Die Frage der Woche Regenschirm benutzen?
Huhu, hier meldet sich mal wieder die Vernunft. Und keine Sorge, die hat ja Erfahrung mit den Menschen, gibt’s sie doch, mehr oder weniger, seit es ihn selbst gibt. Darum kennt sie das alles.
Also, dass es Zeiten gibt, da wähnt sich ein Mensch als zu cool für einen Schirm. Zeiten, da ist ein Mensch zu genervt davon, wie unpraktisch es ist, immer so ein Ding dabei zu haben. Zeiten, da gönnt ein Mensch sich die Empfindlichkeit, das Geräusch des auf den Schirm tropfenden Regens behelligend zu finden. Zeiten, da fühlt sich ein Mensch verarscht, weil der Schirm oben Trockenheit vortäuscht, er sich untenrum nicht genug einpackt und darum vom hässlichen Erlebnis nasser Füße in nassen Schuhen ereilt wird. Zeiten, da ermuntert ein Mensch sich zur Revolte gegen die Zivilisation, was dann im Verzicht auf einen Regenschirm Ausdruck finden kann, weil ja auch Tiere…
Die Vernunft findet das alles beachtlich: Wie einfallsreich in seiner Eigenwilligkeit das Menschsein so ist! Wenn es für sie so etwas wie Vergnügen und Empfindung gäbe, empfände die Vernunft angesichts dieser Vielfalt Vergnügen. Aber ach, die Vernunft, sie schert sich naturgemäß nicht um Fragen von Lust und Geschmack, sonst wäre sie für den Menschen und er für sie verloren. Die Vernunft sagt halt einfach, was ihre Gesetzmäßigkeiten so humorlos festschreiben. Und dazu gehört auf ganz niederer Stufe auch, siehe Kausalitätsprinzip: Wenn von oben Wasser fällt und Mensch kein Dach überm Kopf hat, wird er nass. Wenn der Mensch zu Fuß im Freien unterwegs ist und dann samt seiner Kleidung nicht nass werden will, tut er gut daran, ein eigenes Dach mit sich zu führen. Die geniale Antwort darauf lautet mindestens seit dem Jahr 800 nach Christus: Regenschirm. Over.
Der einzige Mensch, der aus nachvollziehbaren Gründen einen Regenschirm benötigt, ist Mary Poppins. Einmal aufgespannt und ab in die Lüfte. Und wenn eine Schar Schornsteinfeger um das Kindermädchen tanzt, wird der Schirm kurzerhand zu einem Tanzpartner. Der Rest von uns kommt ohne Schirm aus. Denn: Ein zwischen Speichen gespannter Nylon-Fetzen ist weder robust, noch groß genug, um Schutz vor Regen zu bieten.
Ein Kleidungsstück, das immer auf der Strecke bleibt, ist die Hose. Meist ist sie trotz Schirm ab den Oberschenkeln abwärts nass. Und weil mit Regen auch Wind einhergeht, wird es nicht nur an den Beinen feucht. Nicht selten brechen Speichen, wenn der Schirm bei einem Windstoß nach oben umklappt. Sturmfeste Regenschirme existieren nicht. Die Dinger sollten „Umstülper“oder „Ganzkörpernässer“heißen.
Einen Schirm liegen gelassen hat jeder schon mal. Die meisten Menschen tragen das Ding nämlich auf Verdacht bei sich. Es könnte ja noch regnen. Wenn es trocken bleibt, war das Rumgeschleppe umsonst. Hat es geschüttet, tut der Arm weh vom langen Halten. Dann muss das nasse Ding auch noch irgendwo trocknen. Vor allem im Büro oder im Zugabteil versperren aufgespannte Schirme die Wege. Zu Hause wird die Badewanne blockiert.
Stattdessen sollte man zu einer Regenjacke oder einem Regenponcho greifen. Nasse Beine? Bedingt. Knöchellange Ponchos schützen auch Hosen. Ohne Schirm kein Rumgeschleppe und die Jacke hat man bei Schlechtwetter ohnehin an. Brillenträger aufgepasst: Schildkappe unter der Kapuze anziehen und die Sicht bleibt auch bei Regen klar.
Und was ist dabei, wenn man merkt, wie die Regentropfen auf einen einprasseln?