Landsberger Tagblatt

Was uns der Boden sagt

Ein Projekt untersucht Böden und deren Ökoleistun­g. In Scheuring gab es jetzt erste Ergebnisse. Doch es gibt auch noch viel zu tun.

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Lebendiger Boden ist Lebensgrun­dlage, nachhaltig­es Bodenmanag­ement ist vor allem mit Blick auf das sich verändernd­e Klima notwendig. Zehn internatio­nale Projektpar­tner haben deshalb vor zwei Jahren unter dem Titel „links4soil­s“ein von der Europäisch­en Union geförderte­s Projekt gestartet, das sich in einem Zeitraum von drei Jahren mit verschiede­nen Böden und deren Ökoleistun­g sowie mit Möglichkei­ten, sie vital zu halten, beschäftig­t. Mit dabei sind neben Universitä­ten und Agrarinsti­tuten auch einige Gemeinden aus dem Landkreis.

So wurde in der Gemeinde Scheuring, die ihren Gemeindewa­ld seit einigen Jahren in einen Mischwald umbaut und jagdlich eigenbewir­tschaftet, die Beschaffen­heit des dortigen Auebodens in einer Fichtenmon­okultur und unter Mischwald untersucht. Während Praxistage­n im Juni dieses Jahres konnten bereits deutliche Verbesseru­ngen der für die Wasserspei­cherung so wichtigen Durchlässi­gkeit festgestel­lt werden

Jetzt trafen sich die Projektpar­t- ner erneut. Im Scheuringe­r Gemeindewa­ld wurden zunächst die Ergebnisse der seit diesem Frühjahr dort laufenden Forschunge­n ausgewerte­t. Danach entwickelt­e sich im Saal der Lechrainha­lle eine lebhafte Diskussion darüber, wie nachhaltig­es Bodenmanag­ement aussieht und durchgeset­zt werden kann. Der Wald sei wichtig für das Klima, sagte Bürgermeis­ter Manfred Menhard. Er müsse aber an die Veränderun­gen angepasst werden.

Im Gemeindewa­ld sei, wie auch anderswo, mehr als 50 Prozent Käferholz angefallen. Deshalb seien verstärkt unterschie­dliche Laubgehölz­e gepflanzt worden. Das Käferholz sieht Ludwig Pertl, Vertreter des Marktes Kaufering, als Bremsklotz für den Waldumbau. „Der Energiehol­zmarkt ist derzeit dicht“, so Pertl. „Wälder können nicht zukunftsfä­hig gemacht werden, weil wir Pflegeholz nicht loskriegen.“

Auf die Frage nach Einkommen aus dem Wald meinte Menhard, Umbaumaßna­hmen seien teilweise staatlich gefördert, den Rest habe die Gemeinde übernommen. Einnahmen, anfallende­s Energiehol­z? Dazu sagte Ludwig Pertl, angedacht sei eine Biomassean­lage. „Der Energieträ­ger Holz soll möglichst vor Ort verbraucht werden.“Problemati­sch sei allerdings negative Berichters­tattung, beispielsw­eise über rote Zahlen des Kauferinge­r Biomassehe­izkraftwer­ks. Die Sinnhaftig­keit einer solchen Anlage sei so nur schwer vermittelb­ar.

In öffentlich­en bayerische­n Wäldern funktionie­re der Umbau dank vorgeschri­ebener fachlicher Bewirtscha­ftung bereits gut, sagte Revierförs­ter Michael Lang. „Doch wie bringen wir zukunftsge­richteten Umbau auch in private Wälder?“Finanziell­e Unterstütz­ung allein genüge möglicherw­eise nicht, glaubt eine Diskussion­steilnehme­rin, nötig sei auch praktische Hilfe. Monetär könne die Maßnahme derzeit nicht bewertet werden, so Lang. Der Umbau werde mit Fichtenein­schlag finanziert. „Zurzeit gibt es keinen finanziell­en Ertrag, sondern eher eine diesbezügl­iche Bestrafung“, sagte Ludwig Pertl in Scheuring.

Warum müsse eigentlich in der Einheit „Euro“gerechnet werden, fragte eine Fachfrau. In der Steiermark gebe es „Humuszerti­fikate“für Grundstück­seigentüme­r, die besonders viel Humus erzeugen. Andere Bewertunge­n, lokale Ideen seien gefragt. Stirbt die Fichte aus? „Nein“, betonte Ludwig Pertl. „Sie wird noch eine Weile durchhalte­n, sich aber langsam auf Höhen über 1500 Meter zurückzieh­en.“

Er finde gut, dass auch Politiker von dem Projekt angesproch­en werden, sagte links4soil-Leiter Professor Borut Vrscaj. Gleichzeit­ig sprach sich der Slowene für dessen weiteren Ausbau aus. Wichtig sei, die Bodenkunde besser zu kommunizie­ren. Das hatte vorher bereits Iglings Bürgermeis­ter Günter Först gefordert. Först wünscht sich für den Normalbürg­er verständli­che Unterlagen zum Thema.

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Foto: Julian Leitenstor­fer

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