Lisa Frosali ist Auszubildende im dritten Lehrjahr zur Industriekauffrau. Sie darf den Firmen-Mini fahren.
noch: „Es isch eher schwieriger, hervorragende Beschäftigte als gute Gesellschafter zu finden.“
Am Anfang steht also der Mensch in der Geiger-Welt. Das scheint wirklich so zu sein. Wer mit Mitarbeitern spricht, hört anerkennende Worte über den Allgäuer Humanismus. So hat die Firma eine WerteSkala aufgestellt. Auf Platz eins rangiert hier – und das ist nach der Vorrede des Chefs keine Überraschung: „Mensch sein. Geiger sein.“
Nun müsste aber etwas mit Rendite kommen, schließlich hat das Unternehmen den Umsatz in den vergangenen fünf Jahren von 350 Millionen Euro auf rund eine halbe Milliarde Euro gesteigert. Die Zahl der Mitarbeiter nahm parallel von 1800 auf 2500 auch durch Übernahmen zu. Selbst wenn die Firma keine Angaben dazu macht, müssen die Gewinne mehr als ordentlich sein, sonst hätten nicht gerade in Deutschland immer neue Betriebe übernommen werden können. Auf Platz zwei der Geiger-Skala folgt aber nicht „Leistungsfähig sein“– eine Forderung, die erst auf Position vier zu finden ist. Denn nach dem Appell an die Menschlichkeit kommen zunächst „Fair sein“und „Partner sein“. Der in Konzernen oft dominierende Wettbewerbsgedanke „Besser sein“nimmt erst die fünfte Stelle in der Moral-Tabelle ein, gefolgt von „Beständig sein“und „Ehrlich sein“.
Nun mag mancher sagen, Papier sei geduldig. Doch irgendetwas muss dran sein, an der immer wieder beschworenen Geiger-Mentalität. Sonst hätten sich die Mitarbeiter in einer anonymen Umfrage des Forschungs- und Beratungsunternehmens „Great Place to Work“nicht überwiegend so positiv über ihr Unternehmen geäußert. Die Geiger-Chefs werben damit. Auf dem Firmensitz in Oberstdorf prangt ein riesiges Plakat, das klardann stellt, hier befinde sich eben ein großartiger Platz, um zu arbeiten.
Der Bedarf der Firma an neuen Beschäftigten ist enorm. Derzeit sucht das Unternehmen rund 187 zusätzliche Mitarbeiter – ein zum Teil schwieriges Unterfangen in Zeiten des Facharbeitermangels. Die Angebote reichen vom Bauarbeiter über den Vorabeiter bis zum Bauleiter. Auch Elektriker oder Entsorgungstechniker werden gesucht. Der Mensch steht in Hochkonjunkturzeiten zumindest in Wachstumsbereichen wie der Bauund Entsorgungsbranche im Mittelpunkt. So ist Pius Geiger froh, dass auch ein Flüchtling aus dem Senegal seine Mannschaft verstärkt. Er hat eine dreijährige Ausbildung zum Straßen- und Tiefbauer erfolgreich absolviert. Den Einstieg als Auszubildender bei Geiger wagte der Mann mit 43 Jahren. „Als ich von seinem Alter hörte, hat’s mich beinah vom Hocker g’rissen“, sagt Pius