsel mit günstigeren Konditionen möglich ist. Alternativ könnte auch eine Zwischenfinanzierung infrage kommen. Dafür konsultieren Sie am besten Ihre Hausbank.
Wir haben einen Baukredit aufgenommen, doch unser Bau fällt ins Wasser. Nun werden Bereitstellungszinsen fällig. Was ist zu tun?
Je Kreditvertrag werden bereitstellungsfreie Zeiten zwischen sechs und 24 Monaten vereinbart. In diesem Fall sollte man unbedingt das Gespräch mit der Bank suchen. Denn im Falle der Nichtinanspruchnahme eines vereinbarten Darlehens wird eine Nichtabnahmeentschädigung fällig. Das kann bedeuten, dass der Bank der entgangene Zins bis zum Zinsbindungsende zusteht.
Was ist eigentlich günstiger: ein schlüsselfertiges Fertighaus oder ein vom Architekten geplantes Haus?
Das kann man pauschal nicht beantworten. Wie teuer ein Hausbau letztendlich wird, hängt von der Ausstattung und den Bedürfnissen der Bewohner ab. Es gibt Fertighäuser, die im oberen Preissegment rangieren. Jeder Bauherr sollte sich deshalb immer zuerst fragen, welche Ansprüche er an sein Eigenheim stellt.
Wir haben unser älteres Haus saniert und wollen jetzt anschließend das Bad altersgerecht umbauen. Gibt es dafür eine finanzielle Unterstützung?
Ja. Sie können das KfW-Programm „Altersgrecht umbauen“in Anspruch nehmen. Das ist ein zinsverbilligtes Darlehen mit bis zu 50 000 Euro pro Wohneinheit. Das Ergebnis des Umbaus muss allerdings bestimmten Mindestanforderungen entsprechen, deren strikte Einhaltung von einem Sachverständigen bestätigt werden muss. Sollte jemand aus der Familie einen Pflegegrad haben, gibt es von der Pflegekasse bis zu 4000 Euro Zuschuss für diese sogenannte „wohnumfeldverbessernde Maßnahme“.
Kann man sich zur Beratung an die Verbraucherzentrale wenden?
Ja. Die Verbraucherzentrale berät im Vorfeld des Bau- oder Kaufvorhabens und prüft ebenso Finanzierungsangebote.
Unsere Heizung muss erneuert werden, doch wir haben das Geld nicht. Was kann man machen?
Sie können ein Sofortdarlehen der Bausparkasse in Höhe bis zu 30000 Euro für Ihre neue Heizungsanlage einsetzen. Das kann auch ohne Grundschuldeintrag gewährt werden. Es ist jedoch immer sinnvoll, wenn man eine Rücklage für das Haus bildet. Dafür bietet sich ein Bausparvertrag an, da die niedrigen Zinsen auch für die Zukunft gelten.
Kann man während der Zinsbindung die Tilgungsrate ändern?
Etliche Finanzierungsmodelle bieten die Möglichkeit eines Tilgungssatzwechsels während der Zinsbindung. Ansonsten ist es empfehlenswert, die Tilgungsrate lieber niedriger anzusetzen – mit der Option, durch Sondertilgungen Mehrleistungen einzubringen.
Energieeffizient zu bauen wird doch teurer, oder? Wie lässt sich das abfedern?
Wenn Sie energieeffizient bauen, können Sie eine entsprechende Förderung der KfW in Anspruch nehmen. Aber Sie sollten genau durchrechnen lassen, ob sich das lohnt.
Wir sind Mitte 30, haben zwei kleine Kinder und sind uns nicht sicher, ob die Riesterförderung für die Finanzierung unseres Fertighauses passt.
Sie sollten zum einen die Riesterförderung mittels eines Bausparvertrages in Ihren Finanzierungsplan einbeziehen. Dann erhalten Sie neben den Grundzulagen für sich und Ihre Frau in Höhe von jeweils 154 Euro zudem für jedes Kind eine Kinderzulage von 300 Euro. Das macht zusammen 1208 Euro pro Jahr, die Sie sparen. Zum anderen sollten Sie sich auch nach dem zinssubventionierten KfW-Kredit für Wohneigentum erkundigen. Eventuell kommt, wenn die Voraussetzungen stimmen, auch noch eine Landesförderung infrage das Baukindergeld Plus und die Bayerische Eigenheimzulage. Für die Landesförderung gilt: Diese Fördermittel gibt es nur, wenn die Fördertöpfe gefüllt sind. Es gibt darauf keinen gesetzlichen Anspruch.
Wir möchten Landesfördermittel für unseren Hausbau nutzen. Was gibt es wofür?
Unter www.bayernlabo.de finden Sie die Antragsmodalitäten und Konditionen für die Wohneigentumsförderung. Voraussetzung ist: Sie sind verheiratet, haben Kinder und liegen innerhalb der Einkommensgrenzen. Allerdings sind auch gewisse Wohnflächengrößen beim Neubau einzuhalten und es darf noch kein Immobilienbesitz vorhanden sein. Passt das alles, können Sie maximal 150 000 Euro zinsverbilligtes Darlehen mit 15 Jahre Zinsbindung bei einem Zins von 0,50 Prozent erhalten. Sagen Sie Ihrer kreditgebenden Bank, dass das LaboDarlehen für Sie eventuell in Betracht kommt.