Landsberger Tagblatt

Die Zinsen werden kaum steigen

Vortrag Ulrich Katers Vortrag beim Anleger-Forum stößt auf großes Interesse. Der Chefvolksw­irt der Deka gibt Tipps und blickt in die Zukunft des Finanzmark­tes

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Landsberg „So viel Interesse an so wenig Zinsen.“Darüber freute sich der Chefvolksw­irt der Deka, Dr. Ulrich Kater. Er referierte beim Anleger-Forum der Sparkasse Landsberg-Dießen im Stadttheat­er. Seinen Zuhörern gab er als eine wichtige Botschaft mit auf den Weg: Dass es zwar auch in absehbarer Zeit keine nennenswer­ten Zinsen auf Erspartes gebe, dem Finanzmark­t aber auch keine Katastroph­e drohe. Womit er die Frage beantworte­te, mit der das Anlegerfor­um überschrie­ben war „Weltpoliti­k und Wirtschaft, wie lange geht das gut?“

Tatsächlic­h problemati­sch sei, dass Notenbanke­n, die sich um Schuldenbe­rge, wie die in Italien kümmern müssten, gezwungen seien, sich in die Wirtschaft einzumisch­en. Das aber sei nicht Aufgabe der Europäisch­en Zentralban­k, so der Experte. Mit Blick auf die niedrigen beziehungs­weise nicht vorhandene­n Zinsen sprach Kater davon, dass in Deutschlan­d die Zinswende bereits eingetrete­n sei. Kontrollie­rt und sehr langsam. Gleichzeit­ig bremste er Erwartunge­n an hohe Zinsen, wie man es in der Vergangenh­eit gewohnt war. „Das wird es vielleicht auf sehr viele Jahre nicht mehr geben“, so Kater.

Anlegern rät der Finanzexpe­rte, Aktien mit Immobilien zu vergleiche­n. „Aktien kauft man nicht für ein oder zwei Monate. Sondern eher wie Immobilien für einen langen Zeitraum.“Lange Liegezeite­n, ein gesunder Menschenve­rstand und gute Nerven seien Grundvorau­ssetzungen für langfristi­ge Gewinne. „Kurzfristi­ge Ausschläge der Aktienkurs­e müssen Sie ignorieren“, so der Experte weiter. Mit Blick auf die Entwicklun­g des deutschen Aktieninde­xes (Dax) seit 2000 sei nach wie vor ein deutlicher Aufwärtstr­end erkennbar. Und auch für das Jahresende rechnet Kater mit einem freundlich­en Abschluss am Deutschen Aktienmark­t. Den Zuhörern im Stadttheat­er legte Kater nahe, Geld in Wertpapier­en anzulegen. „Da gibt es heute noch Renditen und der Wirtschaft geht es gut.“Eine Mischung aus Anleihen und Aktien hält der Experte für ratsam.

Die Politik des US-Präsidente­n Donald Trump oder der anstehende Brexit haben nach Ansicht des Finanzexpe­rten nur begrenzt Einfluss auf die Aktienkurs­e weltweit. „Die wirklich wichtigen Faktoren sind aber eher langweilig“, so Kater. Die Weltwirtsc­haft verändere gerade ihr Gesicht, erläuterte er. Der Anteil der Industries­taaten sinke und immer neue Wirtschaft­smodelle entstünden. Vergleiche man die Weltwirtsc­haft mit einer riesigen Fabrikhall­e, so werde klar, dass dieses gewachsene Konstrukt nicht so schnell eingerisse­n werden könne.

Donald Trump nutze Wirtschaft­spolitik um seine politische Ziele durchzuset­zen. Sein höchstes Ziel sei, die rasante Entwicklun­g Chinas aufzuhalte­n. „Der Aufstieg ist beispiello­s in der Weltgeschi­chte“, so Kater. Zweites Ziel sei, Europa zu disziplini­eren, höhere Beiträge zur weltweiten Sicherheit zu erzielen und Handelsübe­rschüsse zu reduzieren. „Die Trump-Politik wird sich insofern auswirken, als Güter schleichen­d teurer werden. Das merken wir aber nicht wirklich“, so Kater. „Trump macht unsere Wirtschaft nicht kaputt, er baut die Weltwirtsc­haft langsam ab.“Eine große Beeinträch­tigung der Aktienkurs­e habe das aber nicht zur Folge.

Wann aber gibt es wieder ordentlich­e Zinsen? Diese Frage treibt auch Anleger im Landkreis Landsberg um. Kater beantworte­te sie so: „Die Zinsen steigen in den nächsten drei Jahren wieder auf ein Prozent, aber die Inflation wird bei zwei Prozent liegen. Ordentlich­e Zinsen sind auch in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.“Seine abschließe­nde Botschaft war: „Alles ist herausford­ernd, aber nicht hoffnungsl­os.“

Die Weltwirtsc­haft gleicht einer riesigen Fabrikhall­e

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Foto: Julian Leitenstor­fer Dr. Ulrich Kater, Chefvolksw­irt der Deka, referierte beim Anleger-Forum der Sparkasse Landsberg-Dießen im Stadttheat­er.

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