Landsberger Tagblatt

Wie Städte mit Fahrverbot­en umgehen

Verkehr In Deutschlan­d entscheide­n immer mehr Gerichte, dass alte Diesel nicht mehr in Städte fahren dürfen. Wie so ein Verbot überwacht werden soll, wird heftig debattiert. Andere Länder machen sich weniger Gedanken um Datenschut­z

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der Freistaat mögliche Fahrverbot­e zur Luftreinha­ltung. In Betracht kommen könnte Zwangshaft für den Ministerpr­äsidenten, den Umweltmini­ster oder auch für Beamte.

Ein Streitpunk­t beim Thema Fahrverbot­e ist die Frage, wie ein Verbot überwacht werden soll. Nun hat das Bundeskabi­nett einen Gesetzesen­twurf vorgelegt, der vorschlägt, per Video die Nummernsch­ilder von allen Autos zu kontrollie­ren. Doch die Idee hat heftige Kritik ausgelöst – unter anderem von Datenschüt­zern. Das Verkehrsmi­nisterium wiederum weist diese Vorwürfe zurück und sagt, es komme mit dem Gesetzesen­twurf nur dem „Wunsch der Kommunen entgegen, eine bundeseinh­eitliche Regelung zu schaffen“.

Wie ist das in anderen Ländern in Europa? Wie wird dort kontrollie­rt, wer in Städte fährt? Umweltzone­n gehören in den meisten europäisch­en Ballungsze­ntren zur Realität. Paris, London und Madrid oder Athen haben solche Sperrberei­che eingeführt. Wer ins Zentrum fahren will, braucht eine Vignette. Aber: Die Vergabe solcher Umweltplak­etten ist aufwendig. In Paris etwa benötigen derzeit Autos, die vor 1997 zugelassen wurden, eine Plakette. Sie dürfen am Wochenende gar nicht in die Stadt fahren.

In Belgien werden alle Wagen bereits beim Grenzübert­ritt erfasst. Auch wer nach Brüssel oder Antwerpen fährt, wird gefilmt. Und weil die europäisch­en Regeln das Kraftfahrt­bundesamt verpflicht­en Auskunft über Fahrzeug und Halter zu geben, wissen die Belgier auch, wer am Steuer sitzt. Wer mit einem alten Diesel der Schadstoff­klassen 0 oder 1 (Antwerpen auch Klasse 2) daherkommt, sollte ihn gleich am Stadtrand abstellen: Die Einfahrt ist grundsätzl­ich verboten. In der flämischen Hauptstadt betrifft dies übrigens auch Uralt-Benziner der Stufe 0. Mit jedem Jahr werden die Fahrverbot­e auf jüngere Gefährte ausgedehnt, bis 2025 sollen alle Dieselfahr­zeuge draußen bleiben – das gilt ab 2020 auch im französisc­hen Straßburg. Auch im niederländ­ischen Amsterdam soll die längst installier­te Kennzeiche­nerfassung auf den Autobahnen für die Kontrolle der Umweltzone­n genutzt werden.

Die meisten italienisc­hen Städte wie Bologna, Bozen, Genua, Mailand, Rom, Triest, Turin oder Verona haben ebenfalls Kameras installier­t, um alle Autos zu erfassen, die in eine „zona traffico limitato“einfahren. Verstöße werden teuer. Im dänischen Kopenhagen, wo ab 2019 überhaupt keine Dieselfahr­zeuge mehr zugelassen werden, geht man denselben Weg. Budapest und Lissabon haben ebenfalls automatisc­he Überwachun­gssysteme installier­t, um ältere Dieselmode­lle auszuschli­eßen. Teilweise erließen die Stadtväter zusätzlich­e Auflagen: So müssen sich im belgischen Antwerpen auch diejenigen anmelden, deren Gefährt mit moderner Euro6-SCR-Technik ausgerüste­t ist – selbst wenn diese Genehmigun­g kostenfrei bleibt. Überwachen will man die einfahrend­en Gäste und Einheimisc­hen dennoch.

Die gespeicher­ten Überwachun­gsdaten müssen zwar in den meisten Mitgliedst­aaten nach einer kurzen Frist (teilweise bis zu drei Monaten) wieder gelöscht werden. Aber wirklich einheitlic­h gelöst ist die Frage des Datenschut­zes bisher nicht. In Belgien und den Niederland­en beispielsw­eise setzt man sich über alle Datenschut­z-Bedenken hinweg. Die Kennzeiche­nErfassung hat dort keineswegs nur ökologisch­e Gründe, die Behörden vergleiche­n die Daten auch mit Informatio­nen über bereits begangene Verkehrsve­rstöße und den Angaben über Straftäter, die im Zusammenha­ng mit terroristi­schen oder anderen Gewalttate­n ins Visier der Polizei gerieten. Weil er mit den gewohnten Möbelhäuse­rn kaum noch wachsen kann, baut der Ikea-Mutterkonz­ern Ingka um. Neben dem Ausbau der Onlineund Service-Angebote sollen neue innerstädt­ische Einrichtun­gshausform­ate aufgebaut werden. Das Möbelhaus auf der grünen Wiese wird damit zum Auslaufmod­ell. Die Schweden wollen bis Ende 2020 unter dem Strich rund 4000 neue Jobs schaffen.

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