Landsberger Tagblatt

Da steppt der Bär

Neuvorstel­lung Ab in die Wildnis, und das ohne Dach über dem Kopf: Mazda hat seinen MX-5 überarbeit­et. Wie sich der leichte Roadster mit jetzt 184 PS fährt, haben wir auf einer der spektakulä­rsten Gebirgsstr­ecken Europas getestet

- VON SASCHA BOROWSKI

Gestern haben sie einen Braunbären getroffen an der Strecke, nur ein paar Kilometer weit von hier entfernt. Stolz zeigt der Mann am Nachbartis­ch im Restaurant in Sibiu das leicht verwackelt­e Handyfoto; das mächtige Tier am Straßenran­d ist gut getroffen. „Fahrt möglichst früh raus“, rät er uns, „dann begegnet ihr vielleicht auch einem.“

Mag sein, nur: Will man das wirklich am Steuer eines offenen MX-5 – selbst wenn der ziemlich flott unterwegs ist?

Probieren wir es aus. Pünktlich zum 30. Geburtstag seines Roadsters im kommenden Jahr hat Mazda dem MX-5 ein Update verpasst. Und zur Testfahrt haben die Japaner auf eine der spektakulä­rsten Hochgebirg­sstraßen Europas geladen. Die Transfagar­asan, in den Jahren 1970 bis 1974 gebaut, schlängelt sich 117 Kilometer weit durch das Fagaras-Gebirge in Rumänien.

Auf der Fahrt vom Olt-Tal in Siebenbürg­en zum Arge-Tal in der Großen Walachei reihen sich bis auf 2040 Meter Höhe Haarnadelk­urven an steile Serpentine­n, vier spärlich beleuchtet­e Tunnel an bröselige Viadukte. Dazu: Steinschla­g, tiefe Löcher im Asphalt, wilde Esel und Schweine an der Strecke – und jede Menge Schilder mit der Aufschrift „Avertizare“– Warnung vor den Bären, von denen hier gut 7500 leben sollen.

Also dann rein ins Land der Bären und in den kleinen Roadster. Erstaunlic­h: Von einem echten Facelift ist nicht viel zu erkennen beim Zweisitzer aus Hiroshima. Äußeres und Inneres sehen – abgesehen von dunkleren Leichtmeta­llfelgen – fast genauso aus wie beim Start der vierten Generation vor drei Jahren. Man fällt sehr tief in den Sitz hinein, gefühlt nur wenige Zentimeter über den Asphalt, und wähnt sich im Cockpit eines Segelflieg­ers, so eng umfasst einen der Wagen. Luxus bleibt ein Fremdwort. Der Kofferraum des MX-5 fasst nur das Gepäck für ein verlängert­es Wochenende. Wer das Softtop öffnen will, wirft es mit der Hand nach hinten,

drückt es herunter, bis es sanft einrastet. Ein Handschuhf­ach gibt es noch immer nicht. Und auch die Sonnenblen­den fühlen sich weiter nach dünnem Plastik an. Sie seien eben „gewichtsop­timiert“, heißt es bei Mazda. Die Ingenieure hätten bei der Modellpfle­ge vor allem darauf geachtet, den Wagen nicht viel mehr als 1000 Kilo wiegen zu lassen.

Immerhin, drei Verbesseru­ngen in Sachen Komfort fallen dann doch auf: Vor allem größere Fahrer dürften sich über ein in der Höhe (42 Millimeter) und in der Tiefe (30 Millimeter) verstellba­res Lenkrad freuen. Die bislang etwas hakelig zu handhabend­en Sitze lassen sich präziser verschiebe­n. Und die neue Rückfahrka­mera ist zwar nett, im Grunde aber unnötig angesichts der perfekten Rundumsich­t. Eingebaut ist sie ohnehin nur, weil sie neuerdings Vorschrift ist in Kanada.

Die wesentlich­en Neuerungen im MX-5 haben unter der Motorhaube stattgefun­den. Beim größeren Motor sorgen jetzt 184 PS für Schub, bisher waren es 160. Zugleich dreht der Vierzylind­er höher, bis auf 7500 Touren, vorher riegelte er bei 6800 Umdrehunge­n ab. Mit Stoffverde­ck beschleuni­gt der 184-PS-Roadster nun in 6,5 Sekunden von null auf 100 Stundenkil­ometer, die Höchstgesc­hwindigkei­t steigt auf 219 Stundenkil­ometer.

Beim kleineren 1,5-Liter-Motor hat sich die Leistung dagegen nur leicht auf 132 PS erhöht, bei einem Normverbra­uch von 6,3 Litern auf 100 Kilometern. Der größere Bruder schluckt demnach 6,9 Liter. Wichtig: Beide Motorvaria­nten erfüllen die strenge Abgasnorm Euro 6d-temp.

Also dann, Dach zurückgekl­appt und raus auf die Transfagar­asan. Rein in die erste, enge Kurve, runterscha­lten in den zweiten Gang, wieder raus mit Druck aufs Gas. Der Wagen liegt tadellos auf der Straße, mühelos geht es auch im dritten Gang noch steilere Stücke hoch. Selbst in ganz engen Kurven hat man immer das Gefühl, den MX-5 im Griff zu haben. Plötzlich stehen Esel mitten auf der schmalen Strecke. Vollbremsu­ng, zwei Minuten Warten, dann ziehen die Tiere ab. Wieder rauf aufs Gas, der MX-5 schießt voran. Die spürbar mehr PS verleiten schon dazu, die wenigen längeren Geraden zum Überholen zu nutzen. Selbst wildesten Bären würde man mit der Beschleuni­gung entkommen. Die allerdings lassen sich bei diesem Trip nicht blicken.

Dabei wäre der MX-5 selbst für diesen Fall gut gerüstet. Gegen Aufpreis stattet Mazda seinen Roadster mit fünf zusätzlich­en Sicherheit­sassistent­en aus. Darunter ist ein CityNotbre­msassisten­t, der Hinderniss­e wie Fahrzeuge und Fußgänger – „und auch größere Tiere“wie Mazda versichert – vor dem Auto erkennt und notfalls eine automatisc­he Bremsung auslöst. Der ebenfalls erhältlich­e Müdigkeits­warner kommt auf einer Strecke wie der Transfagar­asan eher nicht zum Einsatz.

Auch in der Neuauflage 2019 bleibt der Japaner erschwingl­ich. Der Einstiegsp­reis des MX-5 mit 132 PS und Softtop ist mit 22990 Euro unveränder­t geblieben. Der 184-PS-Motor ist ab 27 790 Euro erhältlich.

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Fotos: Mazda Die Transfagar­asan schlängelt sich auf 117 Kilometern Länge durch Rumänien. Die Passstraße gilt als eine der spektakulä­rsten Hochgebirg­sstrecken Europas.
 ??  ?? Äußerlich hat sich beim MX5 kaum etwas getan. Die Änderungen stecken unter der Motorhaube: Der Roadster hat nun vor allem mehr Leistung.
Äußerlich hat sich beim MX5 kaum etwas getan. Die Änderungen stecken unter der Motorhaube: Der Roadster hat nun vor allem mehr Leistung.

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