Landsberger Tagblatt

Bitte ein Frauentaxi!

Sicherheit Nach den jüngsten sexuellen Übergriffe­n soll es in München künftig eine Taxi-Hotline für Frauen geben

- VON STEPHANIE LORENZ

München/Augsburg Zwei sexuelle Übergriffe haben in München am vergangene­n Wochenende für Entsetzen gesorgt. In der Nacht auf Samstag verriegelt­e ein Taxifahrer während der Fahrt die Tür und fasste einer 22-Jährigen über der Kleidung an die Brust und in den Intimberei­ch. 24 Stunden später gab sich ein Mann als Shuttle-Fahrer eines Fahrdienst­es aus, den eine 17-Jährige kontaktier­t hatte. Er vergewalti­gte die Jugendlich­e.

Diese Vorfälle veranlasst­en den Münchner Sender Radio Gong 96.3 und die Taxizentra­le München nun dazu, die Initiative „Taxis von Frauen für Frauen“zu starten. Die Taxizentra­le, der 6000 Fahrer angehören, wird eine neue Hotline einrichten, unter der Frauen gezielt ein Taxi bestellen können, das von einer Frau gefahren wird. Zudem soll es eine Werbekampa­gne geben, um mehr Fahrerinne­n zu rekrutiere­n und auszubilde­n. Laut dem Radiosende­r sind nur knapp fünf Prozent der Münchner Taxifahrer Frauen.

In Augsburg sieht Ferdi Akcaglar, Vorstand der Taxigenoss­enschaft Augsburg, keine Notwendigk­eit für eine spezielle Frauen-Hotline. Kunden hätten immer die Möglichkei­t, über die normale Hotline nach einer Fahrerin zu verlangen, so wie man auch nach einem kleinen oder großen Wagen oder einer Einkaufsbe­gleitung fragen könne. „Hotline ist Hotline“, sagt Akcaglar. Dass explizit nach einer Frau gefragt werde, komme regelmäßig vor – in den vergangene­n acht Wochen etwa 20 Mal. Passiere etwas wie zuletzt in München, gebe es eine Zeit lang häufiger Anfragen. Akcaglar erinnert sich an einen Fall vor etwa fünf Jahren. Damals wurde eine massive sexuelle Belästigun­g durch einen Taxifahrer in Augsburg öffentlich. Das könne in der Menge der Fahrerscha­ft vorkommen, passiere aber sehr selten, wenn man die jährlich mindestens 1,5 Millionen Fahrten in Augsburg dagegenset­ze, sagt er. Taxifahren sei sehr sicher, alle Fahrer seien registrier­t. In Augsburg gibt es Akcaglar zufolge knapp 1700 registrier­te Taxifahrer, 190 davon Frauen. Für eine eigene Werbekampa­gne für Fahrerinne­n sieht er aber ebenso wenig Bedarf wie für eine eigene Hotline.

Ähnlich sieht das der Neu-Ulmer Taxi-Unternehme­r Harald Führer. Er glaubt, dass das Angebot wahrgenomm­en würde. Er wisse aus Erfahrung, dass Frauen sich mit Taxifahrer­innen wohler fühlten. So wie es Frauen gebe, die lieber zu einer Ärztin gingen als zu einem Arzt. Doch insgesamt sei es nicht praktikabe­l, eine Frauen-Hotline einzuricht­en. Dafür gebe es in Neu-Ulm mit zwei festen Fahrerinne­n und drei Aushilfskr­äften seines Wissens nach zu wenig weibliches Personal – und eben auch zu wenige konkrete Nachfragen.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Sexuelle Übergriffe lösten in München Debatten über die Sicherheit für Frauen in Taxis aus.

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