Die mobile Autozukunft
Mobilität Seit einigen Monaten testet der ADAC auf dem Fliegerhorst Penzing Fahrerassistenzsysteme. Jetzt wurden die Ergebnisse vor Fachpublikum aus ganz Europa präsentiert. Ist das schon ein Vorgeschmack auf ein Technologiezentrum?
Seit einigen Monaten testet der ADAC auf dem Fliegerhorst Penzing neue Fahrassistentensysteme. Das Landsberger Tagblatt war einen Tag dabei.
Landsberg #TestingAutomation – unter diesem Motto hat der ADAC auf dem Fliegerhorst Penzing gestern einen großen Aktionstag veranstaltet. Mit dabei waren rund 140 Vertreter von Autoherstellern, europäischen Automobilclubs, Fachpresse und viele mehr. Welche Fortschritte wurden bei der Automatisierung bereits erreicht? Was ist in den nächsten Jahren möglich? Diese Fragen waren Thema bei der Veranstaltung und wurden eifrig diskutiert. Außerdem konnte das Publikum diverse Fahrerassistenzsysteme kennenlernen und vor Ort testen.
Autotests statt Fluggeräusche, Gelb statt Tarnfarben: Seit Mai hat sich das ADAC-Technikzentrum Landsberg auf dem Fliegerhorst in Penzing eingemietet (LT berichtete). Auf einem Teil des Geländes, wo früher die Transalls geparkt wurden, finden seitdem Tests von Fahrerassistenzsystemen statt. Gemeinsam mit NCAP, dem Europäischen Neuwagenbewertungsprogramm, und Global NCAP wurden die Ergebnisse gestern vorgestellt. „Wir haben zehn Fahrzeuge getestet und zeigen, was die Hersteller noch verbessern können“, so Dr. Reinhold Kolke, der Leiter des Technikzentrums. Von Audi A6 über BMW 6 bis hin zu Ford Focus, Mercedes C-Klasse und Nissan Leaf – etliche Marken wurden getestet. Was haben die Autos zum Beispiel in Sachen Notbremsassistent für Fußgänger oder Radfahrer, Bremsmanöver auf vorausfahrende Autos oder das Halten der Spur drauf? „Hier kann man sehen, wie die Zukunft aussieht“, so Kolke weiter.
Deutlich weiter entfernt – als viele glauben – ist allerdings die Zukunft des autonomen Fahrens. Also dass der Fahrer nur noch eine Nebenrolle spielt und das meiste das Fahrzeug selbst regelt. In einer aktuellen Studie des ADAC hätten Kolke zufolge rund 70 Prozent der Befragten angegeben, dass es bereits autonomes Fahren gibt, so Kolke. Dabei seien allerdings die Fahrerassistenzsysteme gemeint. „Es ist für uns wichtig, den Leuten zu erklä- ren, was das bedeutet. Die Hersteller versuchen, vieles in Videos zu erklären. Aber bei den Händlern ist einfach wenig Zeit dafür.“Es sei Aufgabe des ADAC, über Folgendes aufzuklären: „Für die Autofahrer gilt: Ihr müsst auf den Verkehr achten, und nebenbei E-Mails checken geht nicht“, erläutert Reinhold Kolke. Mit der gestrigen Veranstaltung sollten nun eben auch die in Landsberg erzielten ADAC-Testergebnisse anderen europäische Automobilclubs helfen, Aufklärungsarbeit zu leisten und ihre Mitglieder zu informieren. Kolke: „Wir teilen unser Know-how.“
Aber wann könnte es soweit sein, dass Fahrzeuge den Großteil der Arbeit selbst verrichten? Auch hierzu hält die ADAC-Studie topaktuelle Infos bereit. „Die Automatisierung kommt eher langsamer. 2050 werden in Deutschland 50 Millionen Autos auf der Straße sein. Knapp die Hälfte könnte automatisiert fahren“, informiert Kolke. Der meiste Verkehr würde sich auf Autobahnen abspielen, deutlich weniger in den Städten und sehr wenig auf Landstraßen. Trotzdem könnte die Zahl der rund 3200 Verkehrstoten jedes Jahr um 790 gesenkt werden. Zudem würden rund 68 Milliarden Euro weniger an Schäden entstehen.
Auf dem Weg in die Zukunft des autonomen Fahrens könnte der Fliegerhorst Penzing nach seiner wahrscheinlichen Auflösung eine tragende Rolle spielen. Gemeinsam mit Projektentwickler „ehret+klein“,
Viele haben ein falsches Bild von den Assistenzsystemen
Wird in Penzing irgendwann im großen Stil geforscht?
der auf dem Gelände der ehemaligen Pflugfabrik in Landsberg ein neues Stadtviertel realisiert, hat der ADAC schon 2017 den „Technologiecluster Intelligente Mobilität“vorgestellt. Dann könnte dort der ADAC eine Forschungseinrichtung betreiben, mit HightechFirmen und Hochschulen im Umfeld. „Intelligente Mobilität ist westlich von München sehr wichtig. An der Hochschule Kempten wird zum autonomen Fahren geforscht, und hier könnten wir gemeinsam ein Technologiecluster für intelligentes Fahren aufbauen“, so Kolke weiter. Bis 2024/25 könnte ein solcher Innovationscampus stehen. „Aber dafür müssen wir jetzt mit den Planungen beginnen, viele Gespräche führen, die Bürger mitnehmen und eine offene Kommunikation führen.“