Ein Violoncello als Belohnung
Kultur Die junge Musikerin Esther Steinmeier aus Denklingen hat schon etliche Preise erhalten. Jetzt hat sie sich deswegen in Hamburg ein kostbares Instrument aussuchen dürfen
Denklingen Als Esther Steinmeier den Anruf aus Hamburg erhielt, schlug ihr Herz höher. Am anderen Ende war ein Vertreter der Deutschen Stiftung Musikleben, der der 15-Jährigen aus Denklingen eröffnete, dass sie neben 23 anderen jungen Musikern ein Streichinstrument aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds erhalten wird. Und so reiste die Gymnasiastin vor wenigen Tagen mit dem Zug nach Hamburg und kehrte mit einem kostbaren Violoncello zurück. Sie wählte sich ein Instrument mit dem Zettel „Aldrie, Luthier . . . Paris“aus. Es stammt aus Hohenschäftlarner Familienbesitz und wird ihr als Leihgabe für ein Jahr mit der Option auf Verlängerung bis zu ihrem 30. Lebensjahr überlassen.
Esther Steinmeier hat sieben Geschwister. Mit Anna (Violine) und Carmen (Harfe) trat sie vor gut drei Jahren bei der Verleihung des Kulturförderpreises im Stadttheater auf. Der Anlass war ein freudiger, schließlich wurde Carmen ausgezeichnet. Auch Esther hat mittlerweile etliche Preise erhalten. Im Alter von sieben Jahren begann sie an der Musikschule Landsberg Geige zu spielen und wechselte nach zwei Jahren in die dortige Cello-Klasse. Seit September 2017 erhält sie Unterricht bei Uladzimir Sinkevich vom Münchner Rundfunkorchester. Seit 2014 nimmt Esther Steinmeier regelmäßig am Wettbewerb „Jugend musiziert“teil.
2015 erspielte sie sich in der Kategorie „Besondere Ensembles“mit ihren Schwestern einen zweiten Bundespreis verbunden mit einem Sonderpreis für das beste Familienensemble. Beim Wettbewerb 2017 gewann sie gleich zwei Bundespreise: Mit ihrem Streichquartett erhielt sie einen ersten Preis und mit ihrem Celloquartett einen zweiten Preis. Als Bundespreisträger „Jugend musiziert“hat sie sich für die Instrumentenvergabe qualifiziert. Der Anruf aus Hamburg sei dann aber doch etwas überraschend gewesen. Vor wenigen Tagen setzte sie sich in
Die Musiker durften die Instrumente anspielen
den ICE nach Hamburg. Sie übernachtete bei Bekannten, um sich am nächsten Tag mit den anderen Musikern im Alter von zwölf bis 21 Jahren eines der begehrten Leihinstrumente aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds auszuwählen.
Ab früh morgens hatten die jungen Musiker in den Räumen des Museums für Kunst und Gewerbe die Gelegenheit, die Instrumente anzuspielen. Zur Vergabe standen besonders klangschöne Streichinstrumente. Darunter über 300 Jahre alte historische Raritäten und seltene Instrumente mit verringerter Korpusgröße, an denen junge Virtuosen noch wachsen können und die für den Nachwuchs in den meisten Fällen unerschwinglich sind, wie die Deutsche Stiftung Musikleben in einer Pressemeldung mitteilt.
Wie kommt die Stiftung zu den Instrumenten? „Zum Glück gibt es Menschen, die solche Instrumente besitzen, jedoch nicht selbst spielen“, heißt es in der Pressemeldung. Es habe vielleicht dem Vater gehört, der nicht mehr lebt, oder der Tochter, die doch nicht Profimusikerin geworden sei, oder wurde als Liebhaberobjekt und Wertanlage angeschafft. Ähnlich wie bei Kunstwerken würden die Preise kostbarer Streichinstrumente seit Jahren stei- gen. Über den 1993 gegründeten Deutschen Musikinstrumentenfonds bringe die gemeinnützige Deutsche Stiftung Musikleben Instrumentenbesitzer und vielversprechende junge Musiker zusammen, damit die Instrumente weiter klingen können und so manchem jungen Talent eine Zukunft weisen.
Wie die 15-jährige Esther Steinmeier erzählt, hatte sie auch ein deutsches Violoncello aus dem Jahr 2004 zur Auswahl. Doch das Instrument aus Paris habe ihr von Anfang an besser gefallen. „Es war viel schöner im Klang, runder und stimmiger.“Gleich nach der Ankunft in Denklingen habe sie ihrer Mutter vorgespielt. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt sie. Die Neuntklässlerin, die das Landsberger Ignaz-Kögler-Gymnasium besucht, ist eine begeisterte Orchestermusikerin und unter anderem Stimmführerin der Celli beim Jugendsinfonieorchester der Bayerischen Staatsoper in München.
Zwei bis drei Stunden übt sie am Tag, wöchentlich fährt sie zum Unterricht bei Uladzimir Sinkevich nach München. Nach dem Abitur möchte sie studieren. Die Hauptrichtung der Ausbildung: Violoncello. Und was macht sie, wenn sie nicht musiziert? „Dann lese ich und höre Musik“, sagt Esther Steinmeier. Allerdings nichts Modernes, denn am liebsten hört sie Abba.