Landsberger Tagblatt

Abschied von einem Landsberge­r Urgestein

Nachruf Max Doll betrieb den beliebten Bastellade­n in der Vorderen Mühlgasse und war jahrzehnte­lang im Stadtrat. Er wurde 93 Jahre alt

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Landsberg Der frühere Geschäftsm­ann und ehemalige Stadtrat Max Doll ist am Sonntag im Alter von 93 Jahren gestorben. Der Schreinerm­eister galt als Landsberge­r Urgestein und ist einer der Mitbegründ­er der Unabhängig­en Bürgervere­inigung (UBV), deren Ehrenmitgl­ied er war.

Sein Bastellade­n in der Vorderen Mühlgasse, den er mit seiner Frau Marianne 47 Jahre bis 2011 führte, war für viele Landsberge­r erste Anlaufstel­le.

Für die Schreinere­i, die sich ursprüngli­ch in dem Gebäude befand, war 1964 kein Platz mehr. Der Verkehr in der Vorderen Mühlgasse nahm zu und auf der Straße vor dem Haus war kein Platz mehr, um zu arbeiten oder Holz zu lagern. Die Schreinere­i zog an den Rand der Stadt. Die Idee, in den leerstehen­den Räumen ein Geschäft zu eröffnen, hatte Max Doll. Denn die Nachfrage nach Bastel- und Hobbybedar­f war groß.

Zwei Jahre nach der Eröffnung des Ladens wurde er für die CSU in den Stadtrat gewählt. Damals hieß der Oberbürger­meister noch Rudolf Engshuber. Mit einer Mischung aus Bürgernähe, Humor, zurückhalt­ender Bescheiden­heit, aber auch unnachgieb­igem Engagement setzte sich Max Doll vor allem für die Belange der Innenstadt ein. Er war unter den CSUlern einer derjenigen, die maßgeblich dazu beitrugen, dass mit der ursprüngli­ch nicht vorgesehen­en Kandidatur von Hanns Hamberger und dessen Wahl zum OB frischer Wind ins Rathaus kam. 1970 übernahm der „OB-Macher“dann das Stadtratsr­eferat für die Städtische­n Werke. Ein Amt, das er bis zu seinem freiwillig­en Ausscheide­n am 29. September 1994 innehatte. Allerdings gehörte Doll stets zu denjenigen, die auf die Mitsprache­rechte des Stadtrats und das Recht der Bürger auf Informatio­n pochten. Besondere Brisanz bekamen diese Forderunge­n bei der geplanten Ansiedlung des Großchemie­betriebs Eli Lilly zwischen Landsberg und Kaufering. Diese Industriea­nsiedlung hielt er sowohl strukturpo­litisch wie ökologisch für falsch und wurde auch, konsequent wie Doll immer war, einer der führenden Köpfe einer Bürgerinit­iative. Dabei scheute er auch nicht davor zurück, den Bruch mit der eige- nen CSU-Fraktion in Kauf zu nehmen. Mit Ludwig Schilling und Georg Eschenlohr initiierte er die Gründung der UBV. Deren Wahlerfolg 1978 löste in Landsberg ein kleineres kommunalpo­litisches Erdbeben aus. Fortan gab es nämlich keine absoluten Mehrheiten mehr im Stadtrat. Die UBV ist seit dieser Zeit ununterbro­chen im Stadtrat vertreten. Von 1988 bis 2000 stellte sie mit Franz Xaver Rößle gar den Oberbürger­meister. 1994 zog sich Max Doll im Alter von 70 Jahren freiwillig aus dem Ehrenamt Stadtrat zurück. Auf die Verleihung des Goldenen Ehrenrings an ihn verzichtet­e er, auch aus der Überzeugun­g, einfach nur seine Pflicht getan zu haben. Einmal kam jedoch selbst er nicht aus: Der ehemalige Landrat Erwin Filser, der Max Dolls Einstellun­g gegenüber Ehrungen allzu gut kannte, kam kurzerhand unangemeld­et und für Doll völlig überrasche­nd bei diesem vorbei. Dabei überreicht­e er ihm die Kommunale Verdienstm­edaille.

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