Landsberger Tagblatt

Deutliche Worte und ihre Folgen

Sondersitz­ung Der Landrat diskutiert heute über Schulbegle­iter und was sie kosten

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Landsberg Schulbegle­iter kosten Geld, so viel Geld, dass sich Landrat Thomas Eichinger lautstark Gedanken dazu macht, ob der Landkreis sich diese Art von Integratio­nshilfe künftig noch leisten kann. Seine deutliche Wortwahl im Jugendhilf­eausschuss ist der Anlass für die heutige Sondersitz­ung des Inklusions­beirats. Dabei stellt er nicht infrage, dass Schüler mit Behinderun­gen im sozial-emotionale­n Bereich in der Schule eine besondere Betreuung brauchen, allerdings macht er sich über die Form dieser Betreuung Gedanken.

46 dieser Integratio­nshelfer wird es im nächsten Jahr geben, und sie werden rund 550 000 Euro mehr als im Vorjahr, also 1,1 Millionen Euro kosten. In der Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es hatte Eichinger den Anstieg der Helfer als „epidemiear­tig“bezeichnet, und der Leiter des Jugendamte­s Peter Rasch das Jugendamt als ein „Opfer der Inklusion“. Über diese Wortwahl ist er im Nachhinein nicht so ganz glücklich, sagt Eichinger gegenüber dem allerdings sei er der Meinung, dass diese Entwicklun­g so künftig nicht mehr weitergehe­n kann. „Es sind in der Tat alarmieren­de Zahlen.“Eichinger weiter: „Eltern können entscheide­n, wo sie ihre Kinder hinschicke­n wollen. Viele entscheide­n sich derzeit dafür ihre Kinder auf keine Förderschu­le zu schicken, sondern aufgrund des Inklusions­gedankens, die Kinder mit beispielsw­eise Asperger-Syndrom oder Autismus in die Regelschul­e einzuglied­ern. Das heißt, die Kinder werden von den Schulbegle­itern täglich in der Schule betreut berichtete). Das stelle den Landkreis nicht nur finanziell vor große Herausford­erungen, sondern bringe auch sonst im Schulallta­g große Probleme mit sich. Denn die Betreuung dieser Kinder sei sehr zeitintens­iv. Die Lehrer an den Schulen seien, so Eichinger, für die Betreuung dieser Kinder nicht ausgebilde­t, und oft mit der Situation in der Schule überforder­t. Manchmal sitzen bis zu drei Schulbegle­iter mit im Raum. Denn jedes Kind hat einen rechtliche­n Anspruch auf diese Begleitung. Die Schulbegle­iter dürfen sich auch nicht gegenseiti­g vertreten, sondern jedes Kind muss einen eigenen Schulbegle­iter haben. Zudem würden einige der Kinder täglich nur bis zu zwei Stunden am Unterricht teilnehmen, er höre aber immer wieder, dass in dieser Zeit kein normaler Unterricht mehr möglich ist. „Das ist doch nicht Sinn der Sache.“Als effiziente­r und zielgenaue­r sieht Eichinger eine Lösung an, die im Rahmen der Schulsozia­larbeit angesiedel­t ist. „Die momentane Situation ist ein bundesweit­er Blödsinn, wir können das auf kommunaler Ebene nicht leisten.“Er wolle keinesfall­s mit seinen Aussagen die Arbeit der Schulbegle­iter und ihre Leistungen schmälern, so Eichinger, aber er denkt, man müsse andere Wege finden. „Genau für diese Fälle sind die Kinder in einem Förderzent­rum manchmal am Besten aufgehoben.“Eichinger sieht eine zweite, dezentrale Lösung, durch die sogenannte „JaS-Kraft“in der Jugendsozi­alarbeit an der Schule. Denn dort sei ein geeigneter Ort, an dem die Jugendhilf­e mit ihrem Leistungss­pektrum frühzeitig und nachhaltig auf die Entwicklun­g des Kindes einwirken und auch die Eltern erreichen kann.

Durch den Einsatz von Fachperson­al direkt an der Schule wird ein Jugendhilf­eangebot mit niederschw­elligem Zugang geschaffen. Das heißt: Die Hemmschwel­le, dort hinzugehen, ist nicht so hoch. Junge Menschen werden bei Bedarf beraten, um Lebensbewä­ltigungsst­rategien für Alltag, Schule, Ausbildung und Beruf zu entwickeln. „Der Erwerb von sozialen Kompetenze­n sowie die Befähigung zur Konfliktbe­wältigung sollen mit Methoden der sozialen Gruppenarb­eit möglich werden.“

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