Landsberger Tagblatt

Eine kleine Geschichte der Schultüte

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● Zum ersten Mal taucht die Schultüte wohl in einer Erzählung aus Sachsen auf. Es heißt, im Keller aller Schulen wachse ein Baum voller Zuckertüte­n, von dem der Lehrer für jeden braven Schulanfän­ger eine Tüte pflückt.

● Das „Brauchwiki“des Landesvere­ins für Heimatpfle­ge nennt als ersten schriftlic­hen Beleg einen Bericht, wo nach 1817 ein Jenaer Schüler zur Einschulun­g „eine mächtige Tüte Kon fekt“bekam.

● Im Lauf des 19. Jahrhunder­ts ver breitete sich das Geschenk vor allem unter Familien des ostdeutsch­en Bür gertums. Die Zuckertüte als Sym bol bezeugte Interesse an der Bildung des eigenen Kindes.

● Die erste industriel­l gefertigte Zuckertüte lief wohl 1910 im erzgebirgi­schen Wiesa vom Band, in der Fabrik des Unternehme­rs Carl August Nestler. Die Firma verkauft bis heute Schultüten, jetzt aber aufwendige Modelle wie „Elsa, die Eiskönigin“.

● In den Süden Deutschlan­ds drang der Brauch erst nach der NS Zeit vor. Dass die Schultüte flä chendecken­d auftauchte, lag ent scheidend am wirtschaft­lichen Auf schwung der 50er Jahre. Gesund heitspolit­ische Gründe hatten mitt lerweile aus der Zuckertüte die Schultüte werden lassen.

● Bei den Ausgaben sind ost deutsche Kinder ganz leicht im Vorteil: Eltern in Thüringen, Mecklenbur­g Vorpommern und Sachsen investiere­n zwischen 76 und 80 Euro für die Tüte samt Inhalt. Bayerische Erstklässl­er werden für 66 Euro beschenkt. (sari)

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Archivfoto: Nadine Bradl

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