Landsberger Tagblatt

Der erste Schnee!

Der Erste Weltkrieg

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

Unser Leser Leo Ebenhoch aus Kempten hat uns die Abschrift dieses Gedichts aus einem Heft des Soldaten Kurt Bremse geschickt. Bremse war Soldat im Preußische­n FüsilierRe­giment 39, 1. Kompanie. Sein Name taucht auf einer Verlustlis­te vom 27. Januar 1919 auf. Als Geburtsdat­um wird dort der 22.12.1899 in Elbing (heute Elbla¸g in der polnischen Woiwodscha­ft Ermland-Masuren, früher Westpreuße­n) angegeben, sein Status ist als vermisst verzeichne­t.

Friede war’s in deutschen Gauen Gold’ner Herbstenso­nnenschein glänzt hernieder auf die Auen, da brach jener Krieg herein. Alles eilte zu den Fahnen, sie verließen Haus und Herd. Wie dereinst die alten Ahnen, griffen mutig sie zum Schwert. Mancher Jüngling zog zum Streite, schied vom Elternhaus­e dann, und ihm standen treu zur Seite Reservist und Landwehrma­nn. Einmal noch im Kreis der Seinen, küsst sein Weib er und die Kleinen, tröstet sie im Trennungss­chmerz: „Auf dass ich euch wieder seh’, eh’ noch fällt der erste Schnee!“

Von der Heimat fern im Osten steht in dunkler Mitternach­t, steht ein Infant’rist auf Posten, vor dem Feinde hält er Wacht. Hört den Donner rings verhallen, nach der Schlacht ist endlich Ruh’. Seine Brüder, die gefallen, deckt der Abendschat­ten zu. Sinnend vor dem Walde drüben auf dem Gewehr gebeugt er steht, weilt im Geiste bei den Lieben, die da harren im Gebet.

Und ein Weh ergreift ihn wieder, Tränen roll’n vom Antlitz nieder. Und jetzt kommt es von der Höh’! „Leise fällt der erste Schnee!“

Traulich sitzt beim Lampensche­ine Mutter mit dem Kind allein. Zitternd fragt es immer wieder, wo mag wohl der Vater sein? Still, mein Kind, sei ohne Sorge, dein Vater ist in Gottes Hut. Dein Vater ist in’n Krieg gezogen, bet’ für ihn in dunkler Nacht. Dort ein Greis, er beugt sich nieder, an der Pforte wartend schon. Zitternd liest er immer wieder den Feldpostbr­ief von seinem Sohn. Dichter fallen jetzt die Flocken, ringsum tönen Weihnachts­glocken. Und jetzt fällt es von der Höh’: „Leise jetzt der erste Schnee!“

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