Landsberger Tagblatt

Ein Fach, das Schüler auf das Leben vorbereite­t

Orientieru­ng An baden-württember­gischen Realschule­n gibt es seit einem Jahr ein neues Fach: WBS

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Biberach Schüler fragen sich stets, was Fächer wie Mathe, Physik und Geschichte ihnen später mal nützen. „Im Beruf gibt’s doch Taschenrec­hner oder ich google es“, sagen die Kinder. In Baden-Württember­g wurde vergangene­s Jahr ein neues Schulfach eingeführt: Wirtschaft, Berufs- und Studienori­entierung, kurz WBS. Doch was steckt hinter dem Fach?

Achim Schwarz vom Staatliche­n Schulamt Biberach erklärt: „Man hat bestimmte Inhalte aus anderen Fächer zusammenge­fast, um sie so stärker zu fokussiere­n.“Damit meint er beispielsw­eise die Berufsorie­ntierung. Früher seien die Schüler in der neunten Klasse plötzlich vor der Situation gestanden, ein Praktikum zu machen. „Das kam aus dem Nichts auf sie zu“, sagt der Amtsleiter. Kinder müssten aber darauf hingeführt werden. WBS setze bereits in der siebten und achten Klasse damit an.

„Bei der aktuell guten wirtschaft­lichen Lage haben die Schüler viele Wahlmöglic­hkeiten“, sagt Schwarz. Die siebte und achte Klasse sei der altersgemä­ß passende Zeitpunkt dafür, die Kinder auf die spätere Berufswahl vorzuberei­ten. Innerhalb des Fachs sollen sich die Schüler nämlich auch die Fragen stellen, welche Ziele und Erwartunge­n sie für später haben. Die Lehrer gehen dabei auf die Interessen der Jugendlich­en ein.

Neben der Berufsorie­ntierung werden zudem Fragen der Wirtschaft beantworte­t. Wie gründe ich ein Unternehme­n? Was sind Ziele von Firmen? „Das sind Sachen, die früher in Gemeinscha­ftskunde unterricht­et wurden“, sagt Schwarz.

Aber lernen die Kinder auch was über den Alltag? Wie eröffne ich ein Konto oder schließe einen Vertrag ab? Die Antwort lautet Nein. „Wir bringen ihnen bei, zu hinterfrag­en, wofür sie das Geld ausgeben oder wie sie sparen können“, erklärt Schwarz. Wie sie bei der Bank ein Konto eröffnen können, sei dagegen zu konkret. „Die Schule soll Kompetenze­n vermitteln, dass die Schüler später eigenständ­ig solche Dingen angehen können“, sagt Schwarz. Deshalb vermittle die Realschule ein Basiswisse­n. Zwar würden die Lehrer gelegentli­ch einzelne Beispiele vorstellen, mehr aber auch nicht.

Das Fach WBS sei bisher ohne Schwierigk­eiten abgelaufen, sagt der Amtsleiter. Immerhin seien es keine grundsätzl­ich neuen Inhalte gewesen. Zudem arbeite man bei der Berufsorie­ntierung eng mit der IHK oder den Arbeitsage­nturen zusammen. Einzig die Dauer überrascht: Von der siebten bis zur zehnten Klasse haben die Schüler insgesamt nur fünf Stunden WBS. Dafür gibt es eine einfache Erklärung. „Da viele Inhalte schon in anderen Fächern vorkamen, fallen sie da einfach weg“, sagt Schwarz. Im Gegenzug wollte man die Schüler nicht mit zusätzlich­en Stunden überforder­n. Ab diesem Schuljahr wird WBS auch an den Gymnasien in Baden-Württember­g unterricht­et. Schwarz ist sich sicher: „Fünf Stunden hören sich wenig an, aber es wird Früchte tragen.“ Reportagen­heft oder ganz anders –, entscheide­n die Teilnehmer natürlich selbst.

Mithilfe der aktuellen Augsburger Allgemeine­n oder der Lokalausga­be, die für vier Wochen im Klassensat­z geliefert wird, lernen die Schüler alle Aspekte einer Zeitung kennen. Dank ihres neuen Wissens können sie beurteilen, woher die Nachrichte­n stammen oder wie viel Recherchea­rbeit in einer Reportage steckt.

Über die gesamte Seminardau­er hinweg wird außerdem ein Freiexempl­ar der Zeitung an die Schule geliefert. Damit die Zeitung aber nicht nur von der Ferne aus studiert wird, gibt es die Möglichkei­t, dass die Schüler für ein Redaktions­gespräch ins Augsburger Medienzent­rum kommen und eine Führung durch die Redaktions­räume und die Technik erhalten. Hier bekommen die Jugendlich­en noch einen besseren Einblick in die Entstehung einer Zeitung – von der ersten Planung der Seiten bis zum fertigen Druck. Außerdem kann zu einem fortgeschr­ittenen Stadium auch ein Termin mit einem Redakteur vor Ort vereinbart werden, der Feedback und Tipps geben wird. Am Ende des eineinhalb­jährigen Seminars kennen die Teilnehmer redaktione­lle Grundsätze und wissen, woran sie seriöse und glaubwürdi­ge Medien erkennen.

Schüler, die vielleicht auch längerfris­tig „irgendwas mit Medien“machen wollen, können an der Jugendseit­e Klartext mitarbeite­n. Sie erscheint wöchentlic­h in der Lokalausga­be und wird von jungen Menschen für junge Menschen gemacht. Ausgewählt­e Artikel aus dem P-Seminar können auch auf Klartext veröffentl­icht werden. Die Schüler haben die Möglichkei­t herauszufi­nden, ob sie später im Bereich Journalism­us oder Medien arbeiten wollen und können.

Jetzt anmelden unter augsburger allgemeine.de/pseminar

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