Zwei Sonntage ohne Krimi
ARD opfert Sendeplatz aus Konkurrenz-Angst
Augsburg Am Sonntagabend wird sich so mancher Zuschauer verwundert die Augen reiben. Max Ballauf und Freddy Schenk sehen im Kölner „Tatort“des WDR um einige Jahre jünger aus. Und der Fall mit dem entführten achtjährigen Lucas kommt vielen Krimi-Fans bekannt vor.
Beide Zweifel sind berechtigt: Der Entführungskrimi „Trautes Heim“wurde am 21. April 2013 zum ersten Mal gesendet. Was ist passiert, dass die ARD noch früh in diesem Programmherbst ihrem Sonntags-Aushängeschild „Tatort“am 9. September keine Erstausstrahlung gönnt?
Es ist die Angst des Ersten vor Jogi Löws WM-Versagertruppe. Denn der private Konkurrent RTL überträgt zeitgleich das Fußballspiel Deutschland – Peru. „Weil beide Programmangebote gemeinsame Zuschauergruppen ansprechen, hat sich die ARD-Abteilung Koordination Fernsehfilm für die KrimiWiederholung entschieden“, berichtet Barbara Feiereis von der WDR-Pressestelle. Was heißt, man will keine Quote verschenken. Obwohl man es sich dank des Rundfunkbeitrags doch leisten könnte. Kann sein, dass das Unentschieden auf Augenhöhe gegen Frankreich die RTL-Zahlen tatsächlich positiv beeinflusst.
Damit nicht genug: Der „Tatort“wird auch am Sonntag, 30. September, gekippt. Zugunsten der Serie „Babylon Berlin“. „Das TV-Ereignis verdient die beste Startrampe“, sagt ARD-Programmdirektor Volker Herres. Und die heißt Sonntag, 20.15 Uhr. Als der Bezahlsender und Produktionspartner Sky die Serie bereits vor einem Jahr gezeigt hatte, wurde sie mit Kritikerlob überschüttet und feierte auch international große Erfolge. „Babylon Berlin“nach den Büchern von Volker Kutscher erzählt aus den Augen eines jungen Kommissars die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Berlin der Weimarer Zeit.
Der „Tatort“, das verlässlichste eigenständige ARD-Programm, wird so irgendwie zum Spielball. Zumindest wirft die Politik des Ersten die Frage auf, ob die Koordination wirklich professionell arbeitet. Oder doch so wie der DFB.