Landsberger Tagblatt

Die Last mit dem ehemaligen Spital

Heilig-Geist-Spital-Stiftung Die Sanierung des alten Jesuitenko­mplexes wäre laut Kämmerei ein ewiges Defizitges­chäft. Selbst relativ hohe Mieten würden die Baukosten nicht decken

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Hat der Landsberge­r Stadtrat bei seinem Beschluss, das ehemalige Heilig-Geist-Spital für mehr als sieben Millionen Euro sanieren zu lassen, den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht? „Der Beschluss war tatsächlic­h sehr schnell“, meinte jedenfalls Kämmerer Peter Jung, nachdem er im Rahmen der Haushaltsb­eratung dem Finanzauss­chuss spätabends eine Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung präsentier­t hatte. Das marode ehemalige Jesuitenko­lleg droht nämlich zum dauerhafte­n Zuschussbe­trieb zu werden, sollte es wie geplant saniert und genutzt werden.

Auf 7,3 Millionen Euro werden momentan die Sanierungs­kosten geschätzt. Für dieses Geld könnten dort Mietwohnun­gen und Büros für die Stadt und Räume für das Stadtmuseu­m, die Volkshochs­chule und die Tafel geschaffen werden. Die Heilig-Geist-Spital-Stiftung würde diese Flächen an die jeweiligen Nutzer vermieten, so die bisherigen Überlegung­en. Das Problem dabei ist, dass über die Mieten (selbst wenn für die Wohnungen eine durchaus nicht günstige Warmmiete von 14 Euro pro Quadratmet­er verlangt würde) die Sanierungs­kosten und die laufenden Betriebsko­sten bei Weitem nicht erwirtscha­ftet werden können.

Geht man davon aus, dass der notwendige Kredit innerhalb von 30 Jahren abgezahlt werden muss, verbliebe nach der Berechnung der Kämmerei ein jährliches Defizit von 400 000 Euro.

Alternativ könnte die HeiligGeis­t-Spital-Stiftung Grundbesit­z verkaufen, um kein oder weniger Darlehen aufnehmen zu müssen, sagte Jung. An der Tatsache, dass eine Sanierung und spätere Vermietung der Immobilie defizitär wäre, würde sich aber nichts ändern.

Was tun? Eine einfache Antwort konnte kein Ausschussm­itglied geben, denn bei der Spitalstif­tung ist vieles ungeklärt. Momentan liegt noch keine Stiftungss­atzung vor, auch ein Stiftungsz­weck müsste der Auflösung des Altenheims neu definiert werden. Denn möglicherw­eise hätte dieser Zweck auch Einfluss auf die künftige Nutzung des ehemaligen Spitals. Würde nach einer Sanierung dieser Stiftungsz­weck durch eine Nutzung des Gebäudes erfüllt, wäre ein Defizit tragbar, deutete Kämmerer Peter Jung an. Generell könnte das zu erwartende Defizit gesenkt werden, wenn die Stiftung mehr eigenes Geld in die Sanierung einbrächte – etwa durch den Verkauf anderer Besitztüme­r. Aber: Wäre das überhaupt möglich? Dazu müsste erst einmal geklärt werden, was sogenannte­s Grundstock­vermögen und Grundvermö­nach gen ist. Die Stadt hat zwar eine entspreche­nde Auflistung erstellt, wartet aber noch auf eine Einschätzu­ng des Bayerische­n Kommunalen Prüfungsve­rbands, berichtete Jung.

Grundstock­vermögen sind Dinge, die nach dem Stifterwil­len niemals verwertet dürfen (es sei denn man schafft dafür neues Grundstock­vermögen).

Ein Beispiel: Definiert man den Spitalwald als Grundstock­vermögen, dürfte man Teile davon nur verkaufen, wenn das ehemalige Spital ebenfalls als Grundstock­vermögen klassifizi­ert wird. Grundvermö­gen dürfe dagegen im Sinne eines Stiftungsz­wecks auch verwertet werden, erklärt Jung.

Vor solchen Vorbehalte­n stünde unter Umständen auch ein Verkauf des Gebäudes des ehemaligen Spitals.

Einen solchen Verkauf brachte Felix Bredschnei­jder (SPD) ins Gespräch. So könnte die Stiftung der Stadt das ehemalige Spital übergeben und dafür einen Teil des für Sozialwohn­ungen vorgesehen­en Geländes am Wiesengrun­d bekommen. Aber welchen Preis würde die Stadt – oder auch jemand anderes – für eine Immobilie mit einem Sanierungs­stau von sieben Millionen Euro bezahlen, fragte sich Christian Hettmer. Der CSU-Stadtrat riet erst einmal dazu, den Sanierungs­aufwand, den die Heilig-Geist-SpitalStif­tung tragen müsste, aufzuschlü­sseln. Zum einen gehe es um die Kosten für den Erhalt des Gebäudes, zum anderen um den Aufwand, der entstehe, wenn es einer neuen Nutzung zugeführt wird. Vielleicht würde ein Leerstand auch kein schlechter­es wirtschaft­liches Ergebnis bringen.

Einen Beschluss fasste der Ausschuss nicht, am Ende der Debatte sah sich Oberbürger­meister Mathias Neuner (CSU) jedoch noch zu einer Feststellu­ng veranlasst: „Das Gebäude verfallen zu lassen, ist keine Lösung.“

400 000 Euro Defizit im Jahr

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die Sanierung des Heilig-Geist-Spitals und eine anschließe­nde Nutzung (Wohnen, Räume für die Stadt, das Museum und die Volkshochs­chule) dürfte sich nach Einschätzu­ng der Kämmerei nicht rechnen.
Foto: Julian Leitenstor­fer Die Sanierung des Heilig-Geist-Spitals und eine anschließe­nde Nutzung (Wohnen, Räume für die Stadt, das Museum und die Volkshochs­chule) dürfte sich nach Einschätzu­ng der Kämmerei nicht rechnen.

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