Gelungene Überraschung
Hilfsaktion Unbekannte zünden grundlos den Wagen von Simon Huber an. Der 20-Jährige war erst mal geschockt. Dann sorgt seine Berufsschulklasse in Landsberg für eine riesige Überraschung
Unbekannte zündeten das Auto von Simon Huber an. Seine Mitschüler aus der Landsberger Berufsschulklasse organisiertem ihm einen neuen Wagen.
Landsberg Simon Huber kann es immer noch nicht so recht glauben, was seine Mitschüler für ihn geleistet haben. Vor zehn Tagen hatten Unbekannte sein Auto und noch ein weiteres auf dem Parkplatz der Beruflichen Schulen in Landsberg in Brand gesteckt In Windeseile besorgte ein Klassenkamerad des Berufsschülers einen Ersatzwagen. Und die ganze Kfz-Mechatroniker-Klasse packte an, damit der 20-Jährige rechtzeitig zum Wochenende wieder in seinen Heimatort Pfaffenhofen an der Ilm zurückfahren kann.
Donnerstag, 13. September. Simon Huber schlummert friedlich in seinem Zimmer im Agrarbildungszentrum. Der 20-Jährige wird mitten in der Nacht von einem Anruf geweckt. „Meine Mutter war dran und hat gesagt, dass sich die Polizei gleich bei mir melden wird. Denn mein Auto sei angezündet worden“, berichtet Simon Huber. Er dachte
Schlaftrunken sah er das ganze Ausmaß
nur: „Krass.“Erst, als er schlaftrunken zu seinem Audi A 6 Avant ging, den er auf dem Parkplatz der Beruflichen Schulen abgestellt hatte, sah er das ganze Ausmaß. Unbekannte hatten – wie mehrfach berichtet – seinen Audi und einen Seat Arosa eines weiteren Berufsschülers in Brand gesteckt und acht weitere Autos im Osten der Stadt zum Teil schwer beschädigt.
„Am nächsten Tag haben mir gleich fünf Mitschüler angeboten, mich heimzufahren“, sagt Simon Huber. Aber irgendwie wäre er schon heim nach Pfaffenhofen gekommen. Er befindet sich im dritten Ausbildungsjahr und nimmt an einem ganz besonderen Projekt teil. Bei „Abi+Auto“können Abiturienten die Ausbildung zum Kfz-Technikermeister machen. 14 Schüler aus ganz Deutschland besuchen diese besondere Klasse. Und einer da- von legte sich besonders ins Zeug: Tobias Heß aus München. „Er fragte mich, ob ich das Auto von einer Freundin von ihm haben möchte. Das sei zwar noch zugelassen, habe aber nicht mehr lange TÜV“, berichtet Huber. Gesagt, getan.
Der grüne Nissan Micra wurde nach Landsberg gebracht. Und die ganze Klasse packte an, um den Kleinwagen mit Baujahr 2001 fitzumachen. In Absprache mit dem stellvertretenden Schulleiter Thomas Schlütsmeier sorgte Christian Ullrich, der stellvertretende Klassenleiter, dafür, dass die Arbeiten als Projektarbeit im Unterricht stattfinden. „Das gab gar keine lan- ge Diskussion. Und es war schön, zu sehen, wie die ganze Klasse angepackt hat“, sagen die beiden. Denn die „Abi+Auto“-Klasse habe ohnehin einen guten Zusammenhalt.
Dennoch war es für Simon Huber etwas ganz Besonderes. „Das hat mich sehr glücklich gemacht und berührt einen auch, wenn alle so zusammenhelfen.“Er bekam den Wagen geschenkt und musste selbst nur etwa zehn Euro investieren, um ein paar Glühbirnen auszuwechseln. Für die Ertüchtigung sorgte die Klasse der angehenden Kfz-Technikermeister so schnell, dass Huber am Freitagmittag heim nach Pfaffenhofen fahren konnte. „Das Auto war ja noch auf die Freundin meines Klassenkameraden zugelassen. Das war ein brutaler Vertrauensvorschuss. Ich weiß nicht, ob ich jemand Fremden einfach mit meinem Auto fahren lassen würde.“Unmittelbar nach dem Wochenende meldete der Pfaffenhofener das Fahrzeug auf sich um und schaffte es damit auch durch den TÜV. Also hatte die Berufsschulklasse wirklich ganze Arbeit geleistet.
„Wir sind sehr stolz auf alle. Denn mit dem Brand auf dem Gelände geht zunächst etwas Vertrauen verloren. Aber der Fall hat große Solidarität ausgelöst“, sagt der stellvertretende Schulleiter Thomas Schlütsmeier. Nur mit Kopfschütteln reagieren die Schulverantwortlichen auf die bislang noch unbekannten Täter. Diese konnten noch nicht von der Polizei ermittelt werden. „Das waren offenbar Verrückte, die das gemacht haben“, sagt Lehrer Christian Ullrich. Auch wenn Simon Hubers Versicherung wohl für den Brandschaden aufkommen wird, der Nissan Micra nächstes Jahr „volljährig“wird und eher als Frauenauto gilt: Der 20-jährige Berufsschüler will den Kleinwagen auf jeden Fall noch lange fahren. „Das Auto hat jetzt einfach eine Geschichte. Mir liegt was dran.“