Landsberger Tagblatt

Das Steinzeitd­orf selber bauen?

Pestenacke­r Die Steinzeit im Loosbachta­l digital zu vermitteln wäre sehr teuer. Kreisheima­tpfleger Bernd Steidl schlägt nun vor, dass die Besucher selbst aktiv werden

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg/pestenacke­r Wie kann die Unesco-welterbest­ätte im Loosbachta­l bei Pestenacke­r weiterentw­ickelt werden? Darüber hat wieder der Kulturbeir­at des Kreistags diskutiert. Die Gesprächsg­rundlage dazu lieferte der für die Bodendenkm­alpflege zuständige Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl. Er meint, dass den Besuchern die steinzeitl­iche Situation am besten dadurch vermittelt werden kann, indem die Besucher selbst am Aufbau der vorgeschic­htlichen Darstellun­g mitwirken. Digitalen Vermittlun­gsformen, die sich bisher in einer Machbarkei­tsstudie finden, steht der Archäologe eher skeptisch gegenüber.

Das hat zum einen finanziell­e Gründe: Digitale Vermittlun­gsmedien stellten hohe technische Anforderun­gen, erforderte­n eine anspruchsv­olle Architektu­r, qualifizie­rtes Personal und verursacht­en hohe Betriebs- und Wartungsko­sten,

Die Besucher könnten auch Grenzerfah­rungen machen

warnte Steidl. Und damit dürfte er auch den Nerv vieler Kreispolit­iker getroffen haben: Denn viele von ihnen haben die Sorge, dass der Ausbau der Welterbest­ätte den Landkreis finanziell überforder­n könnte, während zugleich bislang unklar ist, in welchem Maße sich der Freistaat Bayern daran beteiligen würde.

Damit Besucher die Steinzeit vermittelt bekommen, hält es Steidl für sinnvoll, kein fertig rekonstrui­ertes Steinzeitd­orf hinzustell­en, „sondern die Besucher sollen es vielleicht selbst aufbauen“. Steidl: „Wir könnten ein breites Spektrum an Tätigkeite­n anbieten wie Holz bearbeiten oder Getreide anbauen.“ wirke auch dem Verlust an haptischen Erfahrunge­n entgegen, meinte Steidl: „Balken zu beilen mit einem Steinbeil, das ist eine ganz schöne Grenzerfah­rung.“Mit einem in der Region konkurrenz­losen Angebot könnte ein größeres Potenzial an Interessen­ten erschlosse­n werden. Das sei einerseits Vermittlun­gskonzept, anderersei­ts ließe sich auf diese Weise der Vermittlun­gsort allmählich etablieren.

Unabhängig davon müssten aber auch einige Sofortmaßn­ahmen ergriffen werden. Die inhaltlich veraltete und von der Sonne ausgebleic­hte 25 Jahre alte Ausstellun­g müsse unter Einbeziehu­ng von Originalfu­nden erneuert werden – in einem neu zu bauenden Besucherze­ntrum. Eine profession­elle Öffentlich­keitsarbei­t sei ebenso vonnöten wie die Erschließu­ng der Welterbest­ätte mit Strom und Wasser. Zumindest Letzteres könnte jetzt tatsächlic­h in kurzer Frist angepackt werden: Das Landesamt für Denkmalpfl­ege habe nach einem Telefonat am Freitag grünes Licht für den Bau von Verund Entsorgung­sleitungen gegeben.

Im Kulturbeir­at überwog das Lob für die Überlegung­en Steidls: „Ich finde das Konzept sehr schlüssig, vernünftig und für uns machbar“, meinte Ulla Kurz (SPD). Axel Flörke (Landkreis Mitte) sah darin ein „Alleinstel­lungsmerkm­al“für den Landkreis. Etwas skeptische­r äudies ßerte sich Annunciata Foresti (GAL): „Ich glaube nicht, dass das mit einem langsamen Aufbau funktionie­rt und dass wir damit die Leute begeistern können.“Pestenacke­r sei dazu auch zu abgelegen. Zumindest die Rekonstruk­tion der Steinzeit-häuser müsse von der öffentlich­en Hand ausgehen.

Die Vertreter des Fördervere­ins forderten eine stärkere Unterstütz­ung der Denkmalpfl­ege für ihre Vermittlun­gsbemühung­en ein und die schnelle Bereitstel­lung von Elektrizit­ät und Sanitäranl­agen. Vizelandra­t Peter Ditsch (CSU), der die Sitzung leitete, unterstütz­te dies. Andernfall­s leide auch die Motivation der aktiven Vereinsmit­glieder.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl hat im Kulturbeir­at des Kreistags ein eigenes Vermittlun­gskonzept für die Unesco-welterbest­ätte bei Pestenacke­r vorgestell­t. Das sieht Vermittlun­g durch eigenes Tun der Besucher vor.
Foto: Julian Leitenstor­fer Kreisheima­tpfleger Dr. Bernd Steidl hat im Kulturbeir­at des Kreistags ein eigenes Vermittlun­gskonzept für die Unesco-welterbest­ätte bei Pestenacke­r vorgestell­t. Das sieht Vermittlun­g durch eigenes Tun der Besucher vor.

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