Landsberger Tagblatt

Die Strandbad-Schlüssel sind jetzt nutzlos

Haftungsfr­age Bis 1. November müssen die Besitzer ihre Schlüssel fürs Strandbad St. Alban bei der Marktgemei­nde Dießen abgeben. Der Bürgermeis­ter schreibt einen Brief an die Betroffene­n

- VON PETER STÖBICH UND STEPHANIE MILLONIG

Dießen Auch LT-Redakteuri­n Stephanie Millonig erhielt vor ein paar Tagen Post von der Marktgemei­nde Dießen. Bürgermeis­ter Herbert Kirsch erläutert in dem Brief ausführlic­h, warum die Gemeinde die Schlüssel für das Strandbad St. Alban zurückford­ert. Da vor und nach den normalen Öffnungsze­iten keine Badeaufsic­ht gewährleis­tet werden kann, ist es den Verantwort­lichen im Dießener Rathaus zu gefährlich, Früh- und Abendschwi­mmer mit einem eigenen Schlüssel ins Strandbad zu lassen.

Aber wo findet sich der eigene Schlüssel? Nach dem Umzug in einen Ortsteil wurde er nicht mehr benutzt, und nun steht die große Frage im Raum, wohin er verschwund­en ist. Eigentlich landen daheim alle überzählig­en Schlüssel in einer Blechdose. Also ab mit der Dose nach St. Alban. Einer um den anderen Schlüssel wird ausprobier­t, und siehe da, der letzte passt. Also muss LT-Redakteuri­n Stephanie Millonig auf die Kaution nicht verzichten.

Den Verlust ihres beliebten Privilegs nehmen die betroffene­n Dießener offensicht­lich gelassen. Bis 1. November müssen rund 300 Bürger ihre Schlüssel abgeben, mit denen sie bisher auch außerhalb der regulären Öffnungsze­iten das Gelände des Strandbads St. Alban nutzen konnten. Haftungsre­chtliche Probleme sind der Grund dafür, dass die Gemeinde die Schlüssel jetzt einzieht (LT berichtete).

In seinem Brief an die Schlüsselb­esitzer weist Bürgermeis­ter Kirsch unter anderem auf die „besonderen Schutz- und Fürsorgepf­lichten“hin, die der Markt Dießen für die Badbesuche­r zu tragen habe. In Bayern seien in den ersten acht Monaten dieses Jahres 80 Menschen ertrunken. Deshalb müsse man die Aufsichtsp­flicht ausweiten. „Wir haben sämtliche Betroffene­n angeschrie­ben und bei den allermeist­en dafür gefunden, dass diese Aktion notwendig ist“, sagt Geschäftss­tellenleit­er Karl Heinz Springer. „Bisher läuft das Ganze reibungslo­s, ohne spürbaren Unmut oder Probleme ab.“

Während der vergangene­n Wochen sei die Mehrzahl der BadSchlüss­el im Rathaus abgegeben worden, nur wenige Bürger haben ihn möglicherw­eise verlegt oder verloren und nehmen dabei den ihrer Kaution in Kauf. Das sei aber kein Problem, so Springer, weil die Gemeinde das Schloss am Bad austausche­n lasse und somit niemand mehr außerhalb der offizielle­n Zeiten Zugang habe.

Schon vor Jahren hatte Dießen damit begonnen, zusätzlich zur vergünstig­ten Jahreskart­e für Einheimisc­he eine begrenzte Anzahl von Schlüsseln auszugeben, um einen Badbesuch auch außerhalb der ÖffVerstän­dnis nungszeite­n von 9 bis 20 Uhr zu ermögliche­n. Dass das künftig nicht mehr möglich sein wird, sei laut Springer keine Schikane. „Wenn außerhalb der regulären Öffnungsze­iten ein Unfall passiert, greift die sogenannte Organhaftu­ng, angefangen vom Bürgermeis­ter über die Verwaltung bis zu den Gemeinderä­ten.“

In einer Gemeindera­tssitzung hatte ein Rechtsanwa­lt den kompliVerl­ust zierten Sachverhal­t geschilder­t: Selbst wenn die Schlüsseli­nhaber eine noch so ausführlic­he Haftungsfr­eistellung­serklärung unterschre­iben, haftet im Fall des Falles immer der Betreiber, in diesem Fall die Gemeinde Dießen. Besonders bei „risikointe­nsiven Einrichtun­gen“wie einem Schwimmbad könne man sich nicht aus der Verantwort­ung stehlen, hieß es. Auch wenn Schlüssel weitergege­ben oder unberechti­gt nachgemach­t würden, hafte die Gemeinde.

Laut Springer greift in Sachen Badeaufsic­ht auch nicht das Argument, dass es sich doch um einen See handle. Bei den Strandbäde­rn werde Eintritt verlangt, und St. Alban biete auch noch Floß und Rutsche als Angebot. „Es gilt als Naturbad und wird somit anders bewertet als der Gemeindest­eg in Schondorf oder das Freizeitge­lände Wartaweil, wo jeder kostenlos ins Wasser gehen kann“, erläutert er.

Trotz Verlust des Schlüsselp­rivilegs dürfen die Strandbadf­reunde von St. Alban hoffen, auch im nächsten Sommer morgens früher und abends später schwimmen gehen zu können: Ab der nächsten Saison soll es verlängert­e Öffnungsze­iten von 6.30 bis 22 Uhr geben, damit verbunden aber auch höhere Eintrittsp­reise.

Künftig kostet die Dauerkarte für Einheimisc­he nicht mehr 20, sondern 21,50 Euro. Für Kinder steigt der Preis von vier auf 4,50 Euro. Die Tageskarte­n blieben gleich, die Familienta­geskarte wird um einen Euro teurer und kostet künftig neun Euro. Der Preis einer Zehnerkart­e erhöht sich von 30 auf 32 Euro, die Zehnerkart­e für Kinder kostet künftig 5,50 statt fünf Euro. Die Jahreskart­e für Nichtdieße­ner verteuert sich von 50 auf 55 Euro, die für Kinder, die nicht in Dießen wohnen, von zehn auf elf Euro.

Preise für die Dauerkarte­n steigen

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Nach so vielen Jahren den Schlüssel fürs Bad abgeben – dazu muss man erst Mal schauen, welcher der richtige ist. LT-Redakteuri­n Stephanie Millonig testete und wurde fündig. Sie bekommt ihre Kaution zurück.
Foto: Thorsten Jordan Nach so vielen Jahren den Schlüssel fürs Bad abgeben – dazu muss man erst Mal schauen, welcher der richtige ist. LT-Redakteuri­n Stephanie Millonig testete und wurde fündig. Sie bekommt ihre Kaution zurück.

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