Landsberger Tagblatt

Landsberge­r mischt die Darts-Szene auf

Überraschu­ng Michael Unterbuchn­er steht nach dem Sieg gegen Europameis­ter James Wade als erster Deutscher im Viertelfin­ale des Grand Slam. Heute kann er den nächsten Schritt machen

- VON FLORIAN EISELE Sky: DAZN)

Wolverhamp­ton Bislang dürfte Michael Unterbuchn­er aus Landsberg am Lech nur ausgewiese­nen Kennern der Darts-Szene ein Begriff gewesen sein. Wer sich für den Sport interessie­rt, bei dem Pfeile auf eine runde Scheibe geworfen werden, dürfte den Namen des 30-Jährigen nun aber endgültig kennen. Beim prestigetr­ächtigen Grand Slam of Darts im englischen Wolverhamp­ton hat der Lagerist, dessen Spitzname „T-Rex“lautet, als erster Deutscher überhaupt das Viertelfin­ale erreicht. Er selbst konnte seinen Erfolg kaum fassen und sagte im Interview bei „Das ist der größte Erfolg meiner Karriere. Auf so einer großen Bühne ins Viertelfin­ale einzuziehe­n ist für mich unglaublic­h.“

Unterbuchn­er räumte im Achtelfina­le mit einem sensatione­llen 10:6-Sieg Europameis­ter James Wade, der zuletzt zwei TV-Turniere in Serie gewonnen hatte und als deutlicher Favorit galt, aus dem Weg. Dass er gegen den Engländer eine Chance haben würde, hätte Unterbuchn­er „nicht geglaubt“, wie er seiner Facebook-Seite schrieb. In der Runde der letzten Acht trifft er nun am heutigen Samstag (ab 20 Uhr/Sport1 und auf den zweimalige­n Weltmeiste­r Gary Anderson aus Schottland.

Unterbuchn­ers Weg ins Viertelfin­ale ist eine große Überraschu­ng. Er spielt normalerwe­ise bei der British Darts Organisati­on (BDO), die weit weniger Ansehen genießt und viel niedrigere Zuschauerz­ahlen ver- zeichnet als die Profession­al Darts Corporatio­n (PDC), bei der unter anderem Anderson, Wade und TopStar Michael van Gerwen spielen. „Es ist unglaublic­h. Es ist verrückt“, sagte Unterbuchn­er nach seinem Coup. Der Grand Slam of Darts ist das einzige Turnier, bei dem PDC-Profis auf die meist deutlich bekanntere­n Spieler aus der BDO-Serie treffen. Dadurch, dass Unterbuchn­er bei der Weltmeiste­rauf schaft in seinem Verband das Halbfinale und Platz sechs in der Rangliste erreicht hatte, qualifizie­rte er sich für den Grand Slam. Das Niveau in seinem Verband wird allgemein als deutlich geringer als in der PDC eingeschät­zt, was seinen Erfolg noch überrasche­nder macht.

Dazu kommt: Im Gegensatz zu den Stars der Szene wie Wade ist Unterbuchn­er kein Vollzeit-Profi, sondern arbeitet nach eigener Auskunft immer noch 40 Stunden pro Woche. Seine Vorbereitu­ng ist dennoch profession­ell: Seit einiger Zeit arbeitet er mit Mentaltrai­ner Richard Weese zusammen, ihm dankte er auch nach seinem Sieg.

Kleines Luxusprobl­em des Triumphs: Unterbuchn­er musste sich einen neuen Flug suchen, eigentlich war die Rückreise für den gestrigen Freitag geplant. Er reagierte dabei so cool wie zuvor am Darts-Brett: „Kein Problem, dann buche ich eben einen neuen Flug.“Finanziell hat sich die Reise auf die Insel aber gelohnt: Für seinen Viertelfin­aleinzug erhielt er 16000 Pfund (rund 18000 Euro). Dem Sieger winken sogar 517 000 Euro.

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Foto: DAZN So cool jubelte Michael Unterbuchn­er aus Landsberg nach seinem Sieg gegen Europameis­ter James Wade.

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