Kultur ohne Hemmschwelle
Seit einem halben Jahr gibt es im ehemaligen Blumenladen Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Musik
Landsberg Ausstellungen, Lesungen, Workshops, Vorträge und Musik statt Blumen und Gestecken: Seit Ende April ist im ehemaligen Blumenladen am Landsberger Klostereck der „projekt ...raum“von Catherine Koletzko zu Hause. Nach einem guten halben Jahr war es nun an der Zeit, ein kleines Fazit zu ziehen. Das präsentierte die Architektin und Galeristin mit Claudia Flörke, der Chefin des Kulturamtes, dem Landsberger Kulturausschuss.
„Ich bin sehr beglückt über dieses Experiment“, sagte Koletzko. Viele Jahre war sie im Hinteranger mit ihrem Architekturbüro zu Hause, das sich nach Arbeitsende abends oft in einen Ort für Kunst und Kultur entwickelte. „Es ist ein gewaltiger Unterschied. Das Klostereck ist der richtige Ort“, so die Kulturschaffende weiter. Denn der Projektraum locke an dem neuen, neuralgischen Punkt viele Besucher an, die zufällig vorbeikommen. Die großen Schaufenster würden auch viele Menschen neugierig machen, und so sei die ehemalige Leonhardikapelle perfekt geeignet, Kultur auf einem niederschwelligen Bereich anzubieten. „Der Raum bietet eine Offenheit. Ich weiß schon, worauf was ich mich einlasse, wenn ich über die Schwelle trete.“So würden auch junge Leute angesprochen und könnten einen Zugang zum Thema Kultur finden. Und aus einem Projekt entstünden oft zwei oder drei neue Ideen.“
Für den Projektraum am Klostereck gab es viel Lob im Kulturausschuss. „Da ist wirklich immer was los“, sagte Oberbürgermeister Mathias Neuner (CSU). Das niederschwellige Angebot lobte Stefan Meiser (ÖDP), und Moritz Hartmann (Grüne) sprach davon, dass es keine Hemmschwellen für junge Leute gebe. „Der Raum bietet Platz für viele Leute aus der Kultur und der Kreativwerkstatt. Es ist ein lebendiger Ort entstanden“, sagte Kulturamtschefin Claudia Flörke. Dritter Bürgermeister Axel Flörke (Landsberger Mitte) lobte das Engagement Koletzkos: „Sie stehen viele Stunden dort, und das ehrenamtlich. Das ist eine Bereicherung für die Stadt.“
Allerdings ist es ein Versuch auf Zeit. Der Mietvertrag mit der Stadt endet am 31. März 2019. Dann sollen die Räume saniert werden. „Ich hab’ schon ein paar Ideen, was ich machen könnte“, erklärt Catherine Koletzko auf Nachfrage und verweist darauf, dass ihr derzeitiges Engagement rein ehrenamtlich sei und sie für die Nutzung der Räume ganz normal Miete an die Stadt bezahle – und die sei kein Sparpreis. „Als das mit dem Klostereck spruchreif wurde, habe ich eine gemeinnützige Gesellschaft gegründet, die alles trägt. Ich bezuschusse das alles mit privatem Geld.“Allerdings gebe es ein kleines Budget aus dem Kulturfördertopf der Stadt, um Auftritte von Künstlern zu finanzieren, indem beispielsweise Fahrtkosten erstattet werden. Unterstützung gebe es durch das Kulturamt in Form von Plakaten und Öffentlichkeitsarbeit. Bislang fanden in den zurückliegenden Monaten rund 50 Veranstaltungen im „projekt...raum“statt. Zur Zukunft nach Ende des Mietvertrags kann sie bislang noch nichts Konkretes sagen. „Aber wir brauchen Orte, wo sich Menschen begegnen. Wo die einen was bieten und die anderen was geboten bekommen.“
Könnte es kulturell in den Räumen nach einer Sanierung weitergehen? Oberbürgermeister Neuner hält es für möglich, betont aber auch: „Die Entscheidung liegt beim Stadtrat.“Gleichwohl profitiere die Stadt von kulturellen Angeboten wie Projektraum oder Zederpassage, wo der Regionalverband Bildender Künstler mittlerweile dauerhaft zu Hause ist. Das Besondere am Projektraum sei die Vielfalt: „Viele verbinden Kultur immer nur mit Kunst. Aber das ist viel mehr.“
Der Mietvertrag endet am 31. März 2019