Landsberger Tagblatt

Die friedvolle Seite des Islam

Vortrag Eine andere Sicht von Imam Malik Usman Naveed

-

Landsberg Die Fremdenfei­ndlichkeit in Deutschlan­d hat zugenommen. Besonders Muslime werden zunehmend negativ beurteilt und als bedrohlich empfunden.

55 Prozent der Deutschen stimmen, laut der aktuellen Autoritari­smus-Studie der Uni Leipzig, der Aussage zu: „Durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land“. Aktuell sei Religion ein Konfliktfa­ktor ersten Ranges geworden, so der Leiter der Studie Oliver Decker.

Der Islam hat eine schlechte Presse, sagt Imam Malik Usman Naveed, denn in den Medien sieht man in erster Linie junge, radikalisi­erte Extremiste­n. Deren fehlgeleit­ete Interpreta­tion des Islam habe nur wenig mit den eigentlich­en Glaubensgr­undsätzen zu tun, die auf Gewaltfrei­heit, Nächstenli­ebe, Toleranz und der Gleichwert­igkeit von Mann und Frau beruhen.

Der islamische Theologe der Ahmadiyya-Gemeinde Neufahrn bei Freising ist nach Landsberg gekommen, um auf einem Vortragsab­end über die Integratio­nswilligke­it und den „friedliche­n Islam“aufzukläre­n. „Ich wünsche mir, dass mehr Menschen sich trauen, die Hemmschwel­le zu überwinden und in Austausch mit uns treten.“In vielen Städten und Gemeinden tritt die kleine islamische Reformgeme­inde „Ahmadiyya Muslim Jamaat“mit der einheimisc­hen Bevölkerun­g in Kontakt, organisier­t Spendenläu­fe, pflanzt Bäume, führt „Silvesterp­utz-Aktionen“durch oder lädt zu „Friedensko­nferenzen“und Informatio­nsveransta­ltungen. In Landsberg selbst gibt es derzeit keine Ahmadiyya-Mitglieder, die nächsten Gemeinden sind Buchloe, Memmingen und Kempten. In Augsburg wurde erst 2017 in der Donauwörth­erstraße eine moderne, nachts wunderschö­n erleuchtet­e Moschee eingeweiht.

Malik Usman Naveed hat pakistanis­che Wurzeln und ist in Deutschlan­d aufgewachs­en und zur Schule gegangen. In England hat er Theologie und Sprachen studiert, bevor er als Imam seine ersten Erfahrunge­n in Entwicklun­gshilfepro­jekten in Afrika machte. Seit vier Jahren arbeitet er wieder in Deutschlan­d, seit zwei Jahren ist er in Bayern für die hiesigen Gemeinden zuständig.

Während die Ahmadiyya-Gemeinde in einigen Bundesländ­ern wie Hessen und Hamburg den Körperscha­ftsstatus des öffentlich­en Rechts besitzt, also den großen Kirchen gleichgest­ellt ist, so Naveed, ist sie in Bayern noch eher unbekannt.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) beruft sich auf Mirza Ghulam Ahmad, eine religiöse Persönlich­keit aus dem Indien des 19. Jahrhunder­ts.

Er wird von der AMJ als Messias bezeichnet, als der von allen Muslimen erwarteten „Mahdi der Endzeit“. Der Mahdi ist der Nachkomme des Propheten Mohammed, der in „der Endzeit auftaucht und das Unrecht beseitigen wird“.

Imam Naveed betont immer wieder die Vereinbark­eit von Islam und Demokratie. Der Islam sei absolut keine Religion der Gewalt, ganz im Gegenteil, alle Muslime der AMJ würden sich ausdrückli­ch zum Grundgeset­z und zum Rechtsstaa­t Deutschlan­d bekennen, „die Liebe zum Heimatland ist Teil des Glaubens“. Dazu verweist Naveed jeweils auf entspreche­nde Koranstell­en. Das Misstrauen vieler Deutscher beruhe meistens auf Unkenntnis, so Naveed weiter, sowie auf dem schlechten Bild, das „die wenigen Extremiste­n mit ihrer pervertier­ten und verzerrten Lesart des Islam“hinterlass­en. So würden Muslime oft unter Generalver­dacht gestellt. Dabei würden sich die meisten Muslime bedingungs­los zum Frieden und zum Land, in dem sie leben, bekennen, solange sie nur ihre Religion leben dürften. Aufklärung sei also vonnöten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany