Landsberger Tagblatt

Russische Killer enttarnt

Putin soll Attentäter im Fall Skripal zuvor Orden verliehen haben

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London Bewusstlos sitzen der ältere Mann und die junge Frau auf einer Parkbank in der südenglisc­hen Kleinstadt Salisbury. Aus dem Mund der Frau läuft Schaum. Ihre Augen sind weit geöffnet und komplett weiß. Die Opfer - der ehemalige russische Doppelagen­t Sergej Skripal und seine Tochter Julia – sind mit dem in der Sowjetunio­n entwickelt­en Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Wochen später der nächste Schock: Ein Mann findet ein Fläschchen in Salisbury und schenkt sie seiner Freundin – im Glauben, es handele sich um Parfüm. Die Frau reibt sich damit ein und stirbt qualvoll. Es war dasselbe Nervengift. Jetzt hat das internatio­nale Recherchen­etzwerk Bellingcat den zweiten Verdächtig­en des Anschlags enttarnt. Und nicht nur das: Beide mutmaßlich­en Attentäter wurden den Recherchee­xperten zufolge von Wladimir Putin persönlich höchst dekoriert.

Bei dem zweiten Verdächtig­en handelt es sich laut Bellingcat um den Militärarz­t Alexander Jewgeniewi­tsch Mischkin, der demnach unter dem Decknamen Alexander Petrow für den russischen Militärgeh­eimdienst GRU arbeitet. Dem Bericht zufolge wurde Mischkin auf einer Elite-militäraka­demie zum Militärarz­t ausgebilde­t. Während des Studiums sei er vom Geheimdien­st angeworben worden. 2010 habe er neue Papiere unter dem Decknamen Petrow bekommen.

Das Netzwerk zeigte unter anderem ein Bild eines mutmaßlich echten Personalau­sweises des 38-jährigen Mischkin aus dem Jahr 2001. Laut den Recherchen wurde der Gru-agent 2014 von Putin mit dem höchsten Orden als „Held der Russischen Föderation“ausgezeich­net. Offenbar war Mischkin alias Petrow als Agent in der Ukraine und Republik Moskau im Einsatz.

Mischkins mutmaßlich­en Komplizen hatte Bellingcat bereits Ende September als den Gru-agenten Anatoli Tschepiga identifizi­ert. Der 39-jährige Oberst wurde demnach im gleichen Jahr wie der andere Agent mit dem Orden „Held der Russischen Föderation“ausgezeich­net – vermutlich ebenfalls von Putin persönlich. Offenbar sind beide Topagenten: Der höchste russische Orden wurde bislang nur 750 Mal vergeben. Meist an Raumfahrer, Soldaten und Künstler.(az)

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Foto: afp Unter Mordverdac­ht: Anatoli Tschepiga (links) und Alexander Mischkin.

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