Die SPD will mehr Kante zeigen
Politik Kurz nach der Landtagswahl stellt der Dießener Ortsverein seinen Vorstand neu auf. Die Genossen geben sich selbstkritisch
Dießen Wie geht es jetzt weiter mit der SPD? Diese Frage stellte sich nach dem für die Sozialdemokraten desaströsen Ergebnis der Landtagswahl auch der SPD-Ortsverein Dießen. Nachdem die Formalien der Jahresversammlung abgearbeitet waren, ließen sich die Anwesenden viel Zeit für eine durchaus selbstkritische, aber auch konstruktive politische Diskussion. Ergebnis: Zukünftig wollen die Genossen mehr Kante zeigen und Themen und Ziele präziser formulieren.
Durch eine Rochade im Vorstand konnte das derzeit vakante Amt des Kassenwarts schnell besetzt werden. Patrik Beausencourt legte sein Amt als Zweiter Vorsitzender nieder, das er sich bislang mit Erich Schöpflin teilte, und wurde zum neuen Kassenwart des Ortsvereins und damit als Nachfolger des verstorbenen Kassenwarts Heinrich Tlaskal gewählt. Für das Amt des Zweiten Vorsitzenden wurde SPD-Mitglied Werner Hauk vorgeschlagen und gewählt. Die turnusmäßigen Neuwahlen stehen im Mai 2019 an.
Ab sofort möchte sich der Ortsverein mit aller Kraft auf die Europawahl im Mai 2019 und auf die Kommunalwahl im März 2020 konzentrieren. Man müsse das Gespräch mit den Menschen im Ort mit Nachdruck suchen, sagte Hanni Baur. Werner Hauk schlug vor, in regelmäßigen Veranstaltungen und Infoständen Themen aufzugreifen, die den Leuten auf der Seele liegen, und sich gleichzeitig um einen besseren Auftritt in den sozialen Netzwerken zu bemühen, um insbesondere auch junge Leute zu erreichen.
Diesbezüglich könne die SPD durchaus von den Grünen lernen, merkte Juso-Mitglied Maxim Sander an, und verwies auf die Jugendwahl am Ammersee-Gymnasium. „Viele Jugendliche wissen gar nicht, dass die SPD für soziale Werte steht“, sagte die 19-jährige Kana Tlaskal. Die jungen Leute regten deshalb die Gründung einer JusoGruppe in Dießen an.
Obwohl die SPD in den vergangenen Jahren im sozialen Bereich, zum Beispiel im Bereich der paritätischen Mitbestimmung oder beim Mindestlohn viel erreicht hätte, würde sie aktuell nur als Mitläufer der Regierung anstatt als Alternative wahrgenommen, sagte Beausencourt. Auch auf Ortsvereinsebene müssten die klassischen Werte der Sozialdemokratie, insbesondere bei Themen wie Bildung, Kinderbetreuung, Pflege, sozialer Wohnungsbau oder berufliche Integration von anerkannten Flüchtlingen als Kernthemen wieder stärker in den Vordergrund rücken, sagte Gemeinderatsmitglied Erich Schöpflin. „Wir müssen uns verabschieden von der Ausgleichspartei und uns klar positionieren. Es müssen auch nicht immer alle Gemeinderatsbeschlüsse einstimmig fallen“, meinte er.
Anstatt den Bau von Einfamilienhäusern zu fördern, sollte nach Ansicht der SPD in Dießen dem Geschosswohnungsbau, der innerörtlichen Nachverdichtung und dem sozialen Wohnungsbau mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, um auch für Menschen mit geringerem Einkommen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Schon jetzt seien die Listen für die Kommunalwahl auch für Nichtmitglieder geöffnet, sagte Hanni Baur. Ziel müsste es sein, spätestens im Mai einen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters zu benennen und zu den gegenwärtig drei Sitzen im Gemeinderat nach Möglichkeit einen vierten hinzuzugewinnen. Vorab soll allerdings die Europawahl im Mittelpunkt stehen: „Die Europawahl ist die wichtigste aller Wahlen und stellt die Weichen für die nächsten Generationen.“
Themen aufgreifen, die den Leuten auf der Seele liegen