Grüne Freude
Landtagswahl Gabriele Triebel aus Kaufering gehört dem neuen Landtag so gut wie sicher an. Bleibt sie dann Zweite Bürgermeisterin in Kaufering? Für Dr. Thomas Goppel geht eine Ära zu Ende
Grünen-Politikerin Gabriele Triebel aus Kaufering gehört dem Landtag so gut wie sicher an. Bleibt sie dann auch Zweite Bürgermeisterin in Kaufering?
Landsberg Es ist der größte Erfolg ihrer politischen Karriere. Gabriele Triebel aus Kaufering hat über die Liste den Einzug in den Bayerischen Landtag geschafft. Zwar waren gestern bis Redaktionsschluss noch nicht alle oberbayerischen Stimmbezirke ausgezählt. Aber aufgrund der vielen Stimmen, die die GrünenPolitikerin im Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck-West auf sich vereinen konnte berichtete), galt ihr Einzug als so gut wie sicher. Am Sonntag kam sie auf 25,1 Prozent der Erststimmen. Auf der Landesliste war die Sportlehrerin auf Rang neun angetreten. Dem neuen Landtag nicht mehr angehören wird CSU-Urgestein Dr. Thomas Goppel. Der 71-jährige ehemalige Wissenschaftsminister aus Eresing war auf Listenplatz zwölf angetreten und steuert nach 44 Jahren im Maximilianeum nun den politischen Ruhestand an.
Schon am Sonntagabend durfte Gabriele Triebel bei der Wahlparty im Landratsamt über beide Ohren strahlen. Als Erstes fiel sie bei der ersten Prognose ihrem Mann Bernd um den Hals und gestand dem LT, sie habe beim Blick auf das GrünenErgebnis Schmetterlinge im Bauch. Doch wer ist die Frau, die neben dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann – der Landsberger kandidierte für den Bezirk München-Mitte – und CSU-Mann Alex Dorow im Parlament sitzen wird?
Gabriele Triebel hat Ausdauer – sowohl politisch als auch im wahrsten Sinne des Wortes. Schon von klein auf war sie als Handballerin und Leichtathletin aktiv. Bereits in der Grundschule fasste sie den Entschluss, später einmal Sportlehrerin zu werden. Nach dem Abitur in Landsberg startete sie 1983 ihr Studium an der TU München und war im Leistungssport sehr erfolgreich. Als Langstreckenläuferin wurde die gebürtige Kauferingerin 1990 deutsche Vizemeisterin über 3000 Meter im Hallenlauf. Und ihre Liebe zu Sport und Natur legte auch den Grundstein für ihre politische Laufbahn. Denn nach ihrer Rückkehr mit der Familie aus München Ende der 90er-Jahre in ihren Heimatort war sie absolut dagegen, dass ihre Lieblingslaufstrecke am Lech asphaltiert wird. Ihr politisches Engagement begann.
2002 schaffte sie für die Grün-Alternative Liste (GAL) den Sprung in den Marktgemeinderat. Sechs Jahre lang war Gabriele Triebel dort Einzelkämpferin, ehe sie 2008 mit Alex Glaser und Hans-Jörg Pilz zwei Mitstreiter bekam und Fraktionssprecherin wurde. Gegenüber dem früheren Bürgermeister Dr. Klaus Bühler und der regierenden UBV bildete sie mit CSU und SPD einen politischen Gegenpol. Als Bühler 2012 zurücktrat, kandidierte Triebel fürs Bürgermeisteramt. In der Stichwahl zog sie jedoch gegen Erich Püttner (UBV) den Kürzeren. Im selben Jahr bewarb sie sich bei den Grünen als Direktkandidatin für die Landtagswahl. Erst zwei Tage vor der Delegiertenversammlung wurde sie Parteimitglied, was bei den Delegierten für leichte Missstimmung sorgte. Nominiert wurde damals Detlef Däke.
Bei den Kommunalwahlen 2014 erhielt sie in Kaufering die mit Abstand meisten Einzelstimmen aller Kandidaten. Der neue Marktgemeinderat wählte sie zur Zweiten Bürgermeisterin. Ob sie dieses Amt weiter ausführt? „Da wird sich nichts ändern“, so Triebel, die auf jeden Fall ihre kommunalpolitischen Ämter bis Ende der Wahlperiode 2020 fortführen will. Anders hingegen sieht es mit ihrer Tätigkeit am Ignaz-Kögler-Gymnasium aus. „Schon zu Beginn des Schuljahres wurde entsprechend vorgeplant, weil ja bekannt war, dass ich Landtagskandidatin bin.“Ihre Arbeitsstelle werde sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen – nicht nur wegen des Kollegiums, sondern auch wegen der jungen Leute. „Viele Schüler haben mich am Montag gefragt, ob das heute die letzte Stunde mit mir war“, so Triebel, die sich vorerst freistellen lässt. Über ihr Wahlergebnis freue sie sich riesig. „Im Landtag wird es ein anderes Arbeiten. Aber ich werde die Stimme des Volkes mitnehmen. Ich bin hier so verwurzelt, dass ich den Kontakt zu den Bürgern nie verlieren werde.“
Seit 1974 gehörte Dr. Thomas Goppel (CSU) dem Landtag an. Das entspricht zehn Wahlperioden. Im neuen Landtag wird der frühere Generalsekretär und Wissenschaftsminister jedoch nicht mehr dabei sein.
Gabriele Triebel hat schon oft Ausdauer bewiesen
So lange wie Thomas Goppel war keiner dabei
Denn für Listenkandidaten der oberbayerischen CSU ist im Maximilianeum kein Platz mehr. Goppel geht als dienstältester Landtagsabgeordneter, wie er erzählt. Nur Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sei länger im Bundestag.
Goppel sagt, er habe kein Problem damit, aus dem Landtag zu scheiden. Seine Kandidatur hing an drei Themen, wie er erzählt. Den Vorsitz der Seniorenunion und das Amt des Präsidenten des Bayerischen Musikrates würde er abgeben, wenn sich jemand dafür interessiere. Den Vorsitz des Landesdenkmalrates würde er gerne behalten. Und auch sonst weiß sich der Staatsminister a. D. zu beschäftigen: „Ich habe viel zu Lesen nachzuholen“, sagt er. Und derzeit steht noch die aktuelle Politik auf der Agenda: „Ich komme gerade aus einer Sitzung. Der Parteivorstand hat sechs Stunden getagt“, verriet er dem LT am Montagnachmittag. Es sei eine vielschichtige Diskussion um die Zukunft der CSU gewesen.
Kommen neben Gabriele Triebel noch weitere Kandidaten aus dem Landkreis in den Landtag? Noch am besten sah es gestern für Ulla Schäfer aus. Sie stand am Abend bei der FDP auf Platz drei. Allerdings lagen zu diesem Zeitpunkt erst die Bewerberergebnisse aus 13 von 31 Stimmkreisen vor. Die FDP bekommt in Oberbayern fünf Sitze.