Keine Lust auf Militär
Kritik Der dänische Prinz Nikolai hat seinen Wehrdienst vorzeitig quittiert und jobbt lieber – für ihn lukrativ – als Model auf dem Laufsteg. Viele Landsleute sind empört
Kopenhagen Wo bleibt bloß das Pflichtgefühl für die königliche Familie? Das fragen sich derzeit viele Dänen. Der erst 19-jährige Prinz Nikolai von Dänemark ist momentan nämlich mit eher wenig royal anmutenden Aktivitäten beschäftigt. Erst kürzlich posierte das gefragte Fotomodel mit einem Mitarbeiter der Autoverleihfirma Sixt vor einem Renault Clio, den er sich ausleihen wollte. Die Firma nutzte die Gelegenheit für eine Werbemeldung mit dem Titel: „Prinz Nikolai hat sich dazu entschieden, Abonnent von Sixt-all-inclusive zu werden.“Prompt hagelte es Kritik. In dieser Woche entschuldigte sich der Hof dafür: „Königliche Hoheiten machen keine Werbung für Unternehmen oder Produkte. Prinz Nikolai beklagt das Versehen“, teilte ein Sprecher mit.
Unterdessen sind konservative Royalisten über weitaus mehr als das empört. Der älteste Sohn von Prinz Joachim, 49, und Enkelsohn der 78-jährigen Königin Margrethe II. bricht mit alten Traditionen.
Erst im August hatte der frischgebackene Abiturient, wie früher sein Vater auch, seinen zweijährigen Militärdienst in Dänemark aufgenommen. Nach dem Grundwehrdienst sollte Nikolai – Platz sieben der dänischen Thronfolge – sich dabei weiter zum Reserveoffizier ausbilden lassen. Damit zeigte er sich zunächst auch einverstanden. Im Militär „werde ich ein Teil von etwas Größerem als ich selbst sein“, freute er sich seinerzeit im Magazin
Doch schon im Oktober brach er den grauen Kasernenalltag gänzlich ab. „Alle waren lieb und es war so, wie sich der Prinz das vorgestellt hat. Es passte ihm aber einfach nicht“, ließ die Mutter des 19-Jährigen verlauten. In Dänemark gibt es zwar eine Wehrpflicht. Das Gesetz ist jedoch praktisch außer Kraft, weil es so viele Freiwillige gibt, dass niemand unfreiwillig dienen muss.
Was genau Prinz Nikolai nicht am Kasernenleben gefallen hat, ist unbekannt. Vielleicht hat der Abbruch auch damit zu tun, dass der Prinz schon während der Zeit um sein Abitur herum eine schönere Welt kennengelernt hatte, mutmaßen manche Untertanen. Seit Februar arbeitet er nämlich auch als Topmodel für eine bekannte Agentur, die ihn für Lifestyle-Magazine und Laufstege bucht und um die Welt schickt.
Auch wenn die Agentur behauptet, dass sie Prinz Nikolai nur wegen seines Aussehens unter Vertrag genommen hat, unken die Untertanen, dass er eher wegen seines Titels so gefragt ist. Nikolai war beispielsweise schon für das Label Burberry auf dem Catwalk in London unterwegs. Demnächst wird der „Modeprinz“, wie die Dänen ihn nennen, am 30. November für die Topmarke Dior in Tokio laufen. Prinz Nikolai will sich nun erst im Herbst 2019 an der Universität für sein Wirtschaftsaber studium einschreiben. Bis dahin werde er sich weiter als Model betätigen, heißt es von der Agentur.
