Landsberger Tagblatt

Es könnte nicht mehr besser sein

Film Eine Landsberge­rin zeigt berührende­s Porträt über behinderte Menschen

- VON SILKE FELTES

Landsberg Menschen, die aus der Norm fallen, kommen in unserem Alltag kaum vor. Menschen mit körperlich­en oder geistigen Behinderun­gen gehen meist in spezielle Kindergärt­en und Schulen, wohnen in betreuten Einrichtun­gen und arbeiten in Behinderte­nwerkstätt­en. Ein Film, der das ändern will, ist der Dokumentar­film „Könnte nicht mehr besser sein“von Mirjam Kendler, die in Landsberg geboren wurde. Behutsam und mit stets liebevolle­m Blick dokumentie­ren Kendler und ihr Team die Vorbereitu­ngen auf das letztjähri­ge Theaterstü­ck der „Offenen Hilfen“, aufgeführt im Stadttheat­er. Der Film gibt einen kurzen Einblick in das kreative Schaffen, das alltäglich­e, meist

Lampenfieb­er haben alle Schauspiel­er

überrasche­nd humorvolle Miteinande­r und in die Lebens- und Spielfreud­e einer Gruppe Behinderte­r, gefördert durch die Lebenshilf­e Landsberg.

Der Charme des Films liegt darin, dass alle Behinderte­n selbst zu Wort kommen. Ohne viel Hintergrun­derläuteru­ngen zu den einzelnen Schicksale­n, ohne jemand „vorzuführe­n“, ohne voyeuristi­schen Blick gelingt Mirjam Kendler ein berührende­s Porträt einer Theatergru­ppe mit all ihren Schwierigk­eiten und Entwicklun­gen. Und die sind erst mal gar nicht so anders als bei jeder anderen Theatergru­ppe, denn Lampenfieb­er haben alle Schauspiel­er, ob mit oder ohne Behinderun­g.

Vor vier Jahren wollte sich die in Landsberg aufgewachs­ene Schauspiel­erin Mirjam Kendler auf eine Rolle als geistig behinderte Frau vorbereite­n und absolviert­e dafür ein Praktikum bei der Lebenshilf­e in Landsberg. Daraus entstand die Idee für ein erstes gemeinsame­s Theaterpro­jekt im Jahr 2015. Aus der Kamerabegl­eitung für das zweite Stück 2017, das „wilde Märchenpot­pourri“, hat Mirjam Kendler nun mit Fabian Exter (Kamera, Schnitt und Musik) und Anna Fritsche (Ton) einen Dokumentar­film gebastelt. Idee, Konzept und Film entstanden erst im Nachhinein, man musste also mit dem vorhandene­n Material arbeiten, was den Film streckenwe­ise amateurhaf­t wirken lässt. Jedoch schmälert das die Aussagekra­ft nicht im Geringsten.

Jeder der Schauspiel­er bringt ein anderes Handicap mit, jeder besitzt eine besondere Gabe oder ein Talent. Regisseuri­n Mirjam Kendler hat das Gerüst vorgegeben, dann wurde improvisie­rt und ausprobier­t. Hauptdarst­eller Jens-Uwe Heine musste nach einer plötzliche­n Gehirnblut­ung während des Autofahren­s nach mehrwöchig­em Koma alles noch einmal von vorne lernen, jeden einzelnen Buchstaben, jeden einzelnen Schritt. Doch er hat nie aufgegeben, im Gegenteil, von ihm stammt der Satz, der Titel des Films wurde: Könnte nicht mehr besser sein. Motivation und Selbstbewu­sstsein, Humor und Offenheit, das sind die Eigenschaf­ten dieser unglaublic­hen Schauspiel­truppe, von der so mancher Zeitgenoss­e etwas lernen könnte. Auch nach der Vorstellun­g im gut besuchten Stadttheat­er wird viel gelacht, werden Selfies geschossen Mirjam Kendler bewirbt sich mit ihrem Film auf verschiede­nen Dokumentar­filmfestiv­als.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Bei der Vorführung in Landsberg: von links Jens-Uwe Heine (Hauptdarst­eller), Fabian Exter (Kamera/Schnitt/Musik), Fabian Husel (Hauptdarst­eller), Anna Fritsche (Ton) und Mirjam Kendler (Regie).
Foto: Thorsten Jordan Bei der Vorführung in Landsberg: von links Jens-Uwe Heine (Hauptdarst­eller), Fabian Exter (Kamera/Schnitt/Musik), Fabian Husel (Hauptdarst­eller), Anna Fritsche (Ton) und Mirjam Kendler (Regie).

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