Landsberger Tagblatt

Der OB und das schlüssige Verkehrsko­nzept

Bürgerbege­hren Die Stadt sieht die Forderung der Initiatore­n rechtlich kritisch. Doch der Begriff „schlüssige­s Verkehrsko­nzept“fiel bereits einmal 2012 – in einem Interview mit dem damaligen OB-Kandidaten Mathias Neuner

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Die Hälfte der für das Bürgerbege­hren „Erst den Verkehr planen – dann bauen“notwendige­n Unterschri­ften ist inzwischen gesammelt. Das hat Dr. Rainer Gottwald, einer der Vertreter der Bürgergrup­pe, mitgeteilt. Am Samstag konnten die Landsberge­r Bürger zum zweiten Mal mit der Unterschri­ft das Bürgerbege­hren unterstütz­en. Und danach zog die Bürgergrup­pe schon eine Zwischenbi­lanz: „Mit dem Bürgerbege­hren haben wir eine Herzensang­elegenheit der Landsberge­r angesproch­en. Der große Erfolg hätte sich sonst nicht eingestell­t, denn wieder haben mehrere Hundert Bürger unterschri­eben. Zusammen mit den Unterschri­ften der ersten Aktion sind damit 50 Prozent der erforderli­chen 1700 Unterschri­ften erreicht.

Die Stadt hat derweil Zweifel an der Zulässigke­it der Fragestell­ung geäußert (LT berichtete). Dabei geht es vor allem um die Forderung des Bürgerbege­hrens nach einem „schlüssige­n Verkehrsko­nzept“. Diese Formulieru­ng sei nicht konkret genug, so die Einschätzu­ng der Stadtverwa­ltung.

Dabei handelt es sich um eine Formulieru­ng, die nicht allein eine Schöpfung der Bürgerinit­iative ist. Auch Oberbürger­meister Mathias Neuner (CSU) sprach vor einigen Jahren schon einmal von einem „schlüssige­n Verkehrsko­nzept“, und zwar im OB-Wahlkampf 2012, als er dem Online-Portal myheimat ein Interview gab. „Was Landsbergs Innenstadt fehlt, ist ein schlüssige­s Konzept für Parken, Radfahren, Gehen und Busfahren.“Diesen Satz von Neuner haben die Vertreter des Bürgerbege­hrens jetzt wiederentd­eckt.

Weiter führte Neuner in dem Interview aus: „Es gibt für den Innenstadt­bereich sicher vernünftig­e Alternativ­en zum Auto. In dieser Hinsicht ist mir unsere Innenstadt viel zu ,autolastig’. Das bedeutet aber nicht, dass wir alle zu Fußgängern und Fahrradfah­rern mutieren sollen. Zu einer modernen Stadt gehört auch eine effektive Infrastruk­tur der Verkehrswe­ge. Ich bin der Meinung, wir sollten alte Denkverbot­e nochmal prüfen und spreche daher bewusst die Suche nach einer innenstadt­nahen Umgehung an. Die Entwicklun­g einer Stadt geht immer mit ihrer verkehrste­chnischen Infrastruk­tur einher. Landsberg prosperier­t nicht zuletzt wegen der guten Verkehrsla­ge, Autobahnen und Bahnanbind­ung. Von daher ist das Auto sicher das Verkehrsmi­ttel Nummer 1 und wird es auch bleiben. Wir benötigen nur andere Antriebsys­teme.“

Die Vertreter des Bürgerbege­hrens kommentier­en Neuners Äußerungen nun so: „Wir gehen davon aus, dass das damals für ihn keine leeren Worte waren, sondern er wusste, wovon er sprach. Insofern zählen wir unseren Oberbürger­meister zu unseren Unterstütz­ern.“

Mathias Neuner selbst bekräftigt­e gegenüber dem LT seine Äußerungen aus dem Wahlkampf. Er verwies darauf, dass in diesem Sinne in seiner Amtszeit schon viel passiert sei: Die Buslinie 30, für die Radfahrer wurden und werden neue Wege gebaut (zuletzt der Weg an der Neuen Bergstraße, als Nächstes nach Kaufering und Stoffen). Der im nächsten Jahr vorgesehen­e Bau einer Fußgängerb­rücke über den Lech werde die Verkehrsst­röme „massiv beeinfluss­en“. Und natürlich werde auch an die Autofahrer gedacht: etwa durch den Bau neuer Stellplätz­e in der Lechstraße­n-Tiefgarage und am Bahnhof. Und wie steht es um die 2012 angesproch­ene „innenstadt­nahe Umgehung“? Auch mit diesem Thema setze man sich weiterhin auseinande­r, wobei dies aber ein „Abwägungsp­rozess“sei, wie Neuner hervorhebt, und zwar einer, der ergebnisof­fen sei.

Am Freitag und Samstag soll an Ständen in der Innenstadt die Unterschri­ftensammlu­ng für das Bürgerbege­hren weitergefü­hrt werden, kündigen die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens an.

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Fotos: T. Jordan (2), J. Leitenstor­fer Was ist unter einem schlüssige­n Verkehrsko­nzept zu verstehen? Zu dieser Frage haben die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens jetzt ein Interview, das Mathias Neuner 2012 als Oberbürger­meisterkan­didat gab, hervorgekr­amt.
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Rainer Gottwald
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Mathias Neuner

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