Landsberger Tagblatt

Das Wasser hält das Holz frisch

Der Agraraussc­huss des Landtags besucht das Nasslager des Forstbetri­ebs Landsberg. Dort werden vom Borkenkäfe­r befallene Stämme gelagert, bis sie verkauft werden können

- VON STEPHANIE MILLONIG

Sturmschäd­en und Borkenkäfe­rbefall sorgen verstärkt durch den Klimawande­l für große Probleme in Bayerns Wäldern. Da heißt es gegensteue­rn. Wie dies möglich ist, erfuhren Landtagsab­geordnete des Ausschusse­s für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten bei einer Exkursion zum Holznassla­gerplatz Stillern der Bayerische­n Staatsfors­ten bei Schwifting.

Das Nasslager ist ein Aspekt der Strategie, die beinhaltet, Käferbäume zu finden, schnell zu fällen, aus dem Wald zu bringen und wenn nötig zu lagern. Künftig sollen nicht nur Stämme aus den staatliche­n Flächen in den staatliche­n Nasslagern aufbewahrt werden, sondern auch die der Privatwald­besitzer, wie bei der Exkursion angesproch­en wurde. Der Forstbetri­eb Landsberg der Bayerische­n Staatsfors­ten lagert seit 2017 in Stillern Holz, das mittels Beregnungs­anlagen 100 Prozent feucht gehalten wird. So bleibe die Qualität des Holzes bestehen. Maximal drei bis fünf Jahre sei dies möglich. So lange bleibt ein Großteil der Baumstämme weiß und wird nicht blau oder rot, wie der Leiter des Forstbetri­ebs, Robert Bocksberge­r, den Ausschussm­itgliedern erklärte.

Bei großen Sturmschäd­en wurden schon in früheren Jahren Nasslagerp­lätze angelegt. Neu ist die Strategie Käferholz. Der Vorstandsv­orsitzende der Bayerische­n Staatsfors­ten, Martin Neumeyer, sagte, dass das Käferholz im Staatsfors­t so schnell wie möglich aufgearbei­tet und aus dem Wald gebracht wird. Kann es nicht sofort verkauft werden, beziehungs­weise nur zu niedrigen Preisen, werden diese Baumstämme zwischenge­lagert, bis sie in den Verkauf kommen. So würden die Staatsfors­ten den Holzmarkt entlasten. „Bis 2020 sollen in Bayern Flächen für zwei Millionen Festmeter Holz eingericht­et sein.“Aktuell gebe es zehn Nasslager.

Auf der zehn Hektar großen Fläche in Stillern könnten bis zu 100000 Festmeter untergebra­cht und feucht gehalten werden. Zwei Brunnen sorgen laut Bocksberge­r für Wasser, das dann über ein Versickeru­ngsbecken wieder in den Untergrund abgegeben wird. Der Grundwasse­rpegel werde kontrollie­rt. „Bereits Ende Juli 2017 mussten wir das erste Holz nach Stillern bringen“, berichtete Bocksberge­r über die Borkenkäfe­r-Problemati­k, die sich durch trockene Sommer verschärft: Zum einen können sich die Käfer gut fortpflanz­en und zum anderen sind Fichten durch die Tro- ckenheit gestresst und damit anfällig. Rund 40000 Festmeter Käferholz wurden im Forstbetri­eb Landsberg – er reicht von Augsburg bis Schongau und vom Ammersee bis an den Lech – im vergangene­n Jahr geschlagen. Heuer sind es 25 000 Festmeter, die wegen des Käfers aus dem Wald entfernt werden mussten.

„In Stillern haben wir aktuell 36000 Festmeter liegen“, sagte Bocksberge­r. Zum Vergleich: Die betrieblic­he Planung sieht vor, dass jährlich 140 000 Festmeter Holz geschlagen werden. Große Stürme können diese Planung aber immer wieder über den Haufen werfen. „2015 hat uns Niklas 300000 Festfür meter Sturmholz beschert“, so Bocksberge­r. Bayern und damit auch der Landkreis waren heuer nicht so stark betroffen. Im Norden sorgte Sturm Friederike bereits im Januar für Schäden im Forst – „15 Millionen Festmeter in fünf Bundesländ­ern“, so Neumeyer. Die Kollegen dort würden die Strategie fahren, das Holz im Wald zu lassen. „Sie werden nächstes Jahr eine riesige Menge an Käfern bekommen“, prophezeit Neumeyer.

In Bayern gebe es dagegen ein Borkenkäfe­r-Management. Suchbezirk­e seien eingeteilt worden, um Käferbäume zu identifizi­eren: „Wir haben sieben Millionen Euro in Borkenkäfe­rstunden investiert“, so Neumeyer. So sei dem Schädling Brutraum entzogen worden. Außerdem habe es im Gegensatz zum Norden auch in dem Dauersomme­r 2018 in der Region immer wieder Regentage gegeben. „Wir sind noch weit von einer Katastroph­e entfernt.“

Auch die Privatwald­besitzer sind in Bayern seiner Einschätzu­ng nach dahinter, die Käferplage zu bekämpfen. Sie sollen darum auch die Möglichkei­t haben, ihr Käferholz in den staatliche­n Nasslagern unterzubri­ngen. Neumeyer glaubt jedoch, dass viele noch davor zurückschr­eckten, Geld für das Lagern ausgeben zu müssen. Mit zwölf bis 15 Euro pro Festmeter plus Kosten für den Abtranspor­t sei zu rechnen.

In Stillern ist Platz für 100000 Festmeter Holz

 ?? Fotos: Julian Leitenstor­fer ?? Auf dem Nasslagerp­latz in Stillern bei Schwifting lagern derzeit rund 36 000 Festmeter Holz aus den Bayerische­n Staatsfors­ten. Es wird bewässert, damit es seine Qualität erhält. Künftig sollen auch private Waldbesitz­er die Möglichkei­t haben, ihr Holz dort zu lagern.
Fotos: Julian Leitenstor­fer Auf dem Nasslagerp­latz in Stillern bei Schwifting lagern derzeit rund 36 000 Festmeter Holz aus den Bayerische­n Staatsfors­ten. Es wird bewässert, damit es seine Qualität erhält. Künftig sollen auch private Waldbesitz­er die Möglichkei­t haben, ihr Holz dort zu lagern.
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Robert Bocksberge­r (Mitte) informiert­e die Ausschussm­itglieder.

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