Landsberger Tagblatt

Penzing und der Fliegerhor­st

Bürgervers­ammlung Wie geht es mit dem Gelände weiter, wenn die Bundeswehr weg ist? Diese Frage beschäftig­t die Bewohner. Welche Ideen ein Professor aus Göttingen hat

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Penzing So einen kräftigen Zuspruch hatte die Penzinger Bürgervers­ammlung wohl selten: Im Saal des Gasthofs Frank drängten sich die Besucher, saßen fast wie die sprichwört­lichen Heringe in der Dose an den langen Tischreihe­n. Angelockt waren vermutlich die meisten von ihnen vom Punkt „Konversion Fliegerhor­st Penzing“. Selbst Kommunalpo­litiker aus Nachbarort­en zeigten Interesse an den Thema.

Zum Punkt „Konversion“war Professor Dr. Joachim Vossen aus Göttingen gekommen, der sich als Stadtplane­r Gedanken zur Nachnutzun­g des 270 Hektar großen Geländes gemacht hatte und diese vorstellte. Als Datum für die vorgesehen­e Rückgabe der Flächen seitens der Bundeswehr stehe nach wie vor der 31. Dezember 2019 im Raum, sagte Bürgermeis­ter Johannes Erhard. Die Soldaten seien großenteil­s abgezogen, lediglich eine Gruppe sei noch für den Betriebsun­terhalt da. Anfang Oktober sei durchgesic­kert, dass die Luftwaffe auf den Standort verzichte, vom Heer und auch von der Streitkräf­tebasis gebe es eine solche Aussage bisher nicht. Die Stillstand­süberprüfu­ng sei fast abgeschlos­sen. Wichtig sei ihm, so Erhard, dass die Sporthalle auf dem Gelände weiterhin von Penzinger Vereinen genutzt werden kann.

Generell sagte der Bürgermeis­ter über die Gebäude, dass viele davon unter Denkmalsch­utz stünden, bei einer Nachnutzun­g folglich nicht viel daran verändert werden dürfe. Zusätzlich sei, rein rechtlich gesehen, die Konversion­sfläche einfache landwirtsc­haftlich nutzbare Fläche. „Es ist kein Bauland“, sagte Erhard, für alle dort befindlich­en Gebäude, so sie erhalten bleiben, müsse nachträgli­ch Baurecht geschaffen werden. Dem Militär bleibe vorbehalte­n, Häuser und Hallen ohne Bebauungsp­lan zu errichten. Bei Gesprächen mit dem Landrat sei herauszuhö­ren gewesen, dass es Penzing allein nicht zuzutrauen sei, die Konversion zu stemmen. „Natürlich brauchen wir auch Landsberg, Kaufering und weitere Nachbargem­einden dazu.“Vorbild für ihn sei Fürstenfel­dbruck, dort seien vier Kommunen beteiligt.

Er präsentier­e heute ein Nutzungsko­nzept, das umgesetzt werden könnte, nicht müsse, sagte Professor Vossen. Es sei ein allererste­r Schritt. Wann und wie eine Umsetzung startet, sei derzeit unbekannt – schon weil das Rückgabeda­tum 31. Dezember 2019 keinesfall­s gesichert sei. Bekannt ist, dass die Gemeinde die Erstzugrif­fsoption hat. Derzeit könne er sich eine Dreiteilun­g der Flächen vorstellen, so Vossen. Da wäre einmal der Bereich Wohnen und Naherholun­g mit unterschie­dlichen Wohnformen und der notwendige­n Infrastruk­tur. Es solle ein gutes soziales, gemeinscha­ftliches Wohnprojek­t entstehen. Ein weiterer Teil sei für Arbeit und Forschung, für einen „Innovation­scampus Penzing/Landsberg“vorgesehen, mit schulische­n oder/und universitä­ren Einrichtun­gen.

Einen weiteren Teil, darunter die Start- und Landebahn sowie Hangars, würde der ADAC nutzen – als offenes, auch für andere Firmen nutzbares Testgeländ­e für Fahrassist­enzsysteme, Schulungsz­entrum und Museum. Die Investoren stünden „Gewehr bei Fuß“, sagte Joachim Vossen. Allerdings sei noch sehr viel ungeklärt. Die spannendst­e Frage werde sein, wie das Gelände in öffentlich­er Trägerscha­ft gehalten werden kann. Für Bürgermeis­ter Erhard ist der Zweckverba­nd Freiham dafür ein Vorbild. Derzeit, für die Zeit vor einer Umgestaltu­ng, habe die Gemeinde Penzing Anfragen für ein Rennen nach dem Vorbild früherer Flugplatzr­ennen vorliegen. Auch eine größere Musikveran­staltung sei angefragt worden.

Bedenken von den Zuhörern kamen bezüglich der auf dem Fliegerhor­st vermuteten Altlasten. Das gesamte Areal sei vor Jahren als Altlastenv­erdachtsfl­äche eingestuft worden, wusste eine Versammlun­gsteilnehm­erin. Altbürgerm­eister Ottmar Mayr mahnte ebenfalls die Überprüfun­g nicht nur auf Kampfmitte­l, sondern auch auf Altlasten an. Dazu sagte Johannes Erhard, derzeit laufe die „Phase II“, während der intensiver untersucht werde.

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Wie wird der Fliegerhor­st genutzt, wenn die Bundeswehr das Gelände zurückgibt? In Penzing (im Hintergrun­d) wird darüber viel diskutiert. Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigte sich bei der Bürgervers­ammlung im Gasthaus Frank.
Archivfoto: Thorsten Jordan Wie wird der Fliegerhor­st genutzt, wenn die Bundeswehr das Gelände zurückgibt? In Penzing (im Hintergrun­d) wird darüber viel diskutiert. Wie groß das Interesse an dem Thema ist, zeigte sich bei der Bürgervers­ammlung im Gasthaus Frank.

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