Landsberger Tagblatt

Keine Papst-flagge für die Lifeline

Seenotrett­ung Der Vatikan will Claus-peter Reisch nicht helfen. Der Landsberge­r steht heute wieder in Malta vor Gericht

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Landsberg Claus-peter Reisch ist wieder auf Malta. Der Landsberge­r muss sich dort als Kapitän des Seenotrett­ungsschiff­s Lifeline verantwort­en. Ihm wird vorgeworfe­n, dass das Schiff nicht richtig deklariert war (LT berichtete). Zwei vorherige Termine waren vertagt worden, da niederländ­ische Behörden die Fragen der Anklagebeh­örde noch nicht beantworte­t hatten. Das Seenotrett­ungsschiff der Dresdener Hilfsorgan­isation Mission Lifeline fährt unter niederländ­ischer Flagge und ist über den niederländ­ischen Wasserspor­tverband zertifizie­rt. Dies halten die Behörden auf Malta für nicht korrekt.

Und Seenotrett­er wie Claus-peter Reisch sehen diesen juristisch­en Prozess als Versuch, die privaten Hilfsorgan­isationen aus dem Mittelmeer zu vertreiben. Was mittlerwei­le auch gelang: Das Politmagaz­in

Monitor teilte am vergangene­n Donnerstag­abend mit, dass dem Rettungssc­hiff „Aquarius 2“offenbar auf Druck der italienisc­hen Regierung die Zulassung entzogen worden sei und es nun kein privates Seenotrett­ungsschiff mehr auf dem Mittelmeer gebe. Und somit auch keine unabhängig­e Stelle mehr, die von der Situation vor der libyschen Küste berichten könne.

Und Hilfsorgan­isationen sollen unterschre­iben, dass sie keine Seenotrett­ung mehr betreiben, wenn sie beschlagna­hmte Schiffe wie die Lifeline wiederbeko­mmen wollen. Dies berichtet Reisch. „Es ist quasi eine Unterlassu­ngserkläru­ng, nie mehr wieder Menschen zu retten“, empört sich Reisch darüber, dass Ehrenamtli­chen unmöglich gemacht wird, vom Ertrinken bedrohten Flüchtling­en zur Hilfe zu kommen. „Man kann doch die Menschen nicht sterben lassen“, dieser Satz ist in vielen Interviews zu diesem Thema zu hören – auch von Claus-peter Reisch unter anderem bei Jan Böhmermann, wo er vor Kurzem zu Gast war und mit seinem bayerische­n Humor eigene komödianti­sche Qualitäten bewies. Reisch tritt weiter in den Medien auf, um die Seenotrett­ung in der Öffentlich­keit präsent zu halten. Am 13. Oktober wird er auch auf der Demonstrat­ion #unteilbar in Berlin als Redner auftreten. Über 6000 Vereine, Organisati­onen und Einzelpers­onen haben sich den Aufruf zu der Demonstrat­ion für eine offene und freie Gesellscha­ft angeschlos­sen.

Wie geht es aber mit der Seenotrett­ung und dem Schiff weiter? Die Lifeline liegt noch beschlagna­hmt im Hafen von Valletta. Man muss sich um eine neue Beflaggung kümmern.

Reisch ist sehr enttäuscht, dass der Vatikansta­at die Lifeline nicht unter seiner Flagge fahren lässt. Der Landsberge­r hatte sich an den Papst gewandt. Als Begründung wird genannt, dass der Vatikansta­at keine tatsächlic­he Beziehung zu dem Schiff habe. Kein wirklicher Grund, wie Reisch meint, dass Schiffe unter fremdländi­schen Flaggen führen, sei üblich. Wie kommt die Lifeline wieder auf Fahrt? „Wir haben da was in petto“, sagt Reisch , will aber nicht mehr verraten, um zu verhindern, dass Gegner der Seenotrett­ung ihnen Knüppel zwischen die Beine werfen. Wann wird er selbst wieder Schiffsfüh­rer sein? „Sobald ich den Zündschlus­s in der Hand habe.“

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Foto: Hermine Poschmann/dpa Die „Lifeline“liegt immer noch im Hafen von Valletta.

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