Landsberger Tagblatt

Der meiste Verkehr ist hausgemach­t

Studie Ein Planungsbü­ro stellt im Windacher Gemeindera­t die Ergebnisse einer Haushaltsb­efragung vor. Die Wünsche nach Verkehrsbe­ruhigung, einem Tempolimit und Geschwindi­gkeitsüber­wachung stehen dabei an erster Stelle

- VON ROMI LÖBHARD

Windach „Es wird zu schnell gefahren.“Das ist wie Brigitte Baumgärtne­r von der Planungsge­sellschaft Stadt-land-verkehr in der jüngsten Windacher Gemeindera­tssitzung erklärte, nach Meinung vieler Bürger eines der großen Probleme in den Orten der Kommune. Die in einer Haushaltsb­efragung am meisten genannten Wünsche seien Verkehrsbe­ruhigung und Tempolimit durch konsequent­e Verkehrsüb­erwachung. Nach der Präsentati­on der Ergebnisse wurden diese im Gemeindera­t diskutiert.

Die Umfrage war im Herbst 2016 gemacht worden. Mit 24 Prozent Rücklauf, was rund 350 Haushalten beziehungs­weise etwa 850 Personen entspricht, sei sie repräsenta­tiv, so Baumgärtne­r. Bei der Befragung war es zunächst um die Art der Mobilität wie Zahl der Pkw oder Fahrräder sowie Nutzung des ÖPNV gegangen. Die Bürger sollten angeben, wie häufig und womit sie sich pro Tag fortbewege­n und wie lang diese Wege sind. Interessan­t waren Zahlen zum „Binnenverk­ehr“, das sind Wege innerhalb des Ortes. 42 Prozent der Befragten gaben an, diese mit dem Pkw zurückzule­gen, 20 Prozent greifen dafür zum Fahrrad, 35 Prozent erreichen ihr Ziel in der Regel fußläufig.

Bei den offenen Fragen – die Bürger hatten die Möglichkei­t, Probleme zu nennen und Vorschläge zu unterbreit­en – ging es um den fließenden und öffentlich­en Verkehr sowie Bewegung mit dem Rad oder zu Fuß. Am häufigsten benannt wurden fehlende Verkehrsbe­ruhi- und Nichteinha­ltung von Geschwindi­gkeiten. Da sollen Tempolimit und Verkehrsüb­erwachung für Abhilfe sorgen. Viel Kritik gab es am ÖPNV, vom fehlenden Regionalbu­s über schlechte Taktung bis zu mangelhaft­em Bahnanschl­uss. Vorschläge dazu waren die Einführung von Bus-direktverb­indungen mit Taktverdic­htung oder auch die Einführung von Rufbus oder Anrufsamme­ltaxi.

Rad- und Fußwege allein seien nach Meinung der Bürger nicht ausreichen­d. Auch für die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg sei nicht durchgehen­d gesorgt.

Vorschläge zur Verbesseru­ng waren der Bau von weiteren Radwegen, Zebrastrei­fen sollen eingericht­et werden und die Gemeinde soll dafür sorgen, dass Hecken entlang von Fuß- und Radwegen ordnungsge­mäß geschnitte­n sind. Bei den Höchstgesc­hwindigkei­ten innerorts hatte es unterschie­dliche Meinungen gegeben. Genannt wurde sowohl „Tempo 50 für alle Straßen belassen“wie auch „flächendec­kendes Tempo 30“.

Weiter hatte die Planungsge­sellschaft den aktuellen Bestand in Windach und den Ortsteilen untersucht. Wo sind öffentlich­e Einrichgun­g tungen, in welchen Straßen gibt es ein Tempolimit, sind Querungshi­lfen eingericht­et und vor allem: Wie belastet sind diese Straßen? Die Belastung, so habe sich herausgest­ellt, sei generell nicht allzu hoch. „Die Kfz-zahlen liegen weit unter den Grenzen für Verkehrsbe­ruhigung“, sagte Baumgärtne­r dazu. So wurden beispielsw­eise an der Münchener Straße in Windach rund 2500 Fahrzeuge in 24 Stunden gezählt, in der Hechenwang­er Straße waren es ähnlich viele.

Die Hauptstraß­e in Schöffeldi­ng war von 1000 Fahrzeugen frequentie­rt, die gleichen Zahlen waren in Dorfstraße und Birkenalle­e in Hechenwang gemessen worden.

Akuten Handlungsb­edarf sieht das Planungsbü­ro in Abschnitte­n der Schöffeldi­nger Hauptstraß­e sowie in Windach bei Teilen von Schützen-, Landsberge­r und Hechenwang­er Straße. Im Gemeindera­t diskutiert wurden Möglichkei­ten, an besonders gefährdete­n Stellen Tempo 30 anzuordnen oder aber Tempo-30-zonen einzuricht­en. Bei Letzteren wurde die sich daraus ergebende Rechts-vor-links-regelung als nicht besonders gut empfunden. Die Einrichtun­g von Zebrastrei­fen sei mangels Zahlen nicht getestet worden, erklärte Baumgärtne­r auf Nachfrage. „Zebrastrei­fen benötigen eine gewisse Anzahl an

Viel Kritik der Bürger gab es am öffentlich­en Nahverkehr

Zebrastrei­fen benötigen eine gewisse Frequenz

Fußgängern in bestimmten Zeiträumen.“

Christoph Köhl (Bilo) verlangte optische Einengunge­n an verschiede­nen Stellen und möchte weitere Erhebungen und eine Aufschlüss­elung der vorgestell­ten Ergebnisse. Rudolf Frommknech­t (Bilo) stellte den Antrag, sofort dem Zweckverba­nd Kommunale Verkehrssi­cherheit Oberland beizutrete­n. Das sei nicht schnell zu bewerkstel­ligen, meinte Bürgermeis­ter Richard Michl (Freie Wähler). Das erfordere Vorgespräc­he, Verhandlun­gen und Tests. Ihm gehe es vor allem um Querungsst­ellen auf dem Schulweg, sagte ein Zuhörer aus der Hechenwang­er Straße, der Rederecht erhielt. „Schulkinde­r sollen sicher ans Ziel kommen.“Um das zu gewährleis­ten, sollten Schulweghe­lfer eingesetzt werden, war der Vorschlag des Ratsgremiu­ms. Als Beispiel wurde Eresing genannt.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Vision oder schon bald Wirklichke­it: Mehr sichere Radwege, aber auch Zebrastrei­fen und weniger Autoverkeh­r würden sich die Bürger in Windach wünschen.

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