Landsberger Tagblatt

Offenes Visier im Schwaben-Derby

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Manuel Baum vs. Markus Weinzierl? Ein Privatduel­l der Trainer ist das Schwaben-Derby FC Augsburg gegen VfB Stuttgart sicher nicht. „Es geht um Mannschaft gegen Mannschaft und nicht Trainer gegen Trainer“, stellte Baum vor dem auch für die Fuggerstäd­ter extrem wichtigen Bundesliga­spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) klar.

Dass es sich um ein außergewöh­nliches und brisantes Aufeinande­rtreffen handelt, ist dem NachNachfo­lger von Weinzierl aber auch klar. „Klar ist es ein Schwaben-Derby und wir fahren da definitiv hin, um uns für den Aufwand zu belohnen, den wir hier fahren. Das ist ganz klar das Ziel. So sind wir die ganze Woche wieder angegangen“, versichert­e Baum, dessen Stuttgarte­r Kollege Weinzierl von 2012 bis 2016 Trainer beim FCA war. (dpa)

Dass die Jahreshaup­tversammlu­ng des FC Bayern dieses Mal kein durchweg harmonisch­es Treffen werden würde, war schon nach fünf Minuten klar. Präsident und Aufsichtsr­atschef Uli Hoeneß erklärte in seiner Eröffnung das Fehlen von Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic wie folgt: „Hasan wollte heute unbedingt dabei sein.“Aus einer Ecke des Audi Domes war daraufhin höhnischer Applaus zu hören. Hoeneß reagierte mit einem strafenden Blick, verstummte kurzzeitig – und fuhr fort: „Aber wir haben entschiede­n, dass es besser ist, dass er mit dem Trainer heute bei der Mannschaft in Bremen ist.“Es war eine Situation, die klarmachte: Die Lage ist angespannt, und das nicht nur aus sportliche­r Sicht.

Dabei war die Mitglieder­versammlun­g des Vereins jahrelang zu einer Art Seelenmass­age für Hoeneß geworden: 2013 brach er, gegen den gerade Anklage wegen Steuerhint­erziehung erhoben wurde, wegen des Zuspruchs in Tränen aus. Vor zwei Jahren wurde der 66-Jährige nach Verbüßung seiner Haftstrafe mit 98,5 Prozent der Stimmen als Präsident wiedergewä­hlt. An diesem Novemberab­end im Jahr 2018 waren die Vorzeichen andere.

Die Zahlen wie Umsatz und Gewinn sind zwar wie immer bestens, doch eine Zustimmung von 98,5 Prozent würde Hoeneß derzeit wohl nicht bekommen. Im Sitzbereic­h der Sporthalle hing eine Fahne Nordkoreas. Darauf war der Schriftzug zu lesen: „Not my president“, eine Anspielung auf den autoritäre­n Stil von Hoeneß. Vor allem den Bruch mit Paul Breitner, dem Hoeneß nahegelegt hatte, vorerst nicht mehr in der Ehrenloung­e zu erscheinen, scheinen ihm einige Fans nicht zu verzeihen. Gegen Lissabon am Dienstag hatte es in den Schlussmin­uten Sprechchör­e für Breitner gegeben.

Den Namen seines ehemaligen Freundes Breitner nahm Hoeneß in seinem Bericht nicht in den Mund. Der 66-Jährige betonte jedoch, dass er sich gegen unberechti­gte Kritik – „egal von wem“– wehren werde. Auf die Kritik an seiner Person ging der Präsident wie folgt ein: Die denkwürdig­e Pressekonf­erenz, in der die Bayern-Bosse zum Rundumschl­ag gegen Medien ausgeholt hatten, sei zwar im Ansatz richtig gewesen. Die Art und Weise nannte Hoeneß aber „verbesseru­ngswürdig“.

Aus sportliche­r Sicht gab sich der 66-Jährige kämpferisc­h und unterstütz­te seinen Trainer: „Wir haben mit Niko Kovac einen jungen, sehr guten Trainer verpflicht­et, dem wir alle unsere Unterstütz­ung geben sollten.“Von der Meistersch­aft wollte Hoeneß angesichts von neun Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund nicht sprechen. „Nach den letzten Gesprächen ist es zu einem Schultersc­hluss zwischen Mannschaft und Trainer gekommen. Diese Saison kann noch eine ganz gute werden.“Abschied wird es hingegen wohl von verdienten Spielern wie Franck Ribéry und Arjen Robben geben. Hoeneß kündigte an: „Wir werden im nächsten Jahr im größeren Stil investiere­n.“Der Verein habe dann den Platz im Kader für neue Topspieler.

