An den Stellwerken wird geschraubt
Ein Gutachten zu dem Vorfall in Utting steht noch aus. Damals fuhren zwei Züge auf einem Gleis ein.
Zwei Züge werden auf ein Gleis geleitet – mit oft schweren Folgen: In Aichach starben Anfang Mai der Zugführer und eine Passagierin. In Utting ging die Sache einige Monate zuvor glimpflich aus: Am 22. Februar 2018 reagierte der Zugführer eines aus Augsburg in den Bahnhof einfahrenden Zuges der Bayerischen Regiobahn sofort, als er sah, dass auf Gleis zwei schon ein Zug stand berichtete).
Wie kam es zu diesem Fehler, der auch in Utting tragisch hätte enden können? Noch gibt es kein abschließendes Ergebnis der Untersuchungen. Fachlich zuständig ist die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU). Pressesprecher Gerd Münnich sagt, dass die Untersuchungen zu dem Uttinger Vorfall in andere Untersuchungen integriert würden. „Utting wird mit einbezogen.“Die BEU stelle generell die Unfallursachen fest und gebe Sicherheitsempfehlungen an das Eisenbahnbundesamt.
Auch in Aichach liegt, wie unsere Zeitung berichtete, noch kein Ergebnis vor. Bei beiden Bahnhöfen gibt es noch mechanische Stellwerke, bei denen eine hohe Verantwortung beim Fahrdienstleiter liegt. Die Fahrdienstleiter bedienen Signale und Weichen noch per Hand – mittels Drahtzügen oder elektrischen Schaltern. Dießen und Geltendorf werden an der Ammerseebahn bereits über elektronische Stellwerke gesteuert. In Egling, Walleshausen, Schondorf sowie in Riederau gibt es wie in Utting noch mechanische Stellwerke. Übrigens ist die elektronische Steuerung für Dießen im Bahnhof in Utting untergebracht.
Die DB Netz AG verfolgt laut einem Pressesprecher zwei Ansätze, um die Sicherheit der Stellwerke zu optimieren. Mechanische Stellwerke werden durch elektronische Stellwerke ersetzt. Und parallel dazu werden mechanische Stellwerke technisch aufgerüstet – was bedeutend schneller geht. „Hier sind wir aktuell in der Planungsphase“, sagt der Pressesprecher. „Ab 2019 wollen wir mit der Umrüstung beginnen.“Wie im Juli bekannt wurde, sollen innerhalb von fünf Jahren 600 der deutschlandweit 1200 mechanischen Stellwerke mit elektronischen Warnanlagen ausgestattet werden. Wann mit Arbeiten an den Bahnhöfen der Ammerseebahn zu rechnen ist, kann er noch nicht sagen. Um die Sicherheit zu erhöhen, gibt es laut Bahnsprecher auch ein Maßnahmenpaket in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde. Dazu gehörten unter anderem Simulatortrainings für Fahrdienstleiter, zusätzliche Kontrollen und Anpassungen bei der Aus- und Weiterbildung. „Für die Deutsche Bahn steht der sichere Bahnbetrieb an oberster Stelle“, so der Sprecher. Statistiken belegten, dass die Eisenbahn eines der sichersten Verkehrsmittel sei. Die Deutsche Bahn entwickle die Technik und Prozesse für einen sicheren und verlässlichen Eisenbahnbetrieb kontinuierlich weiter. Außerdem flössen allein in diesem Jahr 9,3 Milliarden Euro in die Modernisierung und Instandhaltung der Eisenbahninfrastruktur.