Autorin mit grünem Daumen
Sachbuch Die Literaturwissenschaftlerin Eva Rosenkranz aus Finning schreibt an einem Buch über das Insektensterben mit. Darin verweist sie auch auf heimische Projekte
Finning Der alarmierende Rückgang der Insekten ist seit diesem Jahr in aller Munde. Das „große Insektensterben“beschäftigt auch die Finninger Literaturwissenschaftlerin und Autorin Eva Rosenkranz in einem gleichnamigen Buch, das sie mit dem Biologen Andreas H. Segerer veröffentlicht hat.
Segerer ist laut Klappentext des Anfang August erschienenen Sachbuches, Schmetterlingskundler an der zoologischen Staatssammlung und Präsident der entomologischen Gesellschaft München. Und er macht im ersten Teil des Buches mehrfach deutlich, dass er wenig vom Verbot des Insektensammelns zu Studienzwecken hält. Dies ist laut Segerer nicht ursächlich fürs Insektensterben, aber nötig, um Daten über Insekten sammeln zu können.
Der Wissenschaftler nennt viele Fakten und Zahlen zum Leben und Sterben der Insekten. Da fachliche Erläuterungen – beispielsweise zu Pflanzenschutzmitteln – auf einzelnen,
Viele Fakten zum Leben und Sterben der Insekten
farbig markierten Seiten zusammengefasst sind, lassen sich die Kapitel gut lesen. Wer Lust hat, vertieft sein Wissen anhand der Einschübe oder blättert andernfalls drüber.
Besonders hervorzuheben ist der emotionale Zugang, den Andreas Segerer erlaubt, indem er subjektiv seine Faszination an Insekten schildert und eine Top-Ten-Liste vorstellt: von der Honigbiene bis zu einem exotischen Schmetterling, der lange Beine mit Puscheln daran hat. Und er schildert, wie ihm als Bub sein „Paradies“vernichtet wurde: Aus Feuchtflächen, Magerrasen und Kornfeldern am Stadtrand von Regensburg wurde Bauland. Und damit liefert Segerer nicht nur Wissenswertes über die Bestäubungsleistung von Honigbiene, Hummel und Co., sondern erinnert daran, dass die Welt ärmer wird, ohne diese vielen bunten, so spannend in ihrem Lebensrhythmus zu beobachtenden Tier- und Pflanzenarten, die zu verschwinden drohen.
Biodiversität oder biologische Vielfalt ist das Stichwort für Eva Rosenkranz. Die Literaturwissenschaftlerin, die als freie Verlagslektorin arbeitet, stammt aus Münster lebt seit 1994 in Finning. Verantwortlich für eine Literaturzeitschrift, habe sie über die Jahre hinweg auch immer selbst geschrieben. Natur und Naturschutz seien immer schon Thema gewesen, erzählt sie im Gespräch. Und das Arten- und Insektensterben war für sie die vergangenen vier bis fünf Jahre beobachtbar. Reagiert hat man im Obstund Gartenbauverein Finning, dessen stellvertretende Vorsitzende sie ist, mit einer Projektgruppe. Als sich das Thema zuspitzte, kam es im Herbst 2017 zu ihrer Entscheidung, ein gemeinsames Buch zu machen.
Auch in dem ab Kapitel 7 beginnenden Part von Eva Rosenkranz werden Zahlen und Fakten genannt, beispielsweise der Verlust von 600 000 Hektar Grünland seit 1990. Es geht ihr aber nicht um den Status quo, sondern unter dem Stichwort „die Kraft des Grünen Daumens“zeigt sie Aktivitäten auf, die dem Insektensterben entgegenwirken. Sie verweist dabei kurz auch auf das Projekt „Finning blüht“, bei dem Ehrenamtliche unter anderem Straßenränder zum Blühen bringen. Listen mit Blühpflanzen für tagund nachtaktive Insekten geben dem Hobbygärtner eine Anregung, was er machen kann.
Rosenkranz nennt auch die schädlichen Einflüsse der konventionellen Landwirtschaft, angefangen von den Pestiziden, die verund sprüht werden bis hin zur Monokultur.
Sie will die Bauern aber mit ins Boot holen und sieht auch deren Willen, etwas gegen das Insektensterben zu tun. Sie nennt Fuchstaler Bauern, die eine Biogasanlage beliefern und Blühstreifen schaffen. Die Landwirte versuchten sogar, zu vernetzen und „für die kleinen Lebewesen Straßen zu bauen, auf denen sie von Feld zu Feld wandern können“, wie es bei der Initiative „Fuchstal blüht auf“heiße.
Handel Das große Insektensterben von Andreas H. Segerer und Eva Ro senkranz, 20 Euro, Ökomverlag München, ISBN 13 978 3 96238 049 6.