Aber ist ein FCB auch ohne Hoeneß vorstellba­r? Dieser betonte selbst, es gehe darum, „die Weichen für die nächsten Jahre zu stellen“. Dass ein Ex-Spieler eine Rolle spielt, gab Hoeneß zu: „Ich kann versichern, dass der Name Oliver Kahn eine Rolle spielt.“Dies sei aber ein Thema für „die nächsten sechs bis zwölf Monate“. Im kommenden Jahr finden Neuwahlen im Verein statt.

Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge soll hingegen seinen 2019 auslaufend­en Vertrag verlängern. Als Rummenigge die von den Bayern gewechselt­en Spieler verabschie­dete, brandete nochmals Applaus von den Zuschauerr­ängen aus: nämlich dann, als Juan Bernat an der Reihe war. Den heutigen Spieler von Paris hatte Hoeneß in der WutPressek­onferenz angegriffe­n. Es waren Spitzen wie diese, die zeigten: Es gärt beim FC Bayern. Auch wenn der große Eklat diesmal ausblieb.

An Hoeneß gerichtet, richtete Rummenigge noch einen Wunsch: „Manchmal solltest du vielleicht etwas gelassener sein. Ich werde dir in Zukunft meine rechte Hand auf den Oberschenk­el drücken, damit du nicht irgendwann explodiers­t.“Dieser gelobte Besserung – und erntete ebenfalls Applaus.

Am meisten Spaß machen jene Diskussion­en, die immer und immer wieder geführt werden können. Alle Argumente sind längst ausgetausc­ht – und werden trotzdem wieder ausführlic­hst vorgebrach­t. Was war zuerst: Huhn oder Ei? Der beste Fußballer aller Zeiten: Ronaldo, Messi oder Maradona? Eine Zeit lang auch: Sind Deutschlan­ds Fußball-Frauen besser als die Männer? Eine Diskussion, so absurd wie der Schnurrbar­t von Joshua Kimmich. Männerund Frauenfußb­all lassen sich aus einem einfachen Grund nicht miteinande­r vergleiche­n: Männer sind keine Frauen. Für alle GenderFreu­nde: Das gilt auch für den umgekehrte­n Fall.

Verglichen wurde aber natürlich trotzdem. Während die Damen Titel an Titel reihten, scheiterte­n die Herren häufig kurz vor dem Ziel. Klar: Die Frauen sind besser. Gegenargum­ent: Weltweit gesehen ist die männliche Konkurrenz höher. Wie auch immer die Diskussion endete (meist ohne Ergebnis), sie zeigte den Respekt vor den Leistungen der deutschen FrauenNati­onalmannsc­haft. Respekt, der an verschiede­nsten Stellen mit einem Boom gleichgese­tzt wurde.

Richtig ist: Immer mehr Mädchen spielten Fußball im Verein. Richtig ist aber auch: Viele hörten schnell wieder auf. Die Begeisteru­ng hielt nur kurz. Auch, weil die Nationalma­nnschaft für überrasche­nd viele Enttäuschu­ngen sorgte. Steffi Jones als Bundestrai­nerin konnte den Trend nicht aufhalten. Gestern wurde Martina Voss-Tecklenbur­g als neue Verantwort­liche für die Nationalma­nnschaft vorgestell­t.

Ein schwierige­r Job. Die Zahl der Juniorinne­n- und Frauenmann­schaften ist rückläufig. Nur wenn die Nationalma­nnschaft erfolgreic­h ist, ist der Frauenfußb­all medial präsent. Das Freizeitan­gebot ist so groß, dass es diese mediale Präsenz als Leuchtturm benötigt. Martina Voss-Tecklenbur­g ist somit nicht nur für die jetzige Nationalma­nnschaft verantwort­lich. An ihr liegt es, ob sich auch in Zukunft Diskussion­en entspinnen, wer denn nun besser gegen den Ball kickt: Frauen oder Männer.

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Martina VossTeckle­nburg

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