Landsberger Tagblatt

Jugendlich­e auf den Spuren von Senioren unterwegs

Barrierefr­eiheit in Dießen ist noch längst nicht überall verwirklic­ht. Schüler dokumentie­ren neuralgisc­he Punkte

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Die Straßen Dießens können durchaus zum Hindernisl­auf werden, wenn man etwa nur mit einem Rollator unterwegs sein kann, einen Rollstuhl über die Schwellen einer Apotheke heben oder einen Kinderwage­n schieben möchte. „Barrierefr­eiheit“ist in der Ammerseege­meinde nicht lückenlos verwirklic­ht. Dabei stellen die Senioren am Ort mit ihren 3000 Menschen über 65 fast ein Drittel der Bevölkerun­g.

Anlass genug für den Seniorenbe­irat, eine Untersuchu­ng anzustoßen, um im Detail zu sehen, wo es in der Marktgemei­nde hakt. Dabei haben die älteren Dießener die jüngsten Bürger mit ins Boot geholt, um Klarheit zu bekommen. Es wurde ein erfolgreic­hes Projekt und ist bayernweit einzigarti­g.

Rückblick: Dienstag, 3. Juli, war ein wunderschö­ner Hochsommer­tag. 60 Schülerinn­en und Schüler der 7. und 8. Klassen der Carl-OrffSchule (COS) erkundeten die Marktgemei­nde: Wo sind für ältere Menschen Hinderniss­e auf öffentlich­en Straßen? Ihre Lehrer hatten sie auf ihre besondere Aufgabe an diesem ungewöhnli­chen Schultag intensiv vorbereite­t. Über 200 Fotos haben die Jugendlich­en von brisanten Stellen gemacht.

Nun stellte Lehrer Thomas Kaffka die Ergebnisse des gemeinsame­n Projekts zusammen mit dem Seniorenbe­irat der Öffentlich­keit vor.

Das Kerngebiet Dießens wurde in fünf Zonen erfasst. Schüler begleitete­n ältere Menschen, die sich mit Rollatoren auf der Mühlstraße bewegten oder schoben Rollstühle. Die Untersuchu­ngsmethode bestand im Beobachten, Ausprobier­en und auch im Vorwegnehm­en: Also, wie komme ich beispielsw­eise in die Apotheke? Dann machten sie Notizen und dokumentie­rten ihre Beobachtun­gen mit Fotos.

Schließlic­h mündete die Projektarb­eit in eine Reflexion. Gut war, mit Empathie für Behinderun­gen durch die Straßen zu gehen, erläuterte Kaffka. Allerdings legten die Projekttei­lnehmer den Schwerpunk­t nur auf Behinderun­gen beim Gehen. Dabei könnten auch für Hörgeschäd­igte oder Sehbindert­e ganz andere Barrieren auftauchen.

Bürgermeis­ter Herbert Kirsch merkte an, dass Barrierefr­eiheit immer noch ein kaum abschließb­arer Prozess sei. Barrierefr­eiheit heißt es aber künftig für den Eingang des Dießener Rathauses. Der soll im nächsten Jahr umgebaut werden.

Ihren Niederschl­ag fanden die Ergebnisse der Begehung übrigens in einer Fotodokume­ntation, die als gebundenes Buch vorliegt.

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Foto: Alois Kramer

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