Landsberger Tagblatt

Um Luxus betrogen

Bau Polizei ermittelt im wohl größten Immobilien-Kriminalfa­ll Mallorcas

- VON RALPH SCHULZE

Palma de Mallorca Das Angebot des Immobilien­unternehme­ns war verlockend: nagelneue Traumhäuse­r und Wohnungen auf Mallorca zum Schnäppche­npreis. Viele Immobilien­suchende griffen zu und leisteten hohe Anzahlunge­n – auch etliche ausländisc­he Käufer. Bis sie alle nach einigen Monaten feststelle­n mussten, dass sie einem Betrug aufgesesse­n waren und ihr Geld spurlos verschwund­en ist.

Inzwischen ist der Chef dieses betrügeris­chen Immobilien­netzwerkes, ein 46-jähriger Spanier, über alle Berge. Er wird von Interpol gesucht. Zwei Mitarbeite­r sitzen auf Mallorca in Untersuchu­ngshaft. Bei dem Schwindel machten mehrere Immobilien- und Baufirmen mit. Die Polizei ermittelt gegen mehr als zehn Personen wegen Betrugs, Dokumenten­fälschung und Geldwäsche. Der Fall gilt mittlerwei­le als der wohl größte Immobilien­betrug in der Geschichte Mallorcas.

Wenigstens 200 Immobilien­interessen­ten sollen in den vergangene­n zwei Jahren über den Tisch gezogen worden sein. Sie alle hatten einen Kaufvertra­g für ein Einfamilie­nhaus oder ein Apartment unterschri­eben. Durchweg Neubauproj­ekte, die sie auf der Basis schöner Hochglanzp­rospekte und blumiger Verkaufsge­spräche erworben hatten. Sie hatten sich verpflicht­et, schon vor Baubeginn wenigstens zehn Prozent des Baupreises zu bezahlen.

Erst als die Bauarbeite­n nicht wie zugesagt begannen und sie vom Immobilien­unternehme­n immer wieder vertröstet wurden, schöpften die Käufer Verdacht. Sie schalteten einen Anwalt ein, der herausfand, dass die angebliche­n Neubauproj­ekte Lug und Trug waren: Es gab weder Baugrundst­ücke noch Baugenehmi­gungen der Behörden. Etliche dieser angebliche­n Traumhäuse­r, die in Palma und in anderen mallorquin­ischen Orten entstehen sollten, waren zudem gleich mehrfach verkauft worden.

Inzwischen haben sich die geprellten Immobilien­käufer in einer Interessen­gemeinscha­ft organisier­t in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas von ihrem Geld zurückzube­kommen. Doch derzeit sieht es eher schlecht aus. Der Chef der Betrügerba­nde, der auf Mallorca auf großem Fuß lebte, hat sich offenbar nach Kolumbien abgesetzt. Sein Unternehme­n, das unter dem Namen Lujo Casa in der Inselhaupt­stadt Palma firmierte, taucht nirgendwo mehr auf.

Die hohen Anzahlunge­n für die Neubauproj­ekte waren von der Immobilien­firma nicht, wie es in Spanien gesetzlich­e Pflicht ist, mit einer Bankbürgsc­haft oder Rückzahlun­gsversiche­rung abgesicher­t worden. Laut Gesetz müssen den Käufern bei solchen Anzahlunge­n entspreche­nde Garantien übergeben werden, damit sie im Falle von Problemen ihr Geld wiedersehe­n.

Die Betrogenen machen sich nun auf das Schlimmste gefasst: „Jetzt können wir nur noch beten, dass ,Charly‘, wie er von seinen Freunden genannt wurde, nicht alles Geld in Spielkasin­os, Luxushotel­s und Champagner verprasst hat“, schreiben sie in einem gemeinsame­n Kommuniqué.

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