Einmal im Leben ganz nah an Mozart
Festival Die zweite Auflage des „Carl Orff Fest Andechs & Ammersee“widmet sich dem Vergleich der Musik Orffs mit dem Salzburger Genie Wolfgang Amadeus Mozart. Veranstalter bieten eine Mischung aus Konzert, Lesungen und Film
Dießen Es geht den Machern des Orff-Festes nicht um Chronologie, sonst hätten sie vielleicht den Genius Wolfgang Amadeus Mozart erst sehr viel später zum Thema gemacht. Es ist vielmehr so, dass Mozart jedem Musiker, ob klassisch oder in anderen Genres tätig, ein Leben lang begegnet, ihn begleitet und begeistert. Und schließlich befand Orff selbst: „Wenn man so alt wird wie ich und sein Leben lang Mozart gehört hat, bleibt am Schluss nur noch einer übrig ... Mozart.“So war das Thema für das zweite „Carl Orff Fest Andechs & Ammersee“vom 27. Juli bis zum 11. August schnell gefunden.
Florian Zwipf-Zaharia, nicht nur Veranstalter, sondern auch kongenialer Partner des Komponisten und Orff-Schülers Wilfried Hiller, erinnert bei der ersten Programmpräsentation im Orff-Anwesen am Dießener Ziegelstadel an das vergangene Jahr, als das Orff-Fest nach einer Zwangspause in veränderter Form wiederaufgenommen wurde. Ein Versuch, fürwahr, der jedoch prächtig gelungen ist. Zwar lassen die Zuschauerzahlen noch Luft, eine abwartende Neugier war aber deutlich zu spüren. Die Jugend, die Zwipf-Zaharia so gerne vom Meister begeistern möchte, kam mit dem damaligen Schwerpunkt „Tanz“aber nicht zurecht. „Heuer legen wir den Fokus auf die Stimme“, kündigt er ein Jugendprojekt an, das am 27. Juli 150 Sängerinnen und Sänger aus bayerischen Schulchören und ein Jugendorchester, die junge Philharmonie Oberschwaben, auf die Bühne des Florian-Stadels in Andechs bringen wird. Zusammen mit Bariton Thomas E. Bauer und Countertenor Johannes Euler werden sie unter dem Dirigat von Alban Beikircher das bekannteste Werk Orffs, die Carmina Burana, zur Aufführung bringen.
Der zweite Abend gehört dann wieder ganz dem großartigen Salz- burger. Der junge Pianist Kit Armstrong wird sich um diverse Klaviersonaten von Mozart kümmern, alle gespeichert im I-Pad, das er anstelle der auf Papier festgehaltenen Noten an seinem Flügel zu platzieren pflegt. Armstrong nimmt sich aber auch des „Gassenhauers“von Orff an. Natürlich dürfen bei einem Mozart-Projekt auch seine berühm- ten Briefe an das Bäsle, die geliebte Cousine, nicht fehlen, auf deren musikalisch-szenische Präsentation sich Florian Zwipf-Zaharia schon besonders freut. Zu sehen und zu hören am 2. August im Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing, und wer möchte, kann sich vorab bei einem Gala-Diner schon einmal in die richtige Stimmung bringen.
Als schöne Geste seitens des Klosters Andechs empfinden Hiller und Zwipf-Zaharia die Erlaubnis, den Bibliothekssaal des Klosters in die Reihe der Konzertorte wieder mit aufzunehmen. Dort wird es am 4. August zu einer Doppelveranstaltung kommen, einmal in familiengerechter Form mit Moderation am Vormittag und dann am Abend mit Arien und Opernszenen. „Die Kluge“von Carl Orff wird eine Rolle spielen, so Wilfried Hiller, und so manch einer werde sich wundern, wie viele Gemeinsamkeiten es mit Mozarts Zauberflöte oder Figaros Hochzeit doch zu entdecken gibt.
Noch ein Zitat von Carl Orff: „Ich würde mich freuen, wenn junge Menschen so mit meiner Musik umgingen.“Im vergangenen Jahr schon fühlte sich Wilfried Hiller diesem Wunsch verpflichtet und feierte mit der Hip-Hop-Band Einshoch6 einen generationenübergreifend umjubelten Abend. An die Stelle der Hip-Hopper treten dieses Mal Quadro Nuevo an die Seite der Münchner Symphoniker, die sich um das Volkslied „Die Gedanken sind frei“kümmern werden.
Dazu gibt es einen Filmabend über Orff, einen Kirchenchortag rund um den Ammersee wie auch eine bayerische Erstaufführung von Orffs Oper „Gisei“, bei der Florian Zwipf-Zaharia die Regie führt. Bereits jetzt läuft der Carl-Orff-Kompositionswettbewerb, in dem sich über 100 junge Komponisten mit Akkorden von Orff und Mozart auseinandersetzen. Zu hören sind die Werke übrigens laut Gerhard Müllritter, Vorsitzender des Wettbewerbs, ab 15. März im Internet auf der Homepage des Wettbewerbs (www.carl-orff-competition.de).
Wie immer wird das Festival von der Orff-Stiftung unterstützt, die erneut dessen Geburtstagsfest vor Ort am Ziegelstadel feiern wird – dieses Mal als eigenständige Veranstaltung. Und wer nicht so lange warten möchte, der kann sich Anfang Dezember schon einmal in das Thema reinsehen und auch reinhören. „Ludus de nato Infante mirificus“, Orffs Weihnachtsspiel, kommt als Lesung mit Musik, vor allem aber mit den Schauspielern Anna Maria Sturm und Robert Ludewig am 8. und 9. Dezember, um 19 beziehungsweise 15 Uhr in den Traidtcasten des Dießener Münsters.