Und er erhält Rückendeckung: Vater und Mutter stünden „zu hundert Prozent“hinter den Modelplänen des Sohnes und seien „sehr stolz“, so eine Sprecherin der Mutter gegenüber dem Medium
Nicht nur konservative Royalisten üben Kritik am Lebensstil des jungen Prinzen, der ja auch Vorbild für andere junge Dänen sein soll. „Es gibt eine Grenze dafür, was man als Prinz machen kann. Und Werbung für Privatunternehmen zu machen, ist eine klare Überschreitung dieser Grenze“, sagt etwa der dänische Königshausexperte Sören Jakobsen der großen Zeitung Der Prinz habe kein Gespür dafür, was er machen darf und was nicht. Das hätten ihm die Eltern nicht beigebracht, kritisiert er.
„Titel verpflichten, ansonsten verliert die Königsfamilie ihre Aura, und wenn das passiert, verliert sie ihre Existenzberechtigung“, warnt Jakobsen.
Immerhin: Der Enkel bekommt keine Apanage von seiner Großmutter Königin Margrethe II. Das halten die Befürworter seines unkonventionellen Lebensstils entgegen. Unter einer Apanage versteht man die Abfindung nicht regierender Mitglieder eines Adelsgeschlechts mit Landbesitz, Einkünften aus Liegenschaften oder Geldzahlungen zur Ermöglichung eines standesgemäßen Lebenswandels. „Er soll raus ins Leben und sich selbst versorgen“, hieß es nach dem Abitur vonseiten des Hofhistorikers Lars Hovbakke Sörensen über die Pläne des Enkels der Königin.
Die Modelagentur kündigte an, dass sie deutlich höhere Honorare für das Mitwirken des Prinzen an Modeschauen berechnen werde, als das bei gewöhnlichen 19-jährigen Models der Fall ist. Laut Schätzungen in der dänischen Presse soll Prinz Nikolai für einen Laufstegauftritt zwischen 50000 und 100000 Kronen (6700 bis 13400 Euro) erhalten. Santiago de Chile Weltweit werden die Menschen immer dicker. Das beklagen Wissenschaftler seit Jahren. Diese Entwicklung macht auch vor den Menschen in Südamerika nicht halt. In Lateinamerika und der Karibik sind 60 Prozent der Bevölkerung übergewichtig. Wirtschaftswachstum, zunehmende Urbanisierung und höhere Durchschnittseinkommen gelten als Gründe dafür. Spitzenreiter sind die Bahamas (69 Prozent Dickleibige), Mexiko (64 Prozent) und Chile (63 Prozent).
Auch vor der Jugend macht der Trend keinen Halt. 44,5 Prozent aller Kinder in Chile sind laut OECD übergewichtig. Damit übertrifft das südamerikanische Land selbst den langjährigen Spitzenreiter USA (39,9 Prozent). In Mexiko sind es 35 Prozent der jungen Menschen.
Kaum ein Land reagierte darauf so radikal wie Chile, wo man gar von einer „Epidemie“sprach. Dort gibt es nun Warnsymbole auf ungesunden Lebensmitteln. Die markierten Produkte dürfen nicht mehr auf Schulhöfen verkauft werden. Tagsüber ist Werbung für diese Lebensmittel in Fernsehen, Radio und Kino verboten. Von den Neuregelungen waren etliche Hersteller betroffen. Konzerne wie Kellogg’s mussten Zeichentrickfiguren von ihren Müslischachteln entfernen, das Kinder-Überraschungsei wurde komplett aus den Regalen verbannt. Auch McDonald’s musste sein berühmtes Happy Meal in Filialen in Chile anpassen. Ferrero zog zwar vor Gericht – allerdings ohne Erfolg.
In Chile haben die neuen Gesetze bereits Wirkung gezeigt. Schon vor Inkrafttreten des Gesetzes hatten 20 Prozent der Hersteller die Menge an Salz, Zucker, Fett und Kalorien reduziert. Abgenommen haben die Chilenen allerdings noch nicht, sagt die frühere Gesundheitsministerin Carmen Castillo, die diese Entwicklung einleitete. Es wäre verfrüht, nach so kurzer Zeit eine Bilanz zu ziehen. Dennoch sei Chile zu einem Vorbild für andere Länder geworden.