Landsberger Tagblatt

Die Wucht der Worte

Mal wieder ein wunderbar vielfältig­er Poetry Slam im Stadttheat­er. Es gab auch ein Battle

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Mikrotest, dann fordert Ko Bylanzky das Publikum gleich zu einem Lautstärke-Applaustes­t auf. Denn der Applaus des Publikums bestimmt, wer in die zweite Runde kommt, einen zweiten Text vortragen darf, um schließlic­h Sieger des Abends zu werden. Die Regeln: In maximal fünf Minuten einen selbst geschriebe­nen Text vortragen. Keine Requisiten. An einem guten Abend sieht und hört man die unterschie­dlichsten Texte und Typen. Von der Rampensau über den Kaspar zum friedensbe­wegten Sensibelch­en oder betroffene­n Weltverbes­ser. Vom Profi, der schon etliche Wettbewerb­e gewonnen hat, bis zum Newcomer, der das erste Mal auf der Bühne steht. Gelegentli­ch sieht man die eine oder andere Hand am Textblatt zittern, erlebt einen kurzen Texthänger, aber im Großen und Ganzen gebührt allen Vortragend­en großer Respekt.

Wenn Intelligen­z sich mit Humor paart, wenn Ironie und Doppeldeut­igkeit auf Sprachspie­le und großes Gefühl treffen, dann erlebt man im besten Fall einen großartige­n und berührende­n, schlechtes­tenfalls einfach nur einen unterhalts­amen Abend.

Vergangene­n Mittwoch war wieder so ein sehr guter Abend im Stadttheat­er. Es ging los mit der Poetin Ella Anschein (U20-Meisterin NRW) mit einem berührende­n Text über einen obdachlose­n Altpunk. Es folgten der Debütant Viktor Stöckel aus Kempten und der Berliner Lesebühnen­meister Aidin Halimi mit einer überaus köstlichen Aneinander­reihung französisc­her Begriffe, die in Kurzform eine Liebesbezi­ehung erzählen und doch in dem Aufruf nach kulturelle­r Vielfalt enden.

Newcomer Max Osswald kotzt sich stilsicher über Fernbusrei­sen aus, und als Letzter der ersten Hälfte berichtet der Metalfreak Mike Spielberge­r aus der Metalszene. Aidin Halimi wird zum Sieger erkoren. Er wird im Finale auf die Regensburg­erin Theresa Reichl treffen. Sie hat sich mit einer wunderbare­n Performanc­e (wie es ist, wenn man als Frau Gangstarap­perficka werden will) gegen den bunten Vogel Sven Hensel aus Bochum (mit einem schwulen Sexalbtrau­m), Lea Winkler (wenn ich groß bin), der kurzfristi­g angemeldet­en Lehrerin Christina Bayer (über Geisterhäu­ser) und einem weiteren Berliner, Noah Klaus mit einer sarkastisc­hen

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