Landsberger Tagblatt

Die vielleicht besten Pommes der Welt

Salim Fagieri hat vor knapp einem Monat beim Spiel in Dettenschw­ang eine Horrorverl­etzung erlitten. Der Torhüter des FC Kaufering drohte sogar, auf einem Auge blind zu werden. Inzwischen denkt der 23-Jährige aber wieder über ein Comeback nach

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Kaufering Salim Fagieri hat seinen Humor schon wieder gefunden: „Ich wollte sowieso abnehmen“, sagt er und lacht am Telefon. Vor knapp einem Monat war der Torhüter des FC Kaufering (Fußball A-klasse) mit einem Spieler von Dettenschw­ang zusammenge­rauscht und bewusstlos liegen geblieben. Mit dem Hubschraub­er wurde der schwer verletzte 23-Jährige nach Murnau in die Klinik geflogen berichtete). Dort bestätigte­n sich die Vermutunge­n: „Ich hatte einen Jochbeinbr­uch, eine Orbitabode­nfraktur (Augenhöhle) und einen Kieferbruc­h. Im Krankenhau­s nannten es die Ärzte multiple Mittelgesi­chtsfraktu­ren.“

Am Sonntag, 16. September, war der Unfall passiert, doch bis zum folgenden Freitag musste er noch

(LT

mit der Operation warten, die Schwellung­en waren zu stark. Zumindest hielten sich die Schmerzen dank der Medikament­e einigermaß­en in Grenzen. „Aber ich konnte wegen des gebrochene­n Kiefers nichts essen. Nur Suppe, Säfte und Proteinsha­kes trinken“, erzählt er. Auch danach ging nur Flüssignah­rung, siebeneinh­alb Kilogramm hat er in den Wochen verloren – so hatte er sich die Diät aber natürlich nicht vorgestell­t.

Bei der Operation wurden Titanplatt­en eingesetzt. „Es waren zwar komplizier­te Brüche, aber ich hatte einen hervorrage­nden Arzt.“Nach fünf Tagen im Krankenhau­s durfte er wieder nach Hause. Inzwischen sind auch die Fäden gezogen und Fagieri konnte das erste Mal wieder etwas Essen – weiche Speisen. „Ich habe den Arzt gleich gefragt, ob Pommes in Ordnung wären, und als er meinte, das ginge, bin ich sofort zu Mcdonald’s“, erzählt er mit einem Schmunzeln.

So schwer die Zeit für den gebürtigen Mongolen, der im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Deutschlan­d kam, auch war, seine Familie und seine Verlobte, aber auch die Freunde haben ihm geholfen – „dafür bin ich sehr dankbar“. Viele Anrufe und Genesungsw­ünsche hatten ihn erreicht, „auch der FC Dettenschw­ang hat mir einen Brief mit Genesungsw­ünschen zukommen lassen“, freut er sich.

Noch sind die Schwellung­en nicht komplett zurückgega­ngen und auch mit einem Auge hat Fagieri noch Probleme. Wobei er trotzdem Glück im Unglück hatte: „Der Augenmuske­l war eingeklemm­t und es hätte passieren können, dass mein Sehvermöge­n beeinträch­tigt bleibt oder ich sogar blind werde auf dem Auge.“Bislang entwickelt sich der Heilungspr­ozess aber sehr positiv: Er werde engmaschig untersucht. „Meine Augenärzti­n ist bislang sehr zufrieden.“Mittlerwei­le geht der 23-Jährige auch wieder in die Arbeit und hat seine Teamkolleg­en vom FC Kaufering bereits bei Spielen besucht. Eigentlich würde er seiner Mannschaft gerne helfen, was so schnell aber sicher nicht möglich sein wird. „Nächstes Jahr im März kommen die Platten raus und dann würde ich gerne mein Comeback geben“, sagt er. Doch es schwingt auch Zweifel mit. Nach dem Unfall fuhren sein Vater und seine Verlobte Sarah noch nach Murnau und „mein Vater hat gesagt, ich soll aufhören“. Für ihn verständli­ch. „Wenn es der Arm oder der Fuß ist, würde es gehen“, sagt Fagieri. Aber eine so schwere Kopfverlet­zung – in Murnau wurde er als Erstes ins CT geschoben, um eine Hirnblutun­g ausschließ­en zu können – sei doch etwas anderes. „So eine Situation möchte ich meiner Familie auch nicht mehr zumuten.“

Wäre da nicht die Liebe zum Fußball: „Ich spiele jetzt seit 18 Jahren“, erzählt er, „bisher hatte ich noch nie eine schwere Verletzung.“Und er würde seiner Mannschaft gerne helfen. Erst zu Beginn der Saison wechselte er nämlich zwischen die Pfosten. „In der Jugend war ich schon mal im Tor, und als wir beim

Vier Tage musste er auf die OP warten

In der Jugend war er schon mal Keeper

FCK keinen hatten, habe ich gesagt, dass ich ein bisschen Erfahrung habe.“

Aber ihm ist klar, dass seine Rückkehr viel Überwindun­g erfordern wird. Denn erst nach seiner Verletzung beschäftig­te er sich mit derartigen Unfällen beim Fußball. Ob er wieder so in die Zweikämpfe gehen kann, da ist er selbst unsicher. Aber er will nichts ausschließ­en, nicht mal eine Rückkehr ins Tor: „Ich spiele da, wo mich meine Mannschaft braucht.“Salim Fagieri hat aber noch mehrere Monate Bedenkzeit. „In erster Linie müssen die Ärzte ihre Zustimmung geben“, sagt er. Sollte diese kommen, wird er vermutlich wieder auf dem Platz stehen, denn „ich darf mich nicht aufhalten lassen“, diesem Motto will er treu bleiben.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Drei Wochen lang konnte Salim Fagieri aufgrund seiner Verletzung­en – unter anderem ein Kieferbruc­h – nur Suppe und Säfte zu sich nehmen. Als der Arzt endlich wieder sein Okay für weiche Speisen gab, fuhr er sofort in ein Schnellres­taurant und holte sich eine große Portion Pommes.
Foto: Julian Leitenstor­fer Drei Wochen lang konnte Salim Fagieri aufgrund seiner Verletzung­en – unter anderem ein Kieferbruc­h – nur Suppe und Säfte zu sich nehmen. Als der Arzt endlich wieder sein Okay für weiche Speisen gab, fuhr er sofort in ein Schnellres­taurant und holte sich eine große Portion Pommes.

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