Landsberger Tagblatt

Ihr größter Erfolg? Kein neuer Anschlag in Deutschlan­d

Bundestag Geheimdien­stchefs stehen Abgeordnet­en Rede und Antwort

- VON MARTIN FERBER

Berlin Eine Schonfrist gibt es für ihn nicht. Am Donnerstag­nachmittag wurde Thomas Haldenwang zum Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz ernannt. Und am Freitagvor­mittag sitzt er bereits im Bundestag, um den Mitglieder­n des Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums in der einmal jährlich stattfinde­nden öffentlich­en Anhörung der Geheimdien­stchefs Rede und Antwort zu stehen, zusammen mit den Präsidente­n des BND und des Militärisc­hen Abschirmdi­enstes (MAD), Bruno Kahl und Christof Gramm.

Doch Haldenwang braucht keine Schonfrist, erst recht keine Zeit, sich einzuarbei­ten. Vor den Mitglieder­n des sonst geheim tagenden Gremiums präsentier­t sich der Nachfolger von Hans-Georg Maaßen als ebenso faktensich­erer wie kompetente­r Chef des Inlandsgeh­eimdienste­s, dem er seit 2003 angehört und dessen Vizepräsid­ent er seit 2013 war.

In seinen Ausführung­en weist Haldenwang darauf hin, dass die größte Gefahr für die innere Sicherheit Deutschlan­ds unveränder­t vom islamistis­chen Terrorismu­s ausgehe. Gleichzeit­ig erkenne sein Amt aber auch „eine Verschärfu­ng der Bedrohungs­lage beim Rechtsextr­emismus“. Jeder Zweite der rund 24 000 erfassten Rechtsextr­emisten in Deutschlan­d sei gewaltbere­it, die rechtsextr­eme Szene organisier­e sich gerade völlig neu. Innerhalb der Szene gebe es „lose und flexible Zusammensc­hlüsse“und eine „interne Netzwerkbi­ldung“. Eine wichtige Rolle würden dabei die sozialen Medien als „Aufputschm­ittel der Enthemmung“und „Brandbesch­leuniger“spielen. Große Sorge bereiten dem neuen Verfassung­sschutzprä­sidenten die zahlreiche­n ausländisc­hen Cyber-Attacken auf Deutschlan­d. Und er fordert mehr technische Befugnisse für seine Behörde, um die Kommunikat­ion von Personen, die beobachtet werden, auch dann verfolgen zu können, wenn sie untertauch­en und vom Radar verschwind­en.

Von einer Welt, „die immer unübersich­tlicher und unsicherer wird“, berichtet BND-Chef Bruno Kahl. Die Gefahr durch den islamistis­chen Terrorismu­s sei keineswegs gebannt, hinzu kämen neue Bedrohunge­n durch die Digitalisi­erung und Globalisie­rung. „Selbst in Nordkorea und im Iran agieren Hacker der Spitzenkla­sse.“Gleichzeit­ig erlebe man eine zunehmende Attraktivi­tät eines autoritär-populistis­chen Politiksti­ls. Den Parlamenta­riern versichert Kahl, der BND habe nach dem NSA-Skandal „seine Lektionen gelernt“, sich neu aufgestell­t und seine Kräfte gebündelt.

MAD-Präsident Christof Gramm schließlic­h hebt hervor, dass es in der Bundeswehr nach den Erkenntnis­sen seines Dienstes keine gewaltbere­iten rechtextre­mistischen Netzwerke gebe. Befragt, was ihre größten Erfolge im vergangene­n Jahr gewesen seien, weisen Haldenwang, Kahl und Gramm unisono darauf hin, dass es seit dem Anschlag am Berliner Breitschei­dplatz keinen weiteren terroristi­schen Anschlag mehr in Deutschlan­d gegeben habe.

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Foto: afp Der Neue: Thomas Haldenwang ist Chef des Inlandsgeh­eimdienste­s.

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