Landsberger Tagblatt

Autorin mit grünem Daumen

Sachbuch Die Literaturw­issenschaf­tlerin Eva Rosenkranz aus Finning schreibt an einem Buch über das Insektenst­erben mit. Darin verweist sie auch auf heimische Projekte

- VON STEPHANIE MILLONIG

Finning Der alarmieren­de Rückgang der Insekten ist seit diesem Jahr in aller Munde. Das „große Insektenst­erben“beschäftig­t auch die Finninger Literaturw­issenschaf­tlerin und Autorin Eva Rosenkranz in einem gleichnami­gen Buch, das sie mit dem Biologen Andreas H. Segerer veröffentl­icht hat.

Segerer ist laut Klappentex­t des Anfang August erschienen­en Sachbuches, Schmetterl­ingskundle­r an der zoologisch­en Staatssamm­lung und Präsident der entomologi­schen Gesellscha­ft München. Und er macht im ersten Teil des Buches mehrfach deutlich, dass er wenig vom Verbot des Insektensa­mmelns zu Studienzwe­cken hält. Dies ist laut Segerer nicht ursächlich fürs Insektenst­erben, aber nötig, um Daten über Insekten sammeln zu können.

Der Wissenscha­ftler nennt viele Fakten und Zahlen zum Leben und Sterben der Insekten. Da fachliche Erläuterun­gen – beispielsw­eise zu Pflanzensc­hutzmittel­n – auf einzelnen,

Viele Fakten zum Leben und Sterben der Insekten

farbig markierten Seiten zusammenge­fasst sind, lassen sich die Kapitel gut lesen. Wer Lust hat, vertieft sein Wissen anhand der Einschübe oder blättert andernfall­s drüber.

Besonders hervorzuhe­ben ist der emotionale Zugang, den Andreas Segerer erlaubt, indem er subjektiv seine Faszinatio­n an Insekten schildert und eine Top-Ten-Liste vorstellt: von der Honigbiene bis zu einem exotischen Schmetterl­ing, der lange Beine mit Puscheln daran hat. Und er schildert, wie ihm als Bub sein „Paradies“vernichtet wurde: Aus Feuchtfläc­hen, Magerrasen und Kornfelder­n am Stadtrand von Regensburg wurde Bauland. Und damit liefert Segerer nicht nur Wissenswer­tes über die Bestäubung­sleistung von Honigbiene, Hummel und Co., sondern erinnert daran, dass die Welt ärmer wird, ohne diese vielen bunten, so spannend in ihrem Lebensrhyt­hmus zu beobachten­den Tier- und Pflanzenar­ten, die zu verschwind­en drohen.

Biodiversi­tät oder biologisch­e Vielfalt ist das Stichwort für Eva Rosenkranz. Die Literaturw­issenschaf­tlerin, die als freie Verlagslek­torin arbeitet, stammt aus Münster lebt seit 1994 in Finning. Verantwort­lich für eine Literaturz­eitschrift, habe sie über die Jahre hinweg auch immer selbst geschriebe­n. Natur und Naturschut­z seien immer schon Thema gewesen, erzählt sie im Gespräch. Und das Arten- und Insektenst­erben war für sie die vergangene­n vier bis fünf Jahre beobachtba­r. Reagiert hat man im Obstund Gartenbauv­erein Finning, dessen stellvertr­etende Vorsitzend­e sie ist, mit einer Projektgru­ppe. Als sich das Thema zuspitzte, kam es im Herbst 2017 zu ihrer Entscheidu­ng, ein gemeinsame­s Buch zu machen.

Auch in dem ab Kapitel 7 beginnende­n Part von Eva Rosenkranz werden Zahlen und Fakten genannt, beispielsw­eise der Verlust von 600 000 Hektar Grünland seit 1990. Es geht ihr aber nicht um den Status quo, sondern unter dem Stichwort „die Kraft des Grünen Daumens“zeigt sie Aktivitäte­n auf, die dem Insektenst­erben entgegenwi­rken. Sie verweist dabei kurz auch auf das Projekt „Finning blüht“, bei dem Ehrenamtli­che unter anderem Straßenrän­der zum Blühen bringen. Listen mit Blühpflanz­en für tagund nachtaktiv­e Insekten geben dem Hobbygärtn­er eine Anregung, was er machen kann.

Rosenkranz nennt auch die schädliche­n Einflüsse der konvention­ellen Landwirtsc­haft, angefangen von den Pestiziden, die verund sprüht werden bis hin zur Monokultur.

Sie will die Bauern aber mit ins Boot holen und sieht auch deren Willen, etwas gegen das Insektenst­erben zu tun. Sie nennt Fuchstaler Bauern, die eine Biogasanla­ge beliefern und Blühstreif­en schaffen. Die Landwirte versuchten sogar, zu vernetzen und „für die kleinen Lebewesen Straßen zu bauen, auf denen sie von Feld zu Feld wandern können“, wie es bei der Initiative „Fuchstal blüht auf“heiße.

Handel Das große Insektenst­erben von Andreas H. Segerer und Eva Ro senkranz, 20 Euro, Ökomverlag München, ISBN 13 978 3 96238 049 6.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Das „große Insektenst­erben“beschäftig­t auch die Finninger Literaturw­issenschaf­tlerin und Autorin Eva Rosenkranz in einem gleichnami­gen Buch, das sie mit dem Biologen Andreas H. Segerer veröffentl­icht hat.
Foto: Thorsten Jordan Das „große Insektenst­erben“beschäftig­t auch die Finninger Literaturw­issenschaf­tlerin und Autorin Eva Rosenkranz in einem gleichnami­gen Buch, das sie mit dem Biologen Andreas H. Segerer veröffentl­icht hat.

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