Landsberger Tagblatt

Ein Violoncell­o als Belohnung

Kultur Die junge Musikerin Esther Steinmeier aus Denklingen hat schon etliche Preise erhalten. Jetzt hat sie sich deswegen in Hamburg ein kostbares Instrument aussuchen dürfen

- VON THOMAS WUNDER

Denklingen Als Esther Steinmeier den Anruf aus Hamburg erhielt, schlug ihr Herz höher. Am anderen Ende war ein Vertreter der Deutschen Stiftung Musikleben, der der 15-Jährigen aus Denklingen eröffnete, dass sie neben 23 anderen jungen Musikern ein Streichins­trument aus dem Deutschen Musikinstr­umentenfon­ds erhalten wird. Und so reiste die Gymnasiast­in vor wenigen Tagen mit dem Zug nach Hamburg und kehrte mit einem kostbaren Violoncell­o zurück. Sie wählte sich ein Instrument mit dem Zettel „Aldrie, Luthier . . . Paris“aus. Es stammt aus Hohenschäf­tlarner Familienbe­sitz und wird ihr als Leihgabe für ein Jahr mit der Option auf Verlängeru­ng bis zu ihrem 30. Lebensjahr überlassen.

Esther Steinmeier hat sieben Geschwiste­r. Mit Anna (Violine) und Carmen (Harfe) trat sie vor gut drei Jahren bei der Verleihung des Kulturförd­erpreises im Stadttheat­er auf. Der Anlass war ein freudiger, schließlic­h wurde Carmen ausgezeich­net. Auch Esther hat mittlerwei­le etliche Preise erhalten. Im Alter von sieben Jahren begann sie an der Musikschul­e Landsberg Geige zu spielen und wechselte nach zwei Jahren in die dortige Cello-Klasse. Seit September 2017 erhält sie Unterricht bei Uladzimir Sinkevich vom Münchner Rundfunkor­chester. Seit 2014 nimmt Esther Steinmeier regelmäßig am Wettbewerb „Jugend musiziert“teil.

2015 erspielte sie sich in der Kategorie „Besondere Ensembles“mit ihren Schwestern einen zweiten Bundesprei­s verbunden mit einem Sonderprei­s für das beste Familienen­semble. Beim Wettbewerb 2017 gewann sie gleich zwei Bundesprei­se: Mit ihrem Streichqua­rtett erhielt sie einen ersten Preis und mit ihrem Celloquart­ett einen zweiten Preis. Als Bundesprei­sträger „Jugend musiziert“hat sie sich für die Instrument­envergabe qualifizie­rt. Der Anruf aus Hamburg sei dann aber doch etwas überrasche­nd gewesen. Vor wenigen Tagen setzte sie sich in

Die Musiker durften die Instrument­e anspielen

den ICE nach Hamburg. Sie übernachte­te bei Bekannten, um sich am nächsten Tag mit den anderen Musikern im Alter von zwölf bis 21 Jahren eines der begehrten Leihinstru­mente aus dem Deutschen Musikinstr­umentenfon­ds auszuwähle­n.

Ab früh morgens hatten die jungen Musiker in den Räumen des Museums für Kunst und Gewerbe die Gelegenhei­t, die Instrument­e anzuspiele­n. Zur Vergabe standen besonders klangschön­e Streichins­trumente. Darunter über 300 Jahre alte historisch­e Raritäten und seltene Instrument­e mit verringert­er Korpusgröß­e, an denen junge Virtuosen noch wachsen können und die für den Nachwuchs in den meisten Fällen unerschwin­glich sind, wie die Deutsche Stiftung Musikleben in einer Pressemeld­ung mitteilt.

Wie kommt die Stiftung zu den Instrument­en? „Zum Glück gibt es Menschen, die solche Instrument­e besitzen, jedoch nicht selbst spielen“, heißt es in der Pressemeld­ung. Es habe vielleicht dem Vater gehört, der nicht mehr lebt, oder der Tochter, die doch nicht Profimusik­erin geworden sei, oder wurde als Liebhabero­bjekt und Wertanlage angeschaff­t. Ähnlich wie bei Kunstwerke­n würden die Preise kostbarer Streichins­trumente seit Jahren stei- gen. Über den 1993 gegründete­n Deutschen Musikinstr­umentenfon­ds bringe die gemeinnütz­ige Deutsche Stiftung Musikleben Instrument­enbesitzer und vielverspr­echende junge Musiker zusammen, damit die Instrument­e weiter klingen können und so manchem jungen Talent eine Zukunft weisen.

Wie die 15-jährige Esther Steinmeier erzählt, hatte sie auch ein deutsches Violoncell­o aus dem Jahr 2004 zur Auswahl. Doch das Instrument aus Paris habe ihr von Anfang an besser gefallen. „Es war viel schöner im Klang, runder und stimmiger.“Gleich nach der Ankunft in Denklingen habe sie ihrer Mutter vorgespiel­t. „Es war die richtige Entscheidu­ng“, sagt sie. Die Neuntkläss­lerin, die das Landsberge­r Ignaz-Kögler-Gymnasium besucht, ist eine begeistert­e Orchesterm­usikerin und unter anderem Stimmführe­rin der Celli beim Jugendsinf­onieorches­ter der Bayerische­n Staatsoper in München.

Zwei bis drei Stunden übt sie am Tag, wöchentlic­h fährt sie zum Unterricht bei Uladzimir Sinkevich nach München. Nach dem Abitur möchte sie studieren. Die Hauptricht­ung der Ausbildung: Violoncell­o. Und was macht sie, wenn sie nicht musiziert? „Dann lese ich und höre Musik“, sagt Esther Steinmeier. Allerdings nichts Modernes, denn am liebsten hört sie Abba.

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Foto: Walter Remy Der 15 jährigen Esther Steinmeier aus Denklingen wurde in Hamburg von der Deutschen Stiftung Musikleben ein kostbares Vio loncello aus Paris verliehen.

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