So klingt Wahrhaftigkeit

So ist das manchmal: Alle neun Alben von Chan Marshall alias Cat Power stehen daheim im Regal. Aber: Länger nicht mehr reingehört – und dann hört man, dass es eine neue Platte von ihr gibt. Blindbestellung. Und wieder: berührt von dieser Stimme, dieser Ruhe, der hypnotischen reduzierten Instrumentalisierung, der Melancholie. Und doch: alles anders. „Horizon“, eine traurige, tranceartige Meditation über Familie, über Vater, Mutter, Geschwister. Vergewisserung und Abschiednehmen. „Woman“, singt Cat Power, 2015 Mutter geworden, im Duett mit Lana del Rey. „Stay“, der einzige Cover-Song (Rihanna) auf dem Album, durchschwebt Cat Power in wunderbarer Reduktion nur mit Pianobegleitung. Mit 46 ist die US-Musikerin und Songwriterin auf ihrem eigenen Weg auf einer neuen Stufe angelangt. Sie kann ganz ihrer hypnotischen Stimme vertrauen – und der ausgereiften Kargheit ihrer Musik. So klingt Wahrhaftigkeit. ★★★★★

(Domino) Cat Power: Wanderer