Aus dem Leben einer Kräuterhexe
Porträt Traudl Manka weiß alles über Tinkturen, die man aus Pflanzen herstellen kann. Sie verrät, wie sie zu ihrem Namen kam
Landsberg Die Traudl Manka: Viele kennen sie als Kräuterhexe, aber nur wenige wissen, wo die Bezeichnung herkommt. Weil sie Kräuter beim Namen nennen kann? Weil sie Cremes und Tinkturen aus diesen Pflanzen herzustellen weiß? Weil sie Kräuter sammelt und auch mal welche aus exotischen Ländern hier bei uns heimisch macht? Alles falsch. Die Traudl verrät im Gespräch mit dem LT die wirkliche Herkunft. Es war Sommer, die Mutter war draußen am Arbeiten, da wollte der Nachwuchs das Licht der Welt erblicken. Also entbunden, und weitergearbeitet – wie das halt früher so war. Das Kindl wurde auf ein Kissen gebettet und in die Stube gelegt – mitten zwischen alle möglichen Kräuter, die hier zum Trocknen auslagen. Der Vater kam heim, erfuhr von der Geburt und wurde zur Besichtigung des Nachwuchses geschickt. Sein überlieferter Ausspruch: „Das ist ja eine kleine Kräuterhex!“
Der Bruder aber habe widersprochen und gesagt, „nein die kleine Schwester ist ganz edel“. „Ja, und so sind meine beiden Namen entstanden, Edeltraud und Kräuterhex.“Eine schöne Geschichte, die heuer 70 Jahre alt wurde – so alt wie die so Bezeichnete, die kürzlich ihren 70. Geburtstag feiern konnte. Edeltraud Manka ist in Reichling geboren und aufgewachsen, als echte Nachzüglerin einer bereits großen Familie. Sie besuchte die Hauswirtschaftsschule in Bernried, lernte dort Hauswirtschaft und Säuglingspflege. Sie heiratete nach Hausen bei Geltendorf, zog zwei Kinder groß, pflegte ihre Schwiegermutter, arbeitete im Krankenhaus Fürstenfeldbruck. Die längste Zeit ihres Berufslebens verbrachte sie im Postscheckamt München in der Sonnenstraße. Als es aufgelöst wurde, ging Traudl Manka in Rente. Jetzt war endlich mehr Zeit für andere Beschäftigungen. „Gegartelt hab’ ich schon immer“, sagt sie beispielsweise über eine ihrer Leidenschaften. Sie zieht schon immer ihren eigenen Samen, probiert Neues aus, düngt alternativ. Ihre Kinder seien in der Schule gefragt worden, woher sie denn so viel wissen über die Natur. Da hatte sie einen ersten Nebenjob: „Vor 40 wurde ich von der Geltendorfer Schule engagiert, um mein Wissen an alle Kinder weiterzugeben. Eigentlich bin ich neig’schmiss’n worden“, meint sie lachend. Nebenbei hat die Traudl im Obst- und Gartenbauverein Geltendorf engagiert mitgearbeitet, gründete eine Jugendgruppe und legte den Sonnengarten an. 2007 dann zog das Ehepaar Manka nach Landsberg – in eine Wohnung, ohne Garten. „Ein Schrebergarten?“Das war nicht nach dem Geschmack der Kräuterhexe. Sie erfuhr von den Sonnenäckern im Landsberger Westen gerade, als diese mangels Interesse aufgelöst werden sollten. „Des wär was“, dachte sich die Traudl, verhinderte die Auflösung und ist seither dort öfters in ihrem Gartenstück zu finden. Als die EnJahren kelkinder in der Fritz-Beck-Schule mit Naturwissen glänzten, war die Oma erneut gefragt. „Wir haben dort einen Teich angelegt und später auch einen Garten.“Dass das Projekt einschlief, machte gar nichts, denn Nachfolger fanden sich schnell. „Derzeit bin ich in der Platanenschule und in der Praxisklasse der Kauferinger Mittelschule.“Auf dem Sonnenacker hat die Traudl Schulbeete angelegt, „da sind wir fast jede Woche draußen. Wir bestimmen Wiesenblumen, ziehen Samen und pflanzen. Im Sommer gibt es dann Picknick mit Salat und im Herbst einen Kartoffeltag, für den ich verschiedene Kartoffelsorten zum Probieren mitbringe. Die Kinder sollen lernen, die Natur als Ganzes wertzuschätzen.“In der Fuchstaler Schule hat sie bei der Realisierung eines Backhäusls mitgeholfen, ein Bienenprojekt gestartet, und und und...
Natürlich sind diese Garten- und Schulprojekte längst nicht alles, was die umtriebige Frau macht. Traudl Manka düst durch den Landkreis und bringt das Wissen über die Vorgänge in der Natur, das sie vom Vater hat und gemeinsam mit der Schwester ausarbeitete, unter die Leute. Sie hält Vorträge über Kräuter oder das Wetter, macht Gartenberatung, Führungen durch den Sonnenacker, rührt Cremes, füllt selbst gemachte Kräuterauszüge in kleine Fläschchen ab.
2010 hat die Traudl eine Ausbildung zur Seniortrainerin gemacht. „Seitdem bin ich im Mehrgenerationenhaus Mädchen für alles“, meint sie schmunzelnd. Sie leitet das Erzählcafé, organisiert Spielenachmittage, richtet für Veranstaltungen her. Und sie ist eine Reisetante: Beinahe rund um die Welt ist Traudl Manka schon gekommen. Und überall ist die Natur wichtig. „Am Nordkap finde ich Pflanzen, die bei uns auch wachsen.“Mitbringsel von den „Ausflügen“können Besucher in einem schmalen Regal zwischen Küche und Esszimmer bewundern: „Das ist unsere Mineraliensammlung, mit Sand und Steinen aus der ganzen Welt.“Ständiger Begleiter ist ihr Fotoapparat, da wird alles dokumentiert.
„Eigentlich bin ich rundum glücklich und zufrieden“, erklärt die Traudl auf eine entsprechende Frage. Ein paar Wünsche hat sie aber doch: „G’sund bleiben, alt werden, das Leben genießen, viele Projekte anstoßen, Schulprojekte mit Kindern durchziehen...“
Warum sie Edeltraud getauft wurde