Landsberger Tagblatt

Hinunter in die Vergangenh­eit: Delia (gespielt von Anna Bonaiuto) im Film von Mario Martone.

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Dieser Roman ist bereits vor mehr als zwei Jahrzehnte­n erschienen. Er interessie­rte damals aber eher wenige deutsche Leser – sicher auch deswegen, weil sie mit dem Namen der italienisc­hen Autorin nichts anfangen konnten. Elena Ferrante, aha, ein Debüt, nun ja. Drei Jahre später wurde der Roman von Mario Martone, Regisseur aus Neapel, verfilmt und auf den Filmfestsp­ielen in Cannes gezeigt. Aber auch das brachte Werk und Autorin hier keine große Aufmerksam­keit.

Diesmal, in neuer Übersetzun­g von Karin Krieger, ist alles anders: „Lästige Liebe“erscheint im Bücherherb­st 2018 als der ersehnte Nachschlag aus dem SuhrkampVe­rlag für alle Leser der neapolitan­ischen Saga „Meine geniale Freundin“– einer der großen literarisc­hen Welterfolg­e des letzten Jahrzehnts und Auslöser des sogenannte­n „ferrantefe­ver“. Hochanstec­kend.

Als Debüt lässt sich der Roman nun für die neu infizierte­n FerranteFa­ns nicht mehr lesen. Stattdesse­n überwiegt zuerst das Wiedererke­nnen – Themen, Muster, Orte, Sprache. Auch diese Geschichte siedelte die Autorin in Neapel an. Die Stadt erscheint hier aber noch düsterer, brutaler, schmutzige­r. Auch diesmal verhandelt Ferrante eine komplizier­te Frauen-Beziehung, ein Mutter-Tochter-Geflecht, und thematisie­rt Gewalt durch Männer. Jetzt, nachdem man 1700 Seiten ihrer vierbändig­en Saga gelesen hat, identifizi­ert man ihn schnell: den Ferrante-Stil. Melodisch, präzise, schnörkell­os. Vor allem aber offenbart das Debüt ein wiederkehr­endes zentrales Motiv der Autorin: das Verschwind­en einer Frau.

In der Tetralogie „Meine geniale Freundin“stellt Ferrante das Motiv direkt an den Anfang: Die Icherzähle­rin Elena erfährt vom Verschwind­en ihrer Lebensfreu­ndin Lila und nimmt das zum Anlass, die Geschichte ihrer Beziehung in allen Facetten auszuleuch­ten. „Lästige Liebe“beginnt mit den Worten: „Meine Mutter ertrank in der Nacht des 23. Mai, an meinem Geburtstag...“Und auch diesmal geht es zurück in die Vergangenh­eit, versucht die Comiczeich­nerin

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