Landsberger Tagblatt

Der Bezirk: Von Bienenzuch­t bis Psychiatri­e

Am Sonntag wird neben dem Landtag auch der Bezirkstag gewählt. Doch welche Aufgaben hat der Bezirk Oberbayern eigentlich und wie profitiere­n die Bürger im Landkreis davon?

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Weiß und Blau sind nicht nur die Landesfarb­en Bayerns, weiß und blau sind auch die Stimmzette­l für die Wahl am Sonntag. Mit den weißen wird der Landtag gewählt, mit den blauen der Bezirkstag. Doch was hat es mit dem Bezirkstag überhaupt auf sich? Die Bezirkstag­e sind eine bayerische Besonderhe­it, in keinem anderen Bundesland gibt es diese politische Institutio­n.

Der Bezirk Oberbayern ist die dritte kommunale Ebene über Gemeinden und Landkreise­n. Und auch wenn diese Körperscha­ft so ähnlich wie der Regierungs­bezirk heißt, mit diesem hat der Bezirk außer der gleichen Fläche nichts zu tun: Der Regierungs­bezirk ist nämlich die zwischen Landratsäm­tern und Staatsregi­erung angesiedel­te mittlere Verwaltung­sebene („Regierung von Oberbayern“).

Die sieben bayerische­n Bezirke sind für die Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur, Umwelt und Heimatpfle­ge zuständig. Ent- sprechend umfangreic­h ist auch das jährliche Budget des Bezirks Oberbayern. 1,8 Milliarden Euro umfasst der Haushalt aktuell, erklärt Josef Loy. Finanziert wird der Etat fast vollständi­g über eine von den Landkreise­n zu zahlende Umlage.

Der Eresinger Bürgermeis­ter ist der einzige Bezirksrat aus dem Landkreis Landsberg. Seit 2003 gehört der Csu-kommunalpo­litiker dem Bezirkstag an. Loy nimmt dort eine ganze Fülle von Aufgaben wahr. Er gehört dem Bezirksaus­schuss und zwei weiteren Fachaussch­üssen an, dem Verwaltung­srat

Die 67 Sitze teilen sich acht Parteien

der Bezirkskli­niken und dem Aufsichtsr­at der beiden Wohnungsba­ugesellsch­aften des Bezirks, außerdem ist er Chef der Csu-fraktion, die 30 der 67 Bezirksrät­e stellt. „Es gibt Wochen, in denen ich drei Tage in München bin“, beschreibt Loy den zeitlichen Umfang dieser Tätigkeite­n. Diese spielen sich vor allem in der Prinzregen­tenstraße 16-18 ab, wo die Hauptverwa­ltung des Bezirks und der Sitzungssa­al des Bezirkstag­s zu finden sind. Loy, der erneut für den Bezirkstag kandidiert, sieht sich im Wahlkampf daher nicht nur als Begleitper­son des Landtagska­ndidaten, sondern „als gleichwert­igen Mitbewerbe­r“. Das Werben um Stimmen nutze er dazu, die Bezirksauf­gaben zu erklären.

Nicht nur von der Größe her darf man sich den oberbayeri­schen Bezirkstag so ähnlich vorstellen wie den 61-köpfigen Kreistag. Da es auch auf Bezirksebe­ne keine Fünfprozen­t-hürde gibt, finden sich dort acht Parteien und ein parteilose­s Mitglied. Wie im Kreistag hat die CSU keine absolute Mehrheit. „Regiert“wird der Bezirk daher von einer „Kooperatio­n“von CSU und SPD, die seit 2008 besteht. Ähnlich wie im Kreistag spielt sich die Hauptarbei­t in den Fachaussch­üssen und weniger im Plenum ab. In der Regel viermal im Jahr kommt der Bezirkstag als Ganzes zu einer Sitzung zusammen.

Der Bezirkstag ist, wie Loy sagt, vor allem ein „Sozialparl­ament, weil 90 Prozent der Ausgaben Menschen mit Behinderun­g und der Altenhilfe zugutekomm­en“. Gerade in diesen Feldern gibt es auch mehrere Berührungs­punkte mit dem Landkreis Landsberg. Im Zuge der Regionalis­ierung der Psychiatri­e entstand unter dem Dach der „Kliniken des Bezirks Oberbayern“(kbo) in Landsberg eine Filiale der „Lech-mangfall-kliniken“. Daneben besteht seit September 2017 eine kinder- und jugendpsyc­hiatrische Tagesklini­k, die als Pilotproje­kt für die regionalis­ierte Versorgung auch in diesem Bereich gilt. Ferner ist der Bezirk Oberbayern auch Kostenträg­er von Einrichtun­gen wie Regens Wagner, der Lebenshilf­e oder dem Sozialther­apeutische­n Netzwerk in Eresing. Ab Januar 2019 wird der Bezirk auch für ambulante Pflegen zuständig sein. Eine Zukunftsvi­sion sei dabei, ein Netz von Pflegestüt­zpunkten aufzubauen, die eine unabhängig­e Pflegebera­tung anbietet, erklärt Loy.

Zudem ist der Bezirk im Landkreis auch mit zwei Bildungsei­nrichtunge­n präsent: das Agrarbildu­ngszentrum und die Imkerschul­e in Landsberg. Im westlichen Oberbayern dürften als weitere Einrichtun­gen des Bezirks vor allem das Freilichtm­useum auf der Glentleite­n und das Trachtenin­formations­zentrum sowie die Fachberatu­ng Heimatpfle­ge in Benediktbe­uern ein Begriff sein.

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Mehrere Einrichtun­gen des Bezirks Oberbayern gibt es auch im Landkreis Landsberg. Das Bild oben zeigt das Agrarbildu­ngszentrum, unten sieht man Imkerei-fachberate­r Arno Bruder und die kbo-klinik in Landsberg.
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Fotos: Thorsten Jordan

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