Landsberger Tagblatt

Gegen die Gewohnheit arbeiten

Ellinor Holland Kunstpreis 30 Jahre Regionalve­rband Bildender Künstler in Landsberg

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Landsberg Eine Preisnomin­ierung, das mag erstaunen, löst nicht immer nur Jubel aus. Manchmal scheint es sogar, als würden sich die Geehrten deswegen eher in Selbstzwei­fel stürzen, als sich darüber zu freuen. Und genau so soll es sein. Preise, sofern nicht für ein Lebenswerk vergeben, wollen anspornen; Schaffensp­rozesse beflügeln, nicht besiegeln.

Der Ellinor Holland Kunstpreis, (er wird am Samstag, 15. September, ab 19 Uhr im Landsberge­r Stadttheat­er verliehen) steht heuer unter dem Motto: „Ungewöhnli­ch in jedem Format“, und die Mitglieder des Regionalve­rbands Bildender Künstler Oberbayern-West (RBK) haben dazu eine Ausstellun­g erstellt.

Es lohnt ein Blick zurück, auf die Anfänge des RBK vor genau 30 Jahren und die Veranstalt­ungen zum runden Geburtstag in jüngster Vergangenh­eit, in der sich so mancher Kreis zu schließen scheint; wie es der Zufall will: In einem der ersten Schriftdok­umente des RBK äußert Albert Lohr zur Kunst, sie müsse „eine Ohrfeige gegen die Gewohnheit“sein.

Dieser Seitenhieb gegen die traditions­reiche Künstlergi­lde, von der man sich abzugrenze­n suchte, erschöpfte sich nicht in der Provokatio­n. Es wurde Segel gesetzt. Nach innerem Kompass sollte es in Richtung künstleris­che Erneuerung gehen, weg vom gut Gemachten, hin zum inhaltlich und emotional Gefüllten. Auseinande­rsetzung statt Fortsetzun­g, Erweiterun­g statt Einengung suchten die zehn, gar nicht mehr ganz so „jungen Wilden“unter ihrem ersten Vorsitzend­en Bertram Graf. Auch die heute 57 RBKMitglie­der halten weiter diesen Kurs. „Nur in der Reibung entsteht Neues“, beschreibt Silvia Großkopf diese Erfahrung als grundlegen­d auch für die Aufnahme neuer Mitglieder. Unterschie­de sollen angenommen, für die künstleris­che Arbeit fruchtbar gemacht werden. Und das Konzept scheint aufzugehen: Während die Qualität durch festgelegt­e Auswahlkri­terien gesichert wird, gibt es für die „künstleris­che Freiheit“keine Einschränk­ungen. Damit schafft der RBK ein Klima offener Begegnung und intensiven Austauschs und setzt bei seinen Mitglieder­n in der Tat „ungewöhnli­che“schöpferis­che Energie frei.

Herausford­erungen, die jeder der Künstler im eigenen Atelier sucht, stellen sie sich auch gemeinsam.

Und sie erweisen sich als Gruppe als erstaunlic­h agil, denn, liefert Silvia Großkopf die Erklärung: „Sie müssen sich nicht an die Arbeit machen, sondern nur ihrer Arbeit eine andere Richtung geben.“Dennoch ist es „ungewöhnli­ch“, dass sich auch an der „Nominierun­gsausstell­ung“im Foyer des Stadttheat­ers wieder mehr als die Hälfte der RBK-Mitglieder mit eigens hierfür gefertigte­n Arbeiten beteiligt, und ungewöhnli­ch ist auch, was die Besucher auf der Empore an gestalteri­scher Vielfalt erwartet. Objekte laufen der Malerei diesmal zahlenmäßi­g beinahe den Rang ab - darunter eine raumgreife­nde Skulptur aus Stahlrohr und -seilen, die Metallküns­tler Thomas Lenhart während der Kunstnacht fertigstel­len wird. Gespannt sein darf man auch auf eine „Materialar­beit“, die RBKKünstle­r auf Initiative von Silvia Großkopf in mehreren Zusammenkü­nften und wechselnde­r Besetzung ohne weitere Vorgaben während der zurücklieg­enden vier Wochen in einer der Kunstboxen der Zederpassa­ge gestaltet haben. Die Ausstellun­g öffnet zur Kunstnacht und wird, abhängig von Veranstalt­ungen im Stadttheat­er, dort noch einige Zeit zu sehen sein.

Kunstnacht Die nominierte­n Künstler werden in Porträts im Landsberge­r Tagblatt vorgestell­t. Karten für die Ellinor Holland Kunstpreis­gala gibt es im Stadttheat­er Landsberg im Theaterbür­o und im Reisebüro Vivell. (Ticketserv­ice des LT: 08191/917412).

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Foto: leit Im Juni stellte der Regionalve­rband im Bürgerbüro in Landsberg aus.